Unternehmer können durch eine der folgenden Ausnahmeregelungen von der Voranmeldungspflicht befreit sein:
1.3.1 Kleinunternehmer
Kleinunternehmer, die nach der Regelung des § 19 Abs. 1 UStG nicht der Steuererhebung für Umsätze i. S. d. § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG unterliegen (Lieferungen, sonstige Leistungen, nicht aber innergemeinschaftliche Erwerbe und Einfuhr), brauchen keine Voranmeldungen abzugeben. Sie müssen lediglich in der Umsatzsteuer-Jahreserklärung die Gesamtumsätze des Erklärungsjahrs und des Vorjahrs angeben.
Umsatzgrenze für Kleinunternehmer erhöht
Nach § 19 UStG wird die Umsatzsteuer von inländischen Unternehmern nicht erhoben, wenn der Umsatz im vorangegangenen Kalenderjahr die Grenze von 22.000 EUR nicht überstiegen hat und im laufenden Kalenderjahr die Grenze von 50.000 EUR voraussichtlich nicht übersteigen wird. Durch das Dritte Bürokratieentlastungsgesetz wurde die Vorjahresumsatzgrenze von 17.500 EUR auf 22.000 Euro angehoben. Die Grenze von 50.000 EUR für das laufende Kalenderjahr blieb hingegen bestehen. Die Regelung gilt ab dem 1.1.2020, so dass Unternehmer, die in 2020 weniger als 22.000 EUR erzielt haben und deren Umsätze in 2021 voraussichtlich weniger als 50.000 EUR betragen werden, von der Kleinunternehmerregelung in 2021 Gebrauch machen können. Die Anhebung der Kleinunternehmergrenze hat auch Einfluss auf die Beurteilung bei Neugründungen, da in diesen Fällen für die Betrachtung des voraussichtlichen Umsatzes des laufenden Kalenderjahres auf die angehobene Grenze von 22.000 EUR abzustellen ist.
1.3.2 Vorjahressteuer nicht mehr als 1.000 EUR
Falls die (angemeldete bzw. festgesetzte) Steuer für das vorangegangene Kalenderjahr 2020 nicht mehr als 1.000 EUR betragen hat und es sich nicht um einen Neugründungsfall handelt, kann das Finanzamt den Unternehmer von der Verpflichtung zur Abgabe von Voranmeldungen und der Entrichtung von Vorauszahlungen befreien.
Durch diese Befreiung wird weder das Kalenderjahr zum Voranmeldungszeitraum, noch führt sie dazu, dass kein Voranmeldungszeitraum besteht. Der Unternehmer wird lediglich von der Verpflichtung befreit, für das Kalendervierteljahr Voranmeldungen abzugeben und Vorauszahlungen zu leisten. Das Bestehen des Voranmeldungszeitraums bleibt hiervon unberührt.
Finanzämter fordern vermehrt Kleinunternehmer zur Abgabe von Voranmeldungen auf
Nach einer Änderung, die zum Jahreswechsel 2018/2019 in den UStAE aufgenommen wurde, wird die Befreiung nach § 18 Abs. 2 Satz 3 UStG in den Fällen des § 18 Abs. 4a UStG nicht mehr gewährt. In § 18 Abs. 4a UStG ist die Verpflichtung zur Abgabe von Umsatzsteuererklärungen und -Voranmeldungen für Unternehmer geregelt, die Umsatzsteuer nur aus innergemeinschaftlichen Erwerben, nach dem Reverse-Charge-Verfahren oder als letzter Abnehmer eines i.g. Dreiecksgeschäfts schulden (z. B. Kleinunternehmer).
Die Finanzverwaltung nutzt diese Änderung, um vermehrt (Klein-)Unternehmer zur quartalsweisen Abgabe von Voranmeldungen aufzufordern. Betroffen sind insbesondere Unternehmer, denen eine USt-IdNr. erteilt worden ist.
1.3.3 Befreiung in Sonderfällen
Nach Abschn. 18.6 UStAE kann das Finanzamt unabhängig von der Regelung des § 18 Abs. 2 Satz 3 UStG den Unternehmer in Sonderfällen von der Abgabe der Voranmeldungen befreien. Solche Sonderfälle sind u. a. vorgesehen für:
- Unternehmer, bei denen in bestimmten Voranmeldungszeiträumen regelmäßig keine Umsatzsteuer entsteht, z. B. bei Aufsichtsratsmitgliedern, deren Tätigkeit jährlich in einem Betrag vergütet wird, sowie
- Land- und Forstwirte, die die Durchschnittssätze des § 24 UStG anwenden und gleichwohl Voranmeldungen abzugeben haben.
Dagegen wird in Neugründungsfällen keine Befreiung von der Verpflichtung zur Abgabe von Voranmeldungen erteilt. Ab 2021 gibt es jedoch befristet bis 2026 Erleichterungen für Neugründer.