Die Vorleistungsphase (s. Abb. 1) spielt eine gewichtige Rolle, da sich Entscheidungen in dieser Phase auf den gesamten Lebenszyklus auswirken. Die dazugehörigen Vorleistungskosten (Vorleistungskosten werden auch synonym als Vorlaufkosten oder taktische Kosten bezeichnet) können als die im Vorfeld der Leistungserstellung und -verwertung anfallenden Kosten definiert werden, welche die Leistungspotenziale für spätere Phasen festlegen. Beispiele hierfür wären:
- Technologische Vorlaufkosten: Kosten der Grundlagenforschung oder der angewandten Forschung, Kosten der Produkt- und Verfahrensentwicklung.
- Vertriebliche Vorlaufkosten: Kosten für Marktforschung, Markterschließung etc.
- Sonstige Vorlaufkosten: Kosten für Organisation, Logistik etc.
- Anpassungs- und Änderungskosten: Kosten für Produkt- und Verfahrensverbesserungen vor dem Produkt-Launch.
Die Kosten in der Vorleistungsphase sind verhältnismäßig gering, allerdings bestimmt diese Phase durch die Tragweite ihrer Entscheidungen 60 bis 95 % der nachfolgenden Kosten. Die Dauer der Vorleistungsphase ist produktabhängig und kann sich von wenigen Monaten (bspw. bei Saisonartikeln) bis auf mehrere Jahre (bspw. bei Schiffsaggregaten) erstrecken.
Die Marktphase umfasst die Einführung, die Produktion, den Absatz sowie Instandhaltungs- und Servicemaßnahmen. Der zeitliche Umfang ist analog der Vorleistungsphase produktabhängig. Die Kosten dieser Phase sind bspw.:
- Einführungskosten für die Ersteinführung,
- Anpassungs- und Änderungskosten für Produkt- und Verfahrensverbesserungen nach dem Produktlaunch,
- Einführungskosten im Falle eines Relaunch,
- laufende Kosten, wie Betriebsmittel- und dazugehörige Instandhaltungskosten, Material-, Fertigungs- und Verwaltungskosten,
- Auslaufkosten.
Der Großteil der Kosten dieser Phase sind die laufenden Kosten. Es ist zu beobachten, dass sich die Marktphase zugunsten der Vorleistungsphase verkürzt. Dies ist in erster Linie einer steigenden Produktdifferenzierung geschuldet, die auf steigenden Qualitäts- und Individualitätsansprüchen der Kunden beruht. Zusätzlich nimmt auch die Volatilität der Kundenwünsche zu. Bei der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus wird in dieser Phase der größte Erlösanteil durch den Verkauf der Produkte generiert. Hinzu kommen Erlöse aus Servicemaßnahmen und Kundendienst, die sich auch noch auf die folgende Nachleistungsphase erstrecken können.
Die Nachleistungsphase deckt neben Serviceaufgaben in erster Linie Entsorgungsaufgaben ab. Die dabei anfallenden Kosten betreffen die Stilllegung, Entsorgung bzw. das Recycling von Produkten sowie Wartungs-, Reparatur-, Garantie- und Servicemaßnahmen. Erlöse werden in dieser Phase hauptsächlich durch Verkäufe nicht mehr genutzter Aktiva erzielt. Durch staatliche Verordnungen und Gesetze, wie bspw. dem KrW-/AbfG sollen Unternehmen veranlasst werden, langlebige, wartungsfreundliche und recyclingfähige Produkte zu entwickeln, um den Kostenblock der Nachleistungsphase im Sinne der Nachhaltigkeit gering zu halten.
Abb. 2 illustriert die Phasen der Lebenszykluskostenrechnung und potenziell anfallende Kostenarten.
Abb. 2: Phasen der Lebenszykluskostenrechnung