Das Kapital des Unternehmens stammt grundsätzlich aus zwei Quellen: das Eigenkapital kommt von den Eigentümern, das Fremdkapital kommt zum größten Teil von den typischen Fremdkapitalgebern, den Banken. Alternative Kapitalgeber sind vor allem die Lieferanten, die mit großzügigen Zahlungskonditionen locken. Eine günstige Zinssituation sollte genutzt werden, um zum einen das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital zu verbessern. Zum anderen kann innerhalb des Fremdkapitals eine Kostenoptimierung vorgenommen werden.
2.1 Eigenkapitalquote
Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung wird durch die Eigenkapitalquote dargestellt. Bei einer Quote von 50 % ist die Hälfte des in der Bilanz ausgewiesenen Vermögens mit Eigenkapital finanziert, die andere Hälfte mit fremden Mitteln. Je höher die EK-Quote ist, desto solventer erscheint das Unternehmen. Ist die Quote niedrig, ist die Aufnahme von Fremdkapital schwierig, eine hohe Quote erschwert das Erreichen einer vernünftigen Rendite für das eingesetzte Kapital. Niedrige Zinsen machen es wirtschaftlich, sowohl eine Senkung als auch eine Erhöhung der Quote auf die optimale Größe durchzuführen.
- Ist das Eigenkapital höher als notwendig, wird es von den Fremdkapitalgebern weniger geschätzt. Es kann teilweise durch preiswertes Fremdkapital mit langfristig gesichertem Zins ersetzt werden. Voraussetzung ist, dass die Eigentümer das an sie zurückfließende ehemalige Eigenkapital gewinnbringend verwenden können. Das erscheint in Zeiten steigender Zinsen möglich, wenn es gelingt, das Unternehmen noch mit günstigen Krediten zu versorgen und das so freigesetzte Kapital mit höherer Rendite anzulegen.
- Ist das Eigenkapital zu niedrig, können die Eigentümer jetzt neue finanzielle Mittel in das Unternehmen einbringen. In einer Niedrigzinsphase können sich die Eigentümer privat preiswertes Geld von der Bank leihen und damit ihren Anteil am Unternehmen aufstocken. Das ist allerdings nur sinnvoll, wenn die erwartete Eigenkapitalrendite höher ist als die Zinsen, die von den Eigentümern an die Bank gezahlt werden müssen. Wenn die Eigentümer über freie liquide Mittel verfügen, können diese auch wieder gewinnbringend außerhalb des Unternehmens angelegt werden, wenn die Zinswende sich weiter entwickelt. Das Kapital im Unternehmen kämpft also bei steigendem Zinsniveau wieder gegen externe Anlagemöglichkeiten. Bei der Veränderung des Eigenkapitals müssen immer auch die Haftungsbedingungen beachtet werden. Wird zusätzliches Kapital in eine GmbH oder AG eingebracht, übernimmt es auch die Haftungsfunktion. Wird Eigenkapital reduziert, sinkt die Haftungsbasis. Das kann Auswirkungen auf das Rating durch die Fremdkapitalgeber haben und sich negativ auf die Zinshöhe auswirken.
Eigenkapitalquote individuell bewerten
Wie hoch die optimale Eigenkapitalquote ist, muss individuell bewertet werden. Unternehmensgröße, Gesellschaftsform und Branche spielen eine wichtige Rolle. Die Eigenkapitalquote sollte aber nicht unter 50 % sinken.
2.2 Vorteil Langfristigkeit
Langfristig vereinbarte Kredite geben langfristige Sicherheit über die Kreditversorgung und die Kosten. Da für die Banken eine langfristige Zinsbindung mit einem höheren Risiko verbunden ist, sind die langfristigen Kredite i. d. R. teurer als kurzfristige. Jetzt, wo die Niedrigzinsphase endet, sollten also möglichst die kurzfristigen Kredite in langfristige umgewandelt werden.
Gerade in einer Niedrigzinsphase hat der Unternehmer gute Chancen, auch interessante Angebote für langfristige Kredite zu bekommen. Die Banken haben ausreichend Mittel zur Verfügung und können sich ebenso günstig langfristig refinanzieren. Der Unterschied zwischen dem kurzfristigen Zinssatz und dem für längere Zeiträume ist in Niedrigzinsphasen vergleichbar gering. Doch wo ist der Pferdefuß?
- Die Banken wünschen sich für langfristige Kredite auch langfristig werthaltige Sicherheiten. Für kurze Zeiträume sind Forderungen und Lagerbestände typisch, für längerfristige Engagements Fahrzeuge, Maschinen und Grundbucheinträge.
- Das Unternehmen wird über die Laufzeit des Kredites an die Bank gebunden und kann nicht mehr kurzfristig auf günstige Angebote reagieren.
Freigabe der Sicherheiten verlangen
Lassen Sie in langfristigen Kreditverträgen eine Klausel aufnehmen, die eine Freigabe der nicht mehr benötigten Sicherheiten vorsieht. Wenn der Kredit schneller getilgt wird, als die Sicherheit an Wert verliert (z. B. typisch für Grundbucheinträge), entsteht eine Übersicherung der Bank. Freiwillig gibt die Bank diese Sicherheiten nicht her.
In der aktuellen Phase steigender Zinsen wird die Differenz des Zinssatzes zwischen kurz- und langfristigen Krediten jedoch größer. Daher muss der optimale Zeitpunkt zum Wechsel der kurzfristig fälligen Kredite zu längeren Laufzeiten bald bestimmt werden. Dazu muss die langfristige Situation des Unternehmens verbessert werden. Es geht jetzt nicht mehr darum, Kredite mit hohen Zinsen gegen solche mit niedrigen zu ersetzen. In Zeiten steigender Zinsen sind Kredite mit niedrigen Zinsen so...