Isabell Schastok, Dr. Jan Christoph Munck
Strategische Planung und konstanten Prozessoptimierung
Agile Arbeitsweisen und Projekte lassen sich schwer mit bekannten Messgrößen aus dem nicht-agilen Umfeld kontrollieren und beurteilen. Da das klassische Projektmanagement darauf ausgelegt ist, langfristige Produkt- und Budgetplanungen einzuhalten und somit vor allem auf langfristige Aufgabenerledigung fokussiert ist, widersprechen entsprechend ausgerichtete Kennzahlen der Grundidee von Agilität. Im agilen Umfeld steht die fortlaufende Integration neuer Erkenntnisse durch Mitarbeiter und Kundenfeedback im Vordergrund, sodass entsprechend neue Kennzahlen vonnöten sind. Im agilen Kontext sind Kennzahlen besonders wichtig, um strategische Planung und konstante Prozessoptimierungen vorzunehmen, während gleichzeitig Freiheiten in der Anpassung von Projektrahmenbedingungen akzeptiert werden.
Agile Projektteams sollten so gesteuert werden, dass sie in ihrer cross-funktionalen Zusammensetzung zu einem High-Performance-Team mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit werden. Unter diesem Aspekt ist es besonders wichtig, den Lerneffekt der Teams messbar zu machen und den Teams Zugang zu den Kennzahlen zu verschaffen, damit sie sich für zukünftige Verbesserungen oder Veränderungen entsprechend aufstellen können.
3.1 Ansätze zur Performance-Messung
Steuerung auf verschiedenen Ebenen
Es ist sinnvoll, agile Kennzahlen nach den Dimensionen Individuum, Projektteam und Abteilung zu unterteilen.
- Persönliche Performance-Messung:Die persönliche Performance misst den individuellen Beitrag zum Projekterfolg. Das Heranziehen von persönlichen Kennzahlen im agilen Projektkontext sollte immer mit Bedacht erfolgen und zu Team- und Unternehmenszielen in Beziehung gesetzt werden, da die agile Philosophie stark auf dem Austausch zwischen Teams und Systemen beruht. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist der OKR (Objectives and Key Results)-Ansatz von Google, der die Unternehmenszielsetzung auf einzelne Mitarbeiter herunterbricht und so zu mehr Engagement für ein gemeinsames Ziel führt und einen gemeinsamen Arbeitsfokus sicherstellt.
- Projektteam-Performance-Messung: Die Projektperformance bezieht sich auf den Fortschritt und den Erfolg des Projekts im Speziellen. Hier werden Kennzahlen genutzt, um die schrittweisen Erfolge des Projekts darzustellen und über den gesamten Verlauf des Projekts hinweg immer wieder Teilergebnisse zu bewerten.
- Abteilungsweite Performance-Messung: Die Messung der Abteilungsperformance hilft vor allem Unternehmen, die Agilität noch nicht flächendeckend eingeführt haben. Das Messen von abteilungsweiten Erfolgen bietet zum einen Anreize zur ganzheitlichen Agilisierung der Organisation und hilft zum anderen bei der Messung des Grades an Organisationsagilität (Rollout Status agiler Grundsätze in der gesamten Organisation).
3.2 Die wichtigsten Kennzahlen und Steuerungsgrößen
Nachfolgend werden verschiedene Kennzahlen vorgestellt, mit deren Hilfe die agile Performance über die verschiedenen Dimensionen hinweg gemessen werden kann.
3.2.1 Geschwindigkeit
Schnelles Reaktions- und Handlungsvermögen gefragt
Geschwindigkeit stellt eine gute Messgröße dar, um das schnellere Reaktions- und Handlungsvermögen des agilen gegenüber dem traditionellen Projektmanagement aufzuzeigen. Dabei beschreibt die Geschwindigkeit im Grunde das Verhältnis zwischen der erledigten Arbeit des Teams und der genutzten Zeit. Da im agilen Umfeld in Sprints gearbeitet wird, lässt sich die Formel für die Geschwindigkeit folgendermaßen darstellen:
Geschwindigkeit = Geleistete Arbeit/Sprint
Diese Kennzahl lässt sich unabhängig von der Größe des agilen Teams nutzen. Um die geleistete Arbeit eines Teams messbar zu machen, können bspw. die geleisteten Arbeitsstunden herangezogen werden. Wird die Geschwindigkeit über mehrere Sprints mit vergleichbaren Aufgabenpaketen gemessen, lässt sich eine gute Prognose über zukünftige Abläufe treffen. Die regelmäßige Messung nach jedem Sprint ermöglicht es, potenzielle Hindernisse und Erfolgsfaktoren frühzeitig zu erkennen. Auf diese Weise kann rechtzeitig reagiert und in nachfolgenden Sprints nachjustiert und so der Arbeitsablauf optimiert werden.
Für die Nutzung der Messgröße "Geschwindigkeit" sollten folgende Hinweise berücksichtigt werden: Wird über mehrere Sprints hinweg eine Inkonsistenz der Geschwindigkeit erkannt, sollte zeitnah nachgesteuert werden, indem interne und externe Einflussfaktoren analysiert und bewertet werden. Wichtig ist auch, dass bei der Messung der Geschwindigkeit Ereignisse wie das Wechseln eines Teammitglieds berücksichtigt werden. Bei jeder wesentlichen Veränderung der Rahmenbedingungen sollte die Kennzahl neu bewertet oder die Berechnung sogar neu gestartet werden.
3.2.2 Backlog-Posten
Störgrößen aufdecken
Aufgrund der Arbeit in iterativen Zyklen eignen sich jene Kennzahlen besonders, die die Erfolge eines Sprints und entsprechende Effizienzen aufzeigen. Daher sind die Backlog-Posten als Messgröße besonders interessant.
Der Backlog-Posten setzt die innerhalb eines Sprints zu erledigenden Arbeitspakete mit den kurz vor Sprintende verbliebenen Aufgaben in Beziehung.
Das errechnete Ve...