Homeoffice - Der Weg in die Zukunft
Corona-Pandemie setzte Veränderungen in Gang
Der Durchbruch des Homeoffice in der öffentlichen Verwaltung ließ lange Zeit auf sich warten. Dazu bedurfte es einer Pandemie. Erst sie hebelte Anwesenheitspflichten und Stechuhren mit einem Schlag aus und lieferte den Beweis dafür, dass die Arbeit auch außerhalb der Dienststelle, von zuhause aus, erledigt werden kann; oftmals besser als an der Arbeitsstätte, wo die Ablenkung größer ist. Der so erzwungene weltweite Feldversuch für ein Homeoffice verlief so effektiv und effizient, dass die Republik auch im monatelangen Lockdown reibungslos am Laufen blieb. Wie konnte dies gelingen?
Ergebnis- statt Prozessorientierung
Der Fokus täglicher Arbeit lag nicht mehr auf dem Prozess, sondern auf dem Ergebnis. Tatsächlich ermöglichte diese Form der Tätigkeit fern von aufwändigen An- und Abreisen sogar nochmals eine Verdichtung der abzuarbeitenden Aufträge, an die zuvor keiner zu glauben gewagt hätte. So wundert es nicht, dass darauf keiner mehr verzichten will und kann, selbst wenn der Preis, den es dafür zu begleichen gibt, hoch ist, da er im Verlust des Austauschs mit einem direkten Gegenüber besteht – gerade die junge Generation leidet unter dem Verzicht massiv.
Reduzierung von Dienstreisen und mehr Homeoffice
Dennoch ist die Tendenz klar: Dienstreisen auf Bund- und Länderebene sollen reduziert werden, selbst wenn hoffentlich die Inzidenzwerte und der Impfschutz Präsenzen mittel- bis langfristig wieder erlauben werden. Bis zu 50 Prozent lautet die Faustregel - nach dem jüngsten Bericht des Weltklimarats gerne endlich auch der Umwelt zuliebe. So dürfen nun auch Dienstvereinbarungen abgeschlossen werden, die Angestellten wie Beamten ermöglichen, bis zu 60 Prozent ihrer Tätigkeit von zuhause aus zu erledigen. Ein guter Mix von analog und digital, der hoffentlich individuell auch nochmals angepasst werden darf.
Attraktivität für zukünftige Fachkräfte steigt
Diese neue Flexibilität ist mit Abstand der wichtigste Faktor, um bei Auswahlgesprächen herausragende Bewerberinnen und Bewerber für die öffentliche Verwaltung zu gewinnen. Gerade in Zeiten, in denen infolge der rückläufigen Geburtenzahlen der Bedarf nach Fachkräften wieder überproportional zur Nachfrage steigt. So schwierig Homeoffice zu aller Anfang für das private Leben sein kann, wenn es gleichzeitig gilt, die Arbeit zu erledigen und Kinder oder Eltern zu betreuen – gerade junge Mütter sehen darin eine Chance für sich, allzu lange Auszeiten durch Erziehungs- und Betreuungspflichten zuhause zu vermeiden und beruflich am Ball zu bleiben. „Könnte ich komplett von zuhause arbeiten?“ Von der Antwort auf diese Frage wird künftig immer mehr abhängen, ob geeignete Kandidatinnen und Kandidaten auch wirklich kommen werden. Durch Homeoffice lassen sich Kinder und Karriere vereinen – ein Vorteil für Frauen wie für Männer.
Bessere Work-Life-Balance
Homeoffice ist der Weg in die Zukunft. Auf die Weise lassen sich Forderungen nach einer Work-Life-Balance auch in verantwortlichen Tätigkeiten erfüllen. Denn damit eröffnen sich Möglichkeiten, Kinder oder auch nahe Verwandte zu betreuen, Handwerker zu empfangen, einen Arztbesuch zu absolvieren, in Ruhe zuhause Akten zu studieren, Vermerke zu schreiben oder einfach auch in den Randzeiten einen besseren, da regelmäßigen Austausch mit der Partnerin/ dem Partner zu haben. Homeoffice fokussiert die Organisation des Alltags nicht nur auf den Beruf, sondern auch auf die Familie; es ermöglicht ein gemeinsames Leben an einem Ort und verhindert zeitraubende Pendelei.
Diese Flexibilität ist heute ausschlaggebend, um gute Leute zu gewinnen.
Vorteile für Beschäftigte im öffentlichen Dienst
Daneben bestehen weitere Faktoren fort, sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden: Das Renommee des Arbeitgebers, das Einkommen wie Fortkommen – gibt es Perspektiven des Aufstiegs? Nach Corona wird immer wichtiger, die Frage nach der Sicherheit: Ist eine Verbeamtung perspektivisch in Sicht?
Nicht minder wichtig eine sinnhafte Tätigkeit. Sie hat an Gewicht gewonnen. Es geht weniger um Geldmaximierung als um Teilhabe an Gestaltungs- und Entwicklungsprozessen für die Gesellschaft von morgen, hier sticht die öffentliche Verwaltung die Privatwirtschaft in der Regel ebenso aus.
Nicht zu vergessen die Wertschätzung der Arbeit. Sie muss gerade im digitalen Zeitalter mehr denn je durch persönliche Gespräche, menschliche Nähe und Anteilnahