3.1 Fassade

Die Fassade schützt die Immobilie vor Witterungs- und Umwelteinflüssen. Die Funktion geht allerdings weit darüber hinaus, wie zum Beispiel in Form von sommerlichem Wärmeschutz, als Schutz vor der Sonneneinstrahlung für die Bewohner oder auch in Form von Wärmedämmung. In vielen Fällen ist die Fassade natürlich auch für die Optik, Prestige und Design von großer Bedeutung. Im Folgenden soll es jedoch nur um die bauphysikalischen Eigenschaften gehen.

3.1.1 Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstands

Bei der Bestimmung dieser Eigenschaften sind Material und Wärmedurchlasswiderstand ausschlaggebend. Der Wärmedurchlasswiderstand berechnet sich mit dieser Formel:

Formel zur Berechnung des Wärmedurchlasswiderstands

Der Wärmedurchlasswiderstand ist der Widerstand, den ein Bauteil dem Wärmestrom bei einer Temperaturdifferenz von 1 Kelvin auf einer Dicke von 1 Meter zwischen seinen Oberflächen entgegensetzt. Beim Wärmedurchlass der Bauteilrechnung wird somit der Wärmedurchlasswert auf die tatsächliche Stärke des Bauteils umgerechnet. Das Ergebnis ist dann der U-Wert für das angegebene Bauteil (zum U-Wert siehe ausführlich Kap. 4).

Doch was genau bedeutet das? Betrachten wir zum Beispiel ein Haus aus dem Baujahr 1992 – Stein auf Stein gebaut, haben wir eine Vielzahl von Schichten. Von außen nach innen sind mindestens:

  • Außenputz,
  • Wärmedämmung,
  • Mauerwerk aus Gitterziegeln oder Kalksandlochsteinen,
  • Mörtelfugen,
  • Innenputz (in der Regel als Gipsputz),
  • ggf. Tapete, Edelputz oder Farbe,
  • ggf. Rollladenkästen,
  • möglicherweise Heizkörpernischen mit einem geringeren Aufbau etc.

Wandaufbau

Diese Aufzählung ist nur beispielhaft. Um eine Außenwand genau zu bestimmen, werden die Bauunterlagen benötigt. Liegen diese nicht vor, muss ein Loch durch alle Schichten gebohrt werden, welches groß genug ist, um eine Einzelbetrachtung vornehmen sowie die einzelnen Materialien bestimmen zu können. All diese einzelnen Baustoffe haben einen unterschiedlichen Wärmedurchlasswiderstand. Diese Angaben stellen entweder die Hersteller zur Verfügung oder ein Energie-Effizienz-Experte nutzt einen Bauteilkatalog.

Die einzelnen Schichtdicken werden dann mit den zuständigen Wärmedurchlasswiderständen gegengerechnet, womit man über den gesamten Wärmedurchlasswiderstand der Außenwand verfügt. Mit dem richtigen Rechenprogramm ist das schnell simuliert.

3.1.2 Schadensbilder erkennen

Grundsätzlich kommt es auf ein ggf. vorhandenes Schadensbild sowie das Sanierungsziel an. Manchmal bilden sich beispielsweise an der Fassade die Fugen der Wärmedämmung ab. Zudem ist oftmals der Putz auf den Rollladenkästen sehr vergraut. Das deutet stark darauf hin, dass die Wärmedurchlasswiderstände sehr viel geringer sind als im übrigen Bereich. Letztendlich lässt dieses Schadensbild darauf schließen, dass in diesen Bereichen sehr viel Wärme nach draußen geht. Die Rollladenkästen behandeln wir nachfolgend noch genauer (siehe Kap. 3.1.2.3).

3.1.2.1 Feuchtigkeit und Schimmel

Zusätzlich kann im Innenbereich manchmal das Problem auftreten, dass die Fensterlaibungen sowie die Deckenkante an der Außenwand im Obergeschoss und die Außenecken in den einzelnen Räumen schimmeln. Schimmeln kann es nur, wenn Feuchtigkeit, Zellulose sowie Temperaturen im mittleren Bereich zwischen 0 °C und 60 °C zusammentreffen. Diese Bedingungen sind in jedem Haushalt zu finden. Zellulose finden wir beispielsweise im Hausstaub, Tapetenkleister aber auch in den Tapeten. Somit können wir die Faktoren Zellulose und Temperatur wenig beeinflussen, die Feuchtigkeit hingegen schon.

Wichtig für die Schimmelbildung ist die Feuchtigkeit. Diese können wir beeinflussen, indem wir entweder die Feuchtigkeit in der Luft erhöhen oder die Temperatur absenken (siehe hierzu Kap. 3.8). Warum schimmelt es dann nur in den Ecken? Die Bauteilecken bilden eine sog. geometrische Wärmebrücke. Das bedeutet, auf jeden warmen Punkt in der Innenecke kommt eine vielfach größere Fläche an der Außenwand, die mit der Kälte dagegen drückt. Hat es z. B. eine Außentemperatur von – 3,8 °C und die Außenwand eine Stärke von 32 cm, kommen auf jeden Punkt in der Innenecke 64 cm Außenwand. Bei – 3,8 °C ist das viel Kälte, die dagegen drückt, und zeigt, warum die Innenecke kälter ist als die gerade Wand. Genau so verhält es sich mit Fensternischen und anderen abgeschwächten Bauteilen. Stets sind bei einer Messung dann unterschiedliche Wärmedurchlasswiderstände zu sehen, die zu unterschiedlichen Wärmeverlusten und höheren Kosten führen. Oftmals auch zu weiteren Bauschäden.

Mietwohnung mit starkem Schimmelpilzbefall (Ursache: Wärmebrückeneffekte und Undichtigkeiten an Balkontüre)

Thermografie

Bevor ein Gebäude grundlegend saniert wird, sollte eine professionelle Thermografie in Erwägung gezogen werden. Dabei wird mit einer Wärmebildkamera das gesamte Gebäude unter die Lupe genommen.

 

Thermografie nur vom Experten

Diese spezialisierte Aufgabe sollte nur von einer Fachfirma durchgeführt werden. Im App-Store erhält man zwar die passende App für schöne Bilder, aber ohne Hintergrundkenntnisse können keine korrekten Aussagen getroffen werden.

Für die Aufnahme spielen das Wetter und die Jahr...

Dieser Inhalt ist unter anderem im VerwalterPraxis Gold enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge