Mit dem neuen Gesetz zur Maklercourtage sollten Immobilienkäufer entlastet werden. Dieses Ziel sehen Immobilienprofis klar verfehlt – manches Büro sieht sich im Zugzwang und passt die Provision an, wie eine Studie zeigt. Weniger Aufträge und mehr Verwaltung kommen als "Nebenwirkungen" hinzu.
Größerer administrativer Aufwand für Immobilienprofis und keinerlei Erleichterung für Käufer: Rund ein halbes Jahr nachdem der Provisionssplit beim Immobilienkauf eingeführt worden ist, gibt es ein ernüchterndes Fazit: Mehr als zwei Drittel (68 %) der Makler in Deutschland sehen die Zielsetzung der neuen Regelungen (eher) nicht erreicht. Das zeigt der Marktmonitor Immobilien (MMI) 2021, eine Studie von immowelt.de und Prof. Stephan Kippes von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen.
20 % der im Mai 2021 befragten Makler sehen das Vorhaben als teilweise erfolgreich an, und nur 12 % beurteilen das Gesetz als (eher) erfolgreich. Das erklärte Ziel des Gesetzgebers war es, Immobilienkäufer finanziell zu entlasten, die in vielen Regionen die Kosten für die Provision grundsätzlich komplett tragen mussten.
Knapp die Hälfte der Makler mussten ihr Geschäft umstellen
Am 23.12.2020 trat das neue Gesetz über die Verteilung der Maklerkosten bei der Vermittlung von Kaufverträgen über Wohnungen und Einfamilienhäuser in Kraft. Wer die Dienstleistung des Maklers beauftragt, darf seitdem nur noch maximal die Hälfte der Kosten auf die andere Vertragspartei verlagern. Das führt in der Praxis häufig zu einer 50:50-Teilung der Courtage zwischen Käufer und Verkäufer. 42 % der befragten Immobilienvermittler mussten daraufhin ihre üblichen Vereinbarungen anpassen. Vor allem kleine Maklerbüros waren im Zugzwang: Je größer ein Unternehmen ist, desto seltener mussten im Zuge des neuen Gesetzes Änderungen bezüglich der Provisionsaufteilung vorgenommen werden.
Fast bei jedem zweiten Makler ist die Zahl der Verträge mit Verkäufern nach dem neuen Gesetz gesunken – bei 8 % sehr stark. Wobei sowohl rückläufige Verkaufsaufträge als auch der gestiegene Wettbewerbsdruck wahrscheinlich dem knappen Angebot am Markt geschuldet seien, räumen die Studienautoren ein.
Größere Maklerunternehmen bewerten die Situation allerdings deutlich positiver und berichten seltener von negativen Auswirkungen als etwa Einzelunternehmer.
Fast alle Makler würden lieber die Grunderwerbsteuer senken
Jeder zweite Makler beklagt den gestiegenen zeitlichen Aufwand: Doppelte Rechnungsstellung bedeutet, dass mehr Zeit für administrative Tätigkeiten einkalkuliert werden müsse. Zudem dauert es bei mehr als jedem dritten (37 %) der Befragten länger oder deutlich länger, bis die Courtagerechnungen vollständig beglichen sind.
Einig waren sich die meisten (93 %) der befragten Immobilienmakler bei der Frage, dass eine echte finanzielle Entlastung für Immobilienkäufer mit einer Senkung der Grunderwerbsteuer erreicht werden könnte – die habe einen spürbaren Einfluss auf die Kaufnebenkosten.
Zur Befragung wurde eine nach Nielsen-Gebieten quotierte Zufallsstichprobe aus der Datenbank von Immowelt eingeladen. Die Online-Befragung fand zwischen dem 2.7. und dem 12.7.2021 statt. Nach Bereinigung betrug der Rücklauf insgesamt 434 Fragebögen. Das Ergebnis wurde nachträglich nach der Bevölkerungsstruktur in den Bundesländern gewichtet.