Was Ratingnoten wirklich sagen
Praxistipp: Unbedingt Details zum Rating erfragen
Fragen Sie Ihre Banken nach der Art des Ratings, mit dem Ihr Unternehmen beurteilt wird, und nach den Details der Ergebnisse wie Ratingnote, Bedeutung der Note und Ausfallwahrscheinlichkeit.
Sprechen Ihre Banken mit Ihnen über das Rating?
Viele Unternehmer/-innen antworten auf diese Frage mit „nein“ – und geben sich damit zufrieden. Sollten Sie aber nicht. Denn schließlich fordern Ihre Banken und Sparkassen gemäß den Anforderungen aus Basel III von Ihnen eine ganze Reihe von Unterlagen als Grundlage für die Kreditentscheidung. Diese Unterlagen sind Basis für das Rating Ihres Unternehmens.
Da Sie diese Unterlagen liefern, sollten Sie doch auch erwarten dürfen, dass Ihnen Ihre Banken die Ergebnisse der Bewertung mitteilen – im Sinne einer kommunikativen Zweibahnstraße und einer fairen Geschäftspartnerschaft.
Stellen Sie Ihren Banken die folgenden Fragen:
Mit welchem Ratingsystem wird mein Unternehmen bewertet? Die Banken und Sparkassen unterscheiden – vereinfacht gesprochen – zwischen zwei Arten von Ratings:
- Ein sogenanntes Voll-Rating oder Jahresabschluss-basiertes Rating: Hier werden die Zahlen aus Ihren Jahresabschlüssen analysiert, ein Fragenkatalog zur Qualität ihrer Unternehmensführung beantwortet und die Kontoführung Ihres Geschäftsgirokontos wird ausgewertet.
- Ein sogenanntes Schnell-Rating: Hier wird vollautomatisch nur noch die Kontoführung bewertet. Ihr Jahresabschluss interessiert nicht mehr.
Schnell-Rating
Die Schnell-Ratings werden bei kleineren Kreditengagements (Summe aller Kreditlinien) genutzt, weil dies schlicht Arbeitszeit spart. Was ein „kleineres“ Kreditengagement ist, legt jede Bank oder Sparkasse im Rahmen ihrer „Kreditrisikostrategie“ fest. Das kann bei größeren Instituten durchaus über Kreditengagements von 100.000 Euro hinausgehen. Also fragen Sie danach. Eine wichtige Schlussfolgerung: Die Führung oder Disposition Ihrer Geschäftsgirokonten spielt somit eine wichtige Rolle! Vermeiden Sie vor allem Überziehungen der mit den Banken vereinbarten Kontokorrentkreditlinien.
Voll-Rating
Bei einem Voll-Rating sollten Sie zwei Aspekte kennen:
- Die Kennzahlen und die Fragen zur Unternehmensführung.
Denn nur so können Sie umfassende Informationen liefern, auf deren Basis Ihre Bank Ihr Unternehmen angemessen beurteilen kann. - Wo sieht die Bank Stärken Ihres Unternehmens, wo eher Schwächen als Ergebnis des Ratings?
Für beide Rating-Verfahren
Für beide Verfahren sollten Sie Ihren Banken die drei folgenden Fragen stellen:
- Rating-Note auf der Skala der Bank (Achtung: Die Institute verwenden unterschiedliche Skalen.).
- Ausfallwahrscheinlichkeit der Rating-Note. Das ist das statistische Ergebnis des Ratings mit der Aussage: Mit wieviel Prozent Wahrscheinlichkeit wird Ihr Unternehmen in einem Jahr insolvent sein. Nur wenn Sie diese kennen, können Sie die Rating-Noten Ihrer verschiedenen Banken miteinander vergleichen.
- Bedeutung der Rating-Note auf der Skala der Bank. Stellen Sie sich das mit Blick auf die weitere Kreditvergabebereitschaft Ihrer Bank einfach im Sinne einer Ampelsystematik vor: Sattes Grün – warnendes Gelb – oder schon kritisches Rot?
