Endre Kamarás, Marco Wolfrum
Im Folgenden wird ein hypothetisches mittelständisches Produktionsunternehmen betrachtet, bei dem neben einer integrierten GuV- und Bilanzplanung (mit daraus abgeleiteter Liquiditätsplanung) die relevanten Informationen zu wesentlichen Risiken vorliegen, um darauf basierend eine Risikoaggregation durchzuführen.
4.1 Unternehmensplanung
Erfassung/Erzeugung von Plandaten
Das Beispielunternehmen führt für die nächsten 2 Jahre eine detaillierte Planung durch. Hierbei plant es ausgehend aus dem letzten abgeschlossenen Jahr (01) für das Folgejahr kein Wachstum und anschließend ein Wachstum von 10 %. Dabei wurde unterstellt, dass alle Kosten Wachstums-proportional steigen (also die Margen gleichbleiben) und auch der Betrieb in derselben Höhe erweitert werden muss (gleichbleibende Gesamtkapitalrendite). Finanziert wird die Erweiterung einerseits durch die Thesaurierung der Ergebnisse und – in der noch fehlenden Höhe – durch zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital. Tab. 1 stellt die (verkürzten) Jahresabschlüsse dar.
Gewinn und Verlustrechnung |
Ist-Jahr |
Plan-Jahre |
|
31.12.01 |
31.12.02 |
31.12.03 |
Gesamtleistung |
53.000.000 |
53.000.000 |
58.300.000 |
Materialaufwand |
25.000.000 |
25.000.000 |
27.500.000 |
Deckungsbeitrag |
28.000.000 |
28.000.000 |
30.800.000 |
Personalaufwand |
15.000.000 |
15.000.000 |
16.500.000 |
sonstiger betrieblicher Aufwand (mit Prämie) |
8.000.000 |
8.000.000 |
8.800.000 |
EBITDA |
5.000.000 |
5.000.000 |
5.500.000 |
Abschreibungen |
2.000.000 |
2.000.000 |
2.200.000 |
Betriebsergebnis (EBIT) |
3.000.000 |
3.000.000 |
3.300.000 |
Zinsen und ähnliche Aufwendungen |
640.000 |
640.000 |
540.000 |
Gewinn vor Steuern |
2.360.000 |
2.360.000 |
2.760.000 |
Steuern von Einkommen und Ertrag |
708.000 |
708.000 |
828.000 |
Gewinn nach Steuern |
1.652.000 |
1.652.000 |
1.932.000 |
Bilanzsumme Aktiva |
29.000.000 |
29.000.000 |
31.900.000 |
Anlagevermögen |
14.000.000 |
14.000.000 |
15.400.000 |
Umlaufvermögen |
15.000.000 |
15.000.000 |
16.500.000 |
Vorräte |
8.000.000 |
8.000.000 |
8.800.000 |
Forderungen und sonst. Vermögensgegenstände |
6.000.000 |
6.000.000 |
6.600.000 |
liquide Mittel |
1.000.000 |
1.000.000 |
1.100.000 |
Bilanzsumme Passiva |
29.000.000 |
29.000.000 |
31.900.000 |
Eigenkapital |
11.652.000 |
13.304.000 |
15.236.000 |
gezeichnetes Kapital |
10.000.000 |
10.000.000 |
10.000.000 |
Gewinnvortrag / Verlustvortrag |
0 |
1.652.000 |
3.304.000 |
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag |
1.652.000 |
1.652.000 |
1.932.000 |
Verbindlichkeiten |
17.348.000 |
15.696.000 |
16.664.000 |
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstitute |
12.848.000 |
11.196.000 |
12.164.000 |
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen |
3.500.000 |
3.500.000 |
3.500.000 |
sonstige Verbindlichkeiten |
1.000.000 |
1.000.000 |
1.000.000 |
Tab. 1: Ausgangsdaten in Bilanz und GuV
4.2 Risiken
Mögliche (voreingestellte) Risikoarten
Risiken lassen sich (unter Simulationsgesichtspunkten) in zwei Gruppen untergliedern:
- Planungsunsicherheiten: Hierbei werden Plangrößen wie Absatzmenge, Materialpreise oder Währungskurse durch eine Verteilung beschrieben (typischerweise Dreiecksverteilung oder Normalverteilung). Bei diesen ist der Risikoeintritt quasi sicher (Eintrittswahrscheinlichkeit 100 %), es ist lediglich unsicher, in welcher Höhe das Risiko eintritt.
- Ereignisorientierte Risiken, die durch (größere) besondere einzelne Ereignisse hervorgerufen werden ("ereignisorientierte Risiken"), die sich meist durch eine Szenarioverteilung mit unsicheren Schadenshöhen beschreiben lassen (bspw. die Kombination einer Ja-Nein-Verteilung für den unsicheren Risikoeintritt und einer Dreiecksverteilung für die unsichere Schadenshöhe im Falle des Risikoeintritts).
Notwendig für die Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs mittels Risikoaggregation ist die Verbindung von diesen Risiken mit der Unternehmensplanung. Jedes Risiko wirkt auf (mindestens) eine Position der Plan-Erfolgsrechnung (GuV) oder Plan-Bilanz und kann dort Planabweichungen verursachen.
4.2.1 Planungsunsicherheiten
Wirkung vieler kleiner Risiken vereinfachend im Zusammenhang modellieren
Planungsunsicherheiten charakterisieren die Summe vieler mehr oder weniger kleiner Unsicherheiten, die zur Abweichungen gegenüber den Planwerten führen können. Diese Schwankungen werden zusammengefasst und als Schwankung der wichtigsten Planungspositionen quantifiziert. Dabei wurde nach Diskussion mit dem Management davon ausgegangen, dass in dem abgeschlossenen Jahr Chancen bei der Absatzmenge realisiert wurden, die im nächsten Jahr im Mittel so nicht erneut erwartet werden können. Da die Planung jedoch gegenüber dem Istjahr keinen Umsatzrückgang aufweist, stellt diese eher ein optimistisches Szenario dar. Man geht davon aus, dass der Planwert maximal um 5 % unterschritten werden kann, als wahrscheinlichster Fall ein Rückgang um 2 % anzusehen ist und im Falle einer sehr positiven Entwicklung auch Planüberschreitung um bis zu 3 % möglich ist.
Die anderen Planungspositionen wurden ohne nennenswerte Chancen- oder Gefahrenüberhang betrachtet und deswegen mit Hilfe einer Normalverteilung beschrieben. Die quantifizierten Risiken können aus Tab. 2 entnommen werden.
Planungsunsicherheiten |
|
Normalverteilung |
Dreiecksverteilung |
|
Standardabweichung |
kleinster Wert (Min) |
häufigster Wert (Mod) |
größte... |