Was oft übersehen wird: Auch große Kunden oder Lieferanten analysieren den Cashflow, um zu beurteilen, ob es sich lohnt, eine langfristige Geschäftsbeziehung mit einem Unternehmen aufzubauen.
Was ist der Cashflow?
Der Cashflow eines Unternehmens ist der Saldo aus allen Ein- und Auszahlungen einer Periode. Vereinfacht ausgedrückt werden beim Cashflow nur Geschäftsfälle berücksichtigt, die zu Kontoveränderungen führen. Debitorische oder kreditorische Geschäftsfälle bleiben unberücksichtigt. Beispielsweise verändert gebuchter Umsatz den Cashflow nur dann, wenn ein Kunde direkt zahlt und nicht erst nach Ablauf der Zahlfrist, etwa nach 30 Tagen.
Direkte und indirekte Methode zur Cashflow-Berechnung
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Cashflow zu berechnen: Nach der direkten und der indirekten Methode. Bei der direkten Methode werden alle zahlungsrelevanten Geschäftsfälle noch einmal gebucht. Aufgrund des Arbeitsaufwands ist die direkte Methode in der Praxis kaum anzutreffen. Bei der indirekten Methode wird das Jahresergebnis um nicht zahlungsrelevante Positionen korrigiert. Beide Methoden kommen am Ende zum gleichen Ergebnis. Im Beitrag wird der Cashflow nach der indirekten Methode ermittelt.
Die Formel für den einfachen Cashflow, den "Cashflow im engeren Sinn (i. e. S.)", lautet:
Jahresüberschuss/-fehlbetrag + nicht zahlungswirksame Aufwendungen (z. B. Abschreibungen) - nicht zahlungswirksame Erträge (z. B. Zuschreibungen) = Cashflow i. e. S. |
Dieser einfache Cashflow ist aber für die Unternehmenssteuerung nur bedingt geeignet, da er nicht zeigt, ob und wofür das erwirtschaftete Geld verwendet worden ist.
Ein vereinfachtes Beispiel verdeutlicht das Problem:
Ein Unternehmen erwirtschaftet einen Cashflow i. e. S. von 100.000 EUR. Gleichzeitig bestellt und bezahlt der Einkäufer Waren im Wert von 70.000 EUR und es werden Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 20.000 EUR getilgt. Damit sind dem Unternehmen tatsächlich nur 10.000 EUR zugeflossen, die noch frei verfügbar sind.
Ausbau zur Kapitalverwendungsrechnung bzw. zum Cashflow-Statement
Um feststellen zu können, wohin das erwirtschaftete Geld geflossen ist, muss der Cashflow i. e. S. zur Kapitalflussrechnung bzw. zum Cashflow-Statement ausgebaut werden. In der Praxis ist die Methode nach IAS 7 (International Accounting Standard) bzw. nach DRS 21 weit verbreitet. Das Cashflow-Statement nach DRS 21 gliedert sich in einen Cashflow aus
- laufender Geschäftstätigkeit,
- Investitionstätigkeit und
- Finanzierungstätigkeit.
Aus der Summe von
- Cashflow aus operativer Tätigkeit
- +/- Cashflow aus Investitionstätigkeit
- +/- Cashflow aus Finanzierungstätigkeit sowie
- dem Anfangs- und Endbestand an liquiden Mitteln
ergibt sich die Liquidität, die einem Unternehmen zugeflossen bzw. die abgeflossen ist.
Praxis-Beispiel: Berechnung der Liquidität mit dem Cashflow-Statement
Berechnung des Cashflow-Statements:
Cashflow aus operativer Tätigkeit | 800.000 EUR |
Cashflow aus Investitionstätigkeit | -700.000 EUR |
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | -110.000 EUR |
Cashflow | -10.000 EUR |
Anfangsbestand finanzielle Mittel | 15.000 EUR |
Endbestand finanzielle Mittel / Liquidität | 5.000 EUR |
Es ist zu sehen, dass das Unternehmen einen hohen Cashflow aus operativer Tätigkeit (also aus der ureigenen Geschäftstätigkeit) erwirtschaftet, der zu großen Teilen für Investitionszwecke gebraucht wird. Die verbleibenden Beträge genügen nicht, um den Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit, z. B. Tilgungsleistungen und Entnahmen, des laufenden Geschäfts zu decken. Nur durch den hohen Anfangsbestand an finanziellen Mitteln bleibt die Liquidität noch positiv. Ohne die finanziellen Mittel zur Sicherstellung der Liquidität hätte z. B. ein neuer Kredit aufgenommen werden müssen.