Was Ihre Ratingnoten aussagen
Die angesprochene Ausfallwahrscheinlichkeit übertragen die Banken in eine Notenskala. Die entscheidende Aussage jeder Ratingnote lautet: Wie steht es um die weitere Kreditvergabe-Bereitschaft der Bank oder Sparkasse. Sie können das auch wie ein Ampelsystem verstehen: Steht die Ampel auf Grün oder doch schon auf Gelb oder sogar schon auf Rot?
Also lautet die eigentlich spannende Frage:
- Was bedeutet die von meiner Bank genannte Ratingnote für deren weitere Bereitschaft, mir Kredit zu geben?
- Bin ich aus Sicht meiner Bank ein interessanter Kunde, mit dem sie gerne weitere Kreditgeschäfte machen möchte?
- Oder bin ich ein „mittlerer“ Kunde und meine Bank ist sich gar nicht so sicher, ob sie mir zusätzlichen Kredit geben möchte?
- Oder bin ich gar ein kritisch eingestufter Kunde und meine Bank überlegt, ob sie meine bestehenden Kredite aufrechterhalten soll?
Diese Fragen beantworten Banken und Sparkassen oft nur verklausuliert oder auch eher gar nicht.
Eine aussagefähige Übersicht dazu hat der Bundesverband Die KMU-Berater veröffentlicht. Die Finanzierungsexperten/-innen aus der „Fachgruppe Finanzierung-Rating“ des Verbandes haben ihre langjährigen Beratungserfahrungen zusammengetragen und die Noten der Bankenratings in eine siebenstufige Skala übersetzt: Von „Ausgezeichnet“ bis „ach-du-großer-Schreck“.
Dabei gibt die Übersicht zu jeder Stufe zwei wichtige Hinweise:
- Eine Einschätzung zur weiteren Kreditvergabebereitschaft der Bank, wenn die Ratingnote eines Unternehmens auf dieser Stufe liegt.
- Einen Hinweis, wie ein Unternehmen jetzt agieren sollte.
Verschiedene Banken vergleichen
Mit der Vergleichsübersicht können Unternehmen nicht nur die Bedeutung der eigenen Ratingnote einschätzen. Sie können gleichzeitig die Ratingnoten ihrer verschiedenen Kreditgeber vergleichen.
Damit erhalten Unternehmen die Möglichkeit zu prüfen, wie weit die Ratingergebnisse ihrer Banken vielleicht auseinander liegen. Und können dann im nächsten Schritt darüber mit ihren Banken und Sparkassen im Detail sprechen.
Die Vergleichsübersicht können Unternehmen auf der Website der KMU-Berater kostenlos herunterladen.
Praxistipp: Ratingnoten realistisch einschätzen und vergleichen können
Unternehmen sollten die Ratingnoten ihrer Kreditgeber realistisch einschätzen und vergleichen können und sich so viele Informationen wie möglich über das Vorgehen der Banken beim Rating besorgen.
Warum dieses Wissen für Sie wichtig ist?
Wenn Sie die Einschätzung Ihrer Kreditgeber zu Ihrem Unternehmen kennen, können Sie sich erstens besser auf Kreditgespräche vorbereiten. Und zweitens – was Sie nicht unterschätzen sollten: Auch wenn Sie die Sichtweise der Bank nicht teilen, den anderen Blickwinkel zu kennen und zu prüfen, kann unternehmerisch sehr hilfreich sein.
Übrigens: Ihre Banken haben alle ausführliche „Berichte über das Rating“. Diese heißen natürlich jeweils anders und unterscheiden sich auch in Aufmachung und Umfang. Vor allem aber: Die meisten Banken und Sparkassen nutzen diese Instrumente nur für bestimmte (große) Kunden oder auch gar nicht. Daher: Fragen Sie nach einem solchen „Bericht über das Rating“ – und lassen Sie sich nicht abwimmeln.
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