Mezzanine-Kapital als dritter Weg

Neben den "reinen" Instrumenten der Beteiligungsfinanzierung kennen die Finanzmärkte sog. eigenkapitalähnliche Finanzmittel oder Eigenkapitalsurrogate. Sie fallen in die Kategorie zwischen Beteiligungs- und Kreditfinanzierung und werden als Misch- oder Zwischenformen bzw. hybride Finanzinstrumente bezeichnet. Vom Vorrang stellen sie sog. Mezzanine-Finanzierungen dar, wozu vor allem die Emission von Wandelanleihen, Optionsanleihen und Genussscheinen sowie die Bereitstellung von nachrangigem Haftungskapital, sog. Equity-Kickern, zählen. Auch die stille Beteiligung ist hierunter einzuordnen.

2.3.1 Merkmale der Mezzanine-Finanzierung

Höheres Risiko, höhere Verzinsung

Mezzanine-Kapital nimmt eine Zwischenstellung zwischen klassischem Beteiligungs- und konventionellem Kreditkapital ein. Kennzeichen dieser "Zwischenstock-Finanzierung" ist die Nachrangigkeit gegenüber vorrangigem Kreditkapital, u. a. im Insolvenzfall. Aufgrund dieser höheren relativen Risikobelastung durch die Nachrangigkeit weist Mezzanine-Kapital eine relativ hohe Verzinsung im Vergleich zu konventionellem Kreditkapital auf. Diese höheren Finanzierungskosten werden oftmals dadurch kompensiert, dass Vereinbarungen getroffen werden, wonach die Zinszahlungen teilweise vom Unternehmenserfolg abhängen.

Risikopuffer für Kreditgeber

Aus Sicht der Kapitalgeber beteiligen Mezzanine-Finanzierungsinstrumente die Inhaber an den Verlusten des emittierenden Unternehmens. Insofern wird es auch als Quasi-Eigenkapital bezeichnet und bildet für originäre Kreditgeber (vorrangige Gläubiger) einen Risikopuffer. Die Finanzierungskosten von Mezzanine-Kapital sind daher eher mit denen von Beteiligungskapital zu vergleichen und liegen unter den Renditeforderungen originärer Eigenkapitalgeber.

Performance-Abhängigkeit

Kennzeichnend für den hybriden Status von Mezzanine-Finanzierungsinstrumenten sind – hinsichtlich ihrer Formen der Einkommenszahlung an die Kreditgeber – die Kombinationsfähigkeit von Festvereinbarungen und die Bezüge zum Unternehmenserfolg, die sog. Performance-Abhängigkeit.[1] Je nach Ausgestaltungsform überwiegen bei Mezzanine-Kapital die Eigenkapital- oder die Fremdkapitalelemente. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Equity- und Debt-Mezzaninen. Debt-Mezzanine sind aufgrund der Nachrangigkeit zwar wirtschaftlich eher wie Eigenkapital zu verstehen, werden bilanziell aber dem Fremdkapital zugerechnet und treten beispielsweise in Form von Nachrangdarlehen auf. Equity-Mezzanine sind wirtschaftlich und bilanziell wie Eigenkapital zu behandeln und treten in Form von stillen Beteiligungen oder Genussscheinen auf. Bei entsprechender Ausgestaltung können beide Formen steuerlich wie Fremdkapital behandelt werden.[2]

[1] Vgl. Schäfer (2002), S. 219 ff.
[2] Vgl. Prockl/Erdle/Teufel (2003), S. 123 ff.

2.3.2 Vorteile von Mezzanine-Kapital

Mezzanine-Kapital besitzt viele Ausgestaltungs­möglichkeiten

Mezzanine-Kapital bietet durchaus Vorteile gegenüber herkömmlichem Fremd- oder Eigenkapital. So ermöglicht es die Aufnahme von wirtschaftlichem und/oder bilanziellem Eigenkapital ohne die Notwendigkeit, den Kapitalgebern Stimmrechte oder Einflussrechte abgeben zu müssen. Mezzanine-Kapital bindet keine Sicherheiten, kann langfristig zur Verfügung gestellt werden und verändert nicht die Gesellschafterstruktur und somit auch nicht die Einflusssphäre auf das Unternehmen. Außerdem stärkt Mezzanine-Kapital die Eigenkapitalquote und verbessert damit (vermeintlich) die Bonität und somit das Rating eines Unternehmens. Dies wiederum erhöht den Rahmen für eine Kreditfinanzierung beziehungsweise verbessert die Konditionen dafür.

Eigenkapitalähnliche Finanzmittel

Mezzanine-Kapital kann auch bei der Buy-out-Finanzierung eine entscheidende Rolle spielen. Die Übernahmen von Unternehmen oder Unternehmensteilen durch externe oder oftmals interne Manager (sog. Management-Buy-outs) funktionieren i. d. R. nur, wenn die eigenen Finanzmittel der Kaufinteressenten zumindest zeitweise um von einer Beteiligungsgesellschaft überlassene eigenkapitalähnliche Finanzmittel ergänzt werden.

Günstige Form der Eigenkapitalbeschaffung

Auch kann Mezzanine-Kapital besonders in Form von Genussscheinen für Aktiengesellschaften in Zeiten niedriger Aktienkurse, wie während der Finanzkrise, eine vergleichsweise günstige Form der Eigenkapitalbeschaffung darstellen und somit helfen, die Zeit bis zu einer Verbesserung der Marktsituation zu überbrücken.

Wachstums­finanzierung

Mezzanine-Kapital, kombiniert mit Eigen- und Fremdkapital, eignet sich zudem ausgezeichnet zur Expansionsfinanzierung. Gerade wenn die Eigenkapitalinvestitionen erschöpft sind und der Fremdkapitalanteil bereits sehr hoch ist, bietet Mezzanine-Kapital einen geeigneten dritten Weg. Außerdem kann – aufgrund der rechtlichen Flexibilität bei der Ausgestaltung der Bilanzstruktur – Mezzanine-Kapital besonders den individuellen Bedürfnissen vieler Mittelständler entgegenkommen.[1]

Abb. 1: Mezzanine-Kapital als Zwischenform zwischen Fremd- und Eigenkapital[2]

[1] Vgl. Schäfer (2002), S. 220 ff.
[2] Vgl. Werner/...

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