Tobias Kocholl, Dominik Klehr
3.3.1 Ziele und Vorteile des entwickelten Treibermodells
Das Treibermodell wurde mit dem Ziel entwickelt, die Komplexität der Geschäftseinheiten für die Planung zu reduzieren, indem die Hauptfaktoren herausgefiltert werden, die den größten Einfluss besitzen. Durch die Fokussierung auf diese Hauptfaktoren soll besser erklärt werden, wie sich verschiedene Effekte (z. B. die Erhöhung der Inflation, die strategische Rohstoffbeschaffung) oder Entscheidungen auf den finanziellen Unternehmenserfolg auswirken. Das harmonisierte Treibermodell soll dem Konzern helfen, eine gemeinsame Sprache und Struktur für Diskussionen und Entscheidungen auf Konzernebene zu etablieren. Es ermöglicht verschiedenen Interessengruppen, sich auf die wichtigsten Faktoren zu konzentrieren, anstatt sich in Details zu verlieren. Insgesamt stellt das Treibermodell ein nützliches Instrument für die Planung dar, da es dabei hilft, komplexe Situationen zu verstehen, fundierte Entscheidungen zu treffen und somit effektive Strategien zu entwickeln.
Als die wichtigsten Treiber der Finanzplanung wurden das Marktwachstum, die Preisentwicklung, die Rohmaterialpreisentwicklung, die Inflation und Gehaltssteigerungen identifiziert.
3.3.2 Auszug aus dem Treibermodell bis zum Deckungsbeitrag
Das Modell (s. Abb. 2) verbindet die GuV-Positionen bis zum Deckungsbeitrag mit dem Verkaufsvolumen in Kilogramm (kg) als unabhängige Variable. Eine Erhöhung des Absatzes durch eine Anpassung des Marktwachstums beeinflusst direkt die volumenabhängigen Konten. Die Multiplikation mit dem Verkaufspreis pro Kilogramm treibt die externen Umsätze voran, während die Multiplikation mit den variablen Kosten pro Kilogramm und den Sonderkosten pro kg die variablen Umsatzkosten und Sondereinzelkosten des Umsatzes ermittelt.
Die variablen Umsatzkosten werden neben der Volumenentwicklung (Volumeneffekt) auch durch die Rohstoffkosten (Preiseffekt) als unabhängige Variable beeinflusst. Ein Anstieg der Rohstoffkosten pro kg (z. B. Gaspreiserhöhung) erhöht die variablen Stückkosten pro Kilogramm, wobei ein Volumenanstieg diesen Kostenanstieg verstärkt. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, kann im Modell ein Teil des Rohstoffpreisanstiegs an den Verkaufspreis zurückgespielt werden (Preisweitergabe). Dadurch hat auch der externe Umsatz neben den variablen Umsatzkosten zwei unabhängige Variablen (Volumen- und Preiseffekt). Der Verkaufspreis kann zusätzlich über die veränderten Rohstoffkosten oder durch manuelle Anpassungen (z. B. allgemeine Preiserhöhungen) simuliert werden. Durch die Verbindung dieser Effekte im Simulationsmodell können die Auswirkungen und Wechselwirkungen des Verkaufsvolumens auf die Rentabilität modelliert werden.
Die sonstigen variablen Kosten pro Kilogramm können pauschal über die Inflationsrate oder direkt durch manuelle Anpassungen weiterentwickelt werden. Es ist wichtig festzuhalten, dass bis zum Deckungsbeitrag nur das Volumen, der Verkaufspreis und die variablen Kosten pro Kilogramm angepasst werden können. Ein direkter Eingriff in eine aggregierte und errechnete GuV-Position (z. B. Umsatz, Deckungsbeitrag, EBIT) ist nicht möglich, da dies die Einschränkungen des Treibermodells und die Simulationsfähigkeit des Tools begrenzen würde.
Abb. 2: Beispielhafter Treiberpfad über die gesamten Financial Statements
3.3.3 Auszug aus dem integrierten Treibermodell der Finanzplanung
Abb. 2 beschreibt vereinfacht das entwickelte, konzeptuelle Framework und zeigt die Wechselbeziehungen der einzelnen Planungsobjekte sowie deren zentrale Treiber. Die Modellierung der Abhängigkeiten innerhalb der Financial Statements und Treiber bietet den Vorteil, dass Auswirkungen einzelner oder mehrerer Effekte (veränderte Parameter) über die gesamte GuV, Liquiditätsrechnung und ausgewählte Bilanzpositionen simuliert werden können. So ist es z. B. möglich, die Auswirkung einer in Kapitel 3.3.2 beschriebenen Absatzvolumenveränderung durch eine erhöhte Marktwachstumsprognose nicht nur bis zum Deckungsbeitrag konsistent abzubilden, sondern gleichzeitig die Effekte auf den Free Cashflow und Capital Employed zu berechnen (s. Abb. 2). Der neu berechnete EBITDA wird als Aufsatzpunkt in die Free Cashflow Rechnung übertragen. Das (Delta) Net Working Capital wird, basierend auf der Anpassung des Umsatzes und variablen Kosten, über die Lagerreichweite (DIO), Kreditorenlaufzeit (DPO) und Forderungslaufzeit (DSO) aktualisiert und die Steuerberechnung neu ausgelöst.
3.3.4 Harmonisierung über alle Finanzplanungsanlässe hinweg
Das entwickelte Treibermodell und die Logik sind nicht nur für einen speziellen Planungsanlass konzipiert. So lassen sich mit wechselnder Baseline verschiedene Anlässe berechnen und sorgen somit für eine Integration über die Planungsanlässe hinweg.
Für den Forecast werden Ist-Zahlen als Baseline geladen und mit einer Aktualisierung der Treiber die offenen Monate fortgeschrieben. Im zweiten Forecast werden die geschlossenen Monate um die IST-Zahlen aktualisiert sowie die Treiber und Effekte ggf. an die Umweltbegebenheiten angepasst. Der Forecast II wird zusätzlich als Aufsatzpunkt für die Mittelfristplanung herangezogen. Die Treiberannahmen für die Planjahre beziehen sich auf die strategischen Überlegungen de...