In vielen, insbesondere großen Unternehmen hat sich die jährlich wiederkehrende Planung zu einem Ritual entwickelt, das immer nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten, in gleichen Schritten, abläuft. Die Overheads des Unternehmens und die Overhead-Funktionen werden ausschließlich innerhalb dieses Planungsvorgangs besprochen und festgelegt. Die abschließenden Budgetentscheidungen verpflichten die verantwortlichen Führungskräfte für die zwölf Monate des nächsten Geschäftsjahres. Routinierte Führungskräfte, die den Planungsablauf kennen und schon mehrfach durchlaufen haben, wissen, wie es ihnen gelingt, Reserven in die Planung einzubauen. Die Abstimmung und Verabschiedung der einzelnen Budgets entwickeln sich deshalb vielfach zu einem langatmigen, mehrstufigen Verhandlungsprozedere. Ergebnis sind kontinuierlich wachsende Gemeinkostenbudgets und Gemeinkostenfunktionen, deren Wirtschaftlichkeit sich bei einem solchen Vorgehen nicht oder nur schwer nachweisen läßt.
Overheadfunktionen eines Unternehmens kritisch durchleuchten
Mit dem Zero-Base-Budgeting wurde ein Verfahren entwickelt, um insbesondere die Overheadfunktionen eines Unternehmens kritisch zu durchleuchten und generell in Frage zu stellen. Statt die Kräfte auf einen langatmigen Planungs- und Abstimmungsprozeß zu konzentrieren, wird die Planung auf Null-Level neu aufgebaut.
Anwendungsgebiet sind alle Gemeinkostenfunktionen des Unternehmens, wie allgemeine Verwaltung, Controlling, Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung, Verkauf, Logistik, Informationsmanagement, Finanz- und Rechnungswesen etc.
Als Stärken dieser Kostensenkungsmethode lassen sich anführen:
- Alle vermeidbaren, durch frühere Führungsentscheidungen ausgelösten Kosten werden identifiziert.
- Oft bleiben Unklarheiten zu einzelnen Kostenblöcken im Planungsprozeß, z. B. wegen fehlender Möglichkeit der Kontrolle der Planungstechnik oder nicht ausreichendem Spezial-Know-how der Controller. Ein jährlicher Anstieg dieser Gemeinkosten ist die Folge (Gummiballsyndrom!).
- Das Phänomen der "versteckten Kosten" wird transparent gemacht. So können die absichtliche oder versehentliche Zuordnung nur indirekt zugehöriger Kosten, z.B. der Wildwuchs von Hard- und Software, die Kosten der Wartung und Instandhaltung sichtbar gemacht werden. Eine Begründung mit dem Argument: "Wir müssen technisch spitzenmäßig ausgestattet sein" alleine genügt nicht mehr.
- Ein selektiver Einsatz des Verfahrens in kritischen Kostensenkungsfeldern ist möglich und bietet sich an. Infolge des Zeit- und Kostenaufwands der Durchführung des Zero-Base-Budgeting empfiehlt sich eine Wiederholung etwa alle 4 bis 5 Jahre.
- Mit dem Verfahren ergibt sich quasi als Kuppelprodukt ein vorzügliches Trainings- und Entscheidungshilfsmittel zu betrieblichen Zusammenhängen.
- Die Führungskräfte nehmen unmittelbar am Kostensenkungsprozeß teil und sind unmittelbar betroffen.
- Die Darstellung der einzelnen Arbeitsaktivitäten im Verwaltungsbereich des Unternehmens, in einer Prioritätenrangfolge geordnet, bietet eine gute Informationsquelle und Ansatzpunkt für mögliche Kostensenkungen bei veränderten Situationen in der Zukunft.
Administrative Tätigkeiten auf ein akzeptables Maß reduzieren
Das Verfahren stellt eine systematische Methode dar, die administrativen Tätigkeiten und deren Kosten in allen Unternehmensbereichen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.