Die Terminierung für den Planungsprozess muss berücksichtigen, dass für eventuell notwendige Anpassungen ausreichend Zeit bleibt. Außerdem kann der Plan nicht erst am 31.12. eines Jahres für das Folgejahr fertig sein, da Umsetzung und Vorbereitung einige Zeit verbrauchen. Darum ist die Unternehmensplanung typischerweise bereits Ende Oktober/Anfang November abgeschlossen. Planparameter können sich bis zum Beginn der Istperiode bereits verändert haben. Auch in den ersten Monaten des neuen Jahres können sich Veränderungen in den Grundlagen, die zum Plan geführt haben, ergeben.
Umgang mit Planungsänderungen
Grundsätzlich wird in solchen Fällen immer wieder die Frage diskutiert, ob der Plan bei solchen Veränderungen angepasst werden soll, darf oder sogar angepasst werden muss. Kontrovers ist diese Diskussion deshalb, weil die Unternehmensplanung zwei Aufgaben dient:
- Zum einen wird die Leistung der Mitarbeiter an der Erreichung der Planziele gemessen. Werden diese Ziele immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst, wird im Extremfall das Ziel immer erreicht. Eine Beurteilung ist so nicht möglich.
- Auf der anderen Seite soll die Unternehmensplanung dafür sorgen, dass sich das Unternehmen auf die erwarteten Situationen an den Märkten vorbereiten kann. Wird bekannt, dass sich die Marktgegebenheiten verändern und wird dennoch am ursprünglichen Plan festgehalten, handelt der Unternehmer nicht optimal.
Zielkonflikt beim Glashersteller
Dieser Zielkonflikt zeigt sich auch beim Glasproduzenten. Ziel ist die Umsatzsteigerung um ca. 15 %. Erreicht werden soll dies vor allem durch die Gewinnung privater Neukunden auf regionalen Bauausstellungen. Der Unternehmensplan war darauf ausgerichtet und Ende Oktober verabschiedet worden.
Im Dezember wird bekannt, dass drei der fünf regionalen Baumessen aufgrund mangelnder Nachfrage von Ausstellern nicht stattfinden werden. Damit ist klar, dass nicht ausreichend neue Privatkunden geworben werden können. Alle Weichen im Unternehmen sind aber auf die Umsatzsteigerung ausgerichtet worden. Wird der Plan geändert, werden die Ziele des Vertriebs zurückgenommen. Die verantwortlichen Mitarbeiter sind nicht mehr gefordert. Werden die Planungen nicht geändert, wird u. U. der im Investitionsplan vorgesehene zusätzliche Brennofen angeschafft, obwohl kein Bedarf mehr vorhanden ist.
Es ist sehr schwer, unter diesen Voraussetzungen eine Lösung zu finden, die richtig auf die Veränderungen reagiert und dennoch wirtschaftlich tragbar ist. Um den richtigen Kompromiss zu finden, sind detailliertere Informationen über die Art der Veränderungen notwendig.
2.1 Veränderungen vor Beginn und Ende
Die Planung der unternehmerischen Aktivitäten steckt voller Annahmen, die von den Planenden gemacht werden müssen. Manche werden zentral vorgegeben (Tarifsteigerungen), andere ergeben sich aus den Vorgaben der Unternehmensleitung (Preissteigerungen), wieder andere stecken implizit in den Plandaten (Energiekosten). Die Qualität der Mitarbeiter zeigt sich auch in der Qualität der Annahmen. Dennoch können auch gute Planer nicht alle Entwicklungen vorhersehen. Darum kommt es immer wieder bereits vor Beginn und während des geplanten Zeitraumes zu Veränderungen der zugrunde gelegten Annahmen. Hier einige Beispiele:
Der geplante Absatz für die Produkte kann nicht erreicht werden. So kann z. B. ein großer Kunde die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beenden, bevor der Planungszeitraum beginnt. Der Ausgleich der fehlenden Mengen geschieht meist nur langsam und unter zusätzlichen Kosten.
Auch positive Veränderungen möglich
Planveränderungen fallen meist nur auf, wenn sie zu negativen Ergebnissen führen. Genauso können positive Abweichungen (zusätzlicher Absatz, sinkende Kosten etc.) dazu führen, dass erhebliche Planabweichungen absehbar sind. Dies muss ebenso gründlich untersucht werden, da es gilt, die sich bietenden Chancen zu nutzen. Leider geschieht dies nicht immer.
- Trotz der erreichten Absätze bleibt der Umsatz voraussichtlich hinter den Planwerten zurück. Senkt z. B. der Konkurrent seine Preise vor Beginn der Planperiode, kann bereits im Dezember festgehalten werden, dass die eigenen Verkaufspreise ebenfalls gesenkt werden müssen.
- Überraschungen gibt es häufig bei der Kostenentwicklung, die jedoch meist erst spät erkannt werden. Frühzeitig können sich allerdings über- oder unterdurchschnittliche Tariferhöhungen erkennen lassen. Aktuell und wahrscheinlich auch bis auf weiteres stehen die steigenden Energiekosten im Blickpunkt, die manche Planung sprengen könnten.
Weitere Parameter wie z. B. der Endbestand im Lager für Fertigprodukte (Auswirkung auf die Produktionsmengen), das Zahlungsverhalten der Kunden (Auswirkungen auf die Finanzplanung) oder die Zusammensetzung der Rohstoffe für die Produkte (Auswirkungen auf die Materialkostenpläne) verändern sich häufig, bevor das geplante Jahr beginnt.
Veränderungen sind normal
Trotz der zusätzlichen Arbeit, die die Veränderungen der Planungsgrundlagen der Kostenrechnung bescheren, dürfen auch interne Veränderungen nicht unterdr...