Abrechnungsschritte der Kostenträgerrechnung
Als nächster Abschnitt der monatlichen Abrechnung wird nun die Kostenträgerrechnung zunächst in Form eines Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleichs mit folgenden Abrechnungsschritten erstellt:
Die Sollkostenrechnung ist eng mit dem Betriebsdatenerfassungssystem verknüpft. Bei der Rückmeldung eines jeden vollzogenen Fertigungsschrittes durch Angabe der von der Qualitätssicherung als "gute Menge" anerkannten Ausbringung wird, unter Verwendung der zum Zeitpunkt der Auftragseröffnung gültigen Sollkalkulation, die Solleinsatzmenge, sei es an Rohstoffverbrauch oder Bezugsgrößenverbrauch, vorgegeben und mit den Plan- oder Festpreisen bewertet.
Diesen Sollwerten werden im Zuge der Istkostenaufbereitung die Istwerte aus der Materialabrechnung oder betrieblichen Leistungserfassung gegenübergestellt. Der daraus entstehende Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich wird in den Abbildungen 14/1 und 14/2 gezeigt.
Abb. 14/1: Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich für P 1 und P 2
Abb. 14/2: Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich für P 3 und P 4
Abweichungen
Die aus diesem wichtigsten Instrument des Produktkosten-Controlling zu entnehmenden Abweichungsarten sind die:
- Mengenabweichung (MA), als Differenz der Isteinsatzmenge zur Solleinsatzmenge laut gültiger Sollkalkulation, bewertet mit Festpreisen bzw. Plankostensätzen
- Preisabweichung (PA), als Bewertungsdifferenz der Istmengen mit Istpreisen bzw. Istkostensätzen zu den Festpreisen bzw. Plankostensätzen.
Grundlage eines effizienten Produktions-Controlling
Zu beachten ist, dass die Sollkostenrechnung bei der Nachkalkulation des Produkts P 1 nicht auf der Plankalkulation, sondern auf der Variantenkalkulation für dieses Produkt (s. Abb. 5) basiert, da diese zum Zeitpunkt der Auftragserteilung an den Betrieb gültig war. Der Wertunterschied muss beim Zugang zum Fertigwarenlager in der Bestandsrechnung (s. unten) berücksichtigt werden.
Betriebsleistungsrechnung zum Bestandsausweis des WIP
Im System der Nachkalkulation werden auch die Funktionen der monatlichen Betriebsleistungsrechnung und die Bestandsrechnung für die Ware in Arbeit wahrgenommen. So weist jede Nachkalkulation einen angenommenen Anfangsbestand (= Endbestand der Vorperiode) auf. Die Summe der monatlichen Zugänge stellt die Betriebsleistung dar, die, zum Anfangsbestand addiert, die Summe der Herstellkosten ergibt. Diese Zwischensumme ist für die Abgangsbewertung wesentlich, da die Abgangsmengen nach dem Durchschnittspreisverfahren mit den Planpreisen laut Plan- bzw. Sollkalkulation und den inzwischen angefallenen durchschnittlichen Abweichungen bewertet werden.
So wird z.B. die Abgangsmenge von 320 Stück des Produkts P 2 an Lager wie folgt bewertet:
320 Stck. mal Herstellkosten lt. Plankalkulation von 273,50/Stck. ergibt 87.520 in der Spalte "SOLL".
Der Abweichungssatz der betreffenden Herstellkostensumme beträgt:
Istherstellkosten |
= |
108.736 |
= |
1,1113 |
Sollherstellkosten |
97.845 |
320 Stck. mal Herstellkosten lt. Plankalkulation von 273,50/Stck. mal Abweichungssatz von 1,1113 ergibt 97.262 in der Spalte "IST" bzw. die Differenz zwischen "IST" und "SOLL" von 9.742 in der Spalte Abweichung ( "ABW").
Auf dieselbe Weise werden auch die gemeldeten Ausschussmengen bewertet, die direkt in die Ergebnisrechnung verrechnet werden. Eine alternative Möglichkeit wäre es, die Ausschusskosten auch als Abweichungsbestandteil über die Bestände zu führen.
Die aggregierte Bestandsrechnung für die Ware in Arbeit ist als Abb. 15 dargestellt. Demnach ergibt sich im Abrechnungsmonat eine Bestandserhöhung zu Istkosten, bewertet von 7.794, die in die Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren (siehe dort) übernommen wird.
Abb. 15: Bestandsrechnung WIP (Work in Progress/Ware in Arbeit)
Damit stellt der Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich nicht nur das wichtigste Instrument des Produktkosten-Controlling mit Ausweis der Mengen- und Preisabweichungen sowie der Ausschussabweichungen dar, sondern durch die Funktionen der Betriebsleistungs- und Bestandsrechnung für die Ware in Arbeit auch einen unverzichtbaren Bestandteil der geschlossenen, mit den Zahlen des externen Rechnungswesens abstimmbaren Abrechnung.
Bestandsrechnung für Fertigfabrikate unverzichtbar
Die Bestandsrechnung des Fertigwarenlagers, d.h. aller auf Lager geführten Teile, Bauteile und Produkte, schließt die Kostenträgerrechnung ab (s. Abb. 16). Während die Bestandsveränderungen der Ware in Arbeit bereits aus der Nachkalkulation (siehe oben) in Form der verdichteten Betriebsleistungsrechnung zur Verfügung steht, muss die Bestandsrechnung der Fertigfabrikate noch gezeigt werden.
Abb. 16: Bestandsrechnung des Fertigwarenlagers
Zu einem angenommenen Anfangsbestand wird der Zugang des Monats aufgrund der Nachkalkulation (s. Abbildungen 13 und 14) hinzugefügt. Während bei den Produkten P 2 bis P 4 die Bewertung des Zugangs aus der Zeile "Abgang an Lager" und der Spalte "SOLL" und "ABW" der entsprechenden Nachkalkulation zu entnehmen ist, muss beim Produkt P 1 eine Korrektu...