Dr. Thilo Schülke, Steve Scheffel
Tz. 355
§ 247 Inhalt der Bilanz
(1) In der Bilanz sind das Anlage- und das Umlaufvermögen, das Eigenkapital, die Schulden sowie die Rechnungsabgrenzungsposten gesondert auszuweisen und hinreichend aufzugliedern.
(2) Beim Anlagevermögen sind nur die Gegenstände auszuweisen, die bestimmt sind, dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen.
(3) (weggefallen)
1. Einleitung
a) Überblick
Tz. 356
Die Vorschrift des § 247 Abs. 1 HGB regelt für die Bilanz aller Kaufleute eine hinreichende Aufgliederung der Aktiva und Passiva. Eine entsprechende Vorschrift fehlt für die GuV. Der Rechtsausschuss des Bundestags hat mit § 247 Abs. 1 HGB keine Gliederungsvorschrift verbunden. Er regelt aber nach zutreffender Ansicht eine Ausprägung des Gebots der Klarheit und Übersichtlichkeit und gibt eine folgerichtige Minimalgliederung vor.
Die Vorschrift vereinheitlicht den Mindestinhalt der Bilanz für alle Kaufleute, indem sie den gesonderten Ausweis von Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten regelt und deren hinreichende Untergliederung vorschreibt. Sie definiert in Abs. 2 das Anlagevermögen als Gruppe der Vermögensgegenstände, die bestimmt sind, dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen. Der Inhalt und die Untergliederung der durch § 247 HGB vorstrukturierten Elemente des Jahresabschlusses ergeben sich aus den Grundsätzen ordnungsmäßiger Bilanzierung, insbes. aus dem in § 246 Abs. 1 HGB gesetzlich formulierten Vollständigkeitsgebot und dem in § 243 Abs. 2 HGB geregelten Grundsatz der Klarheit und Übersichtlichkeit (vgl. Kapitel 4), sowie den ergänzenden Vorschriften für alle Kaufleute und für einzelne Branchen und Rechtsformen.
Für Kapitalgesellschaften und haftungsbeschränkte Personengesellschaften i. S. d. § 264a HGB schreibt § 265 HGB vorgehende allgemeine Grundsätze für die Gliederung des Jahresabschlusses vor, die §§ 266–274a HGB Inhalt und Gliederung der Bilanz, die §§ 275–278 HGB Inhalt und Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung, die §§ 284–288 HGB den Inhalt des Anhangs und § 289 HGB den Inhalt des Lageberichts. Die für Kapitalgesellschaften vorgesehenen Gliederungsschemata beeinflussen die Gliederungspraxis für alle Kaufleute und sind teilweise entsprechend anwendbar.
Ergänzende Bestimmungen enthalten die §§ 336–338 HGB für Genossenschaften, die §§ 340a–340d HGB für Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsunternehmen i. S. d. § 340 HGB, die Vorschrift des §§ 341a HGB für Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds i. S. d. § 341 HGB, die §§ 150–160 AktG für Aktiengesellschaften und § 42 GmbHG für Gesellschaften mit beschränkter Haftung.
Eine Verordnungsermächtigung für weitere branchen- und rechtsformspezifische Inhalts- und Gliederungsvorschriften enthält § 330 HGB.
BEISPIELE
Auf der Grundlage des § 330 HGB sind Inhalts- und Gliederungsvorschriften für den Jahresabschluss von
- Wohnungsunternehmen (Verordnung über Formblätter für die Gliederung des Jahresabschlusses von Wohnungsunternehmen vom 22.09.1970 (BGBl. I 1334), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 1 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Krankenhäusern (Krankenhaus-Buchführungsverordnung (KHBV) i. d. F. der Bekanntmachung vom 24.03.1987 (BGBl. I 1045), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 1 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Verkehrsunternehmen (Verordnung über die Gliederung des Jahresabschlusses von Verkehrsunternehmen vom 27.02.1968 (BGBl. I 193), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 11 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Versicherungsunternehmen (Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung (RechVersV) v. 08.11.1994 (BGBl. I 3378), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 14 des Gesetzes v. 17.07.2017 (BGBl. I 1245)),
- Pflegeeinrichtungen (Pflege-Buchführungsverordnung (PBV) v. 22.11.1995 (BGBl. I 1528), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 22 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Kreditinstituten und Finanzdienstleistungsinstituten (Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung (RechKredV) i. d. F. der Bekanntmachung vom 11.12.1998 (BGBl. I 3658), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 13 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Pensionsfonds (Pensionsfonds-Rechnungslegungsverordnung (RechPensV) v. 25.02.2003 (BGBl. I 246), zuletzt geändert durch Art. 8 Abs. 15 des Gesetzes v. 17.07.2015 (BGBl. I 1245)),
- Investmentaktiengesellschaften (Verordnung über Inhalt, Umfang und Darstellung der Rechnungslegung von Sondervermögen, Investmentaktiengesellschaften und Investmentkommanditgesellschaften sowie über die Bewertung der zu dem Investmentvermögen gehörenden Vermögensgegenstände (Kapitalanlage-Rechnungslegungs- und -Bewertungsverordnung, KARBV) v. 16.07.2013 (BGBl. I 2483))
erlassen worden.