Isabell Schastok, Dr. Jan Christoph Munck
Abweichungen vom Plan ermitteln
Die "Cycle Time" misst die Performance innerhalb eines Sprints, indem jeder Aufgabe innerhalb eines Sprints eine geschätzte Dauer zugeordnet wird. Im Anschluss wird gemessen, wieviel Zeit ein Mitarbeiter für eine bestimmte Aufgabe benötigt hat. Ein Vorteil dieser Messung liegt darin, dass sie sehr konkrete Aussagen über die Team-Performance erlaubt, die dann wiederum die Schätzung zukünftiger Sprints optimieren.
Gemessen wird die Cycle Time in sog. Cycle Time Charts (s. Abb. 3), in denen alle Aufgaben (Issues) oder Arbeitspakete (Cluster of Issues) mit ihrer tatsächlichen Dauer (Elapsed Time) eingetragen werden. In einer Übersicht lässt sich dann ableiten, dass einige Arbeitspakete im Verlauf des Betrachtungszeitraums länger, einige kürzer gedauert haben. Ein Median oder eine Kontrolllinie (Average) zeigt an, welche durchschnittliche Bearbeitungszeit als akzeptabel angestrebt wird und vergleicht diese mit der tatsächlich aufgewendeten durchschnittlichen Bearbeitungszeit (Rolling Average). Alle Arbeitspakete, die über dieser Linie liegen, können dann näher auf Gemeinsamkeiten und Muster analysiert werden, um Gründe für Fehleinschätzungen abzuleiten.
Abb. 3: Cycle Time Chart
Die Messung der Cycle Time über einen längeren Zeitraum ermöglicht es, häufige Fehlerquellen oder Blocker frühzeitig zu erkennen. Auf dieser Grundlage können die agilen Teams ihre Arbeitsweise optimieren und so die Bearbeitungsdauer der Arbeitspakete reduzieren.
Vorsicht ist bei einer eindimensionalen Betrachtung dieser Kennzahl geboten, i. S. v. "je kürzer, desto besser". Zwar stimmt es, dass eine kürzere Cycle Time eine bessere Performance bedeutet, da Aufgabenpakete in kürzerer Zeit erledigt wurden; dies lässt jedoch keine Rückschlüsse auf den Optimierungsgrad der Auslastung zu.
Die Praxis zeigt, dass das Management solche Teams als stärker einschätzt, die eine konstante Cycle Time liefern, da dies Rückschlüsse auf die schnelle Bearbeitung einer entsprechenden Anzahl an Arbeitspaketen zulässt. Diese Einschätzung beruht auf der Annahme, dass eine zu geringe Cycle Time darauf hindeutet, dass die Anzahl und/oder die Größe der Pakete nicht ausreichend waren. Im Cycle Time Chart ist dies durch eine möglichst geringe Distanz zwischen "Rolling average" und "Average" sowie eine geringe Standardabweichung der einzelnen Bearbeitungszeiten dargestellt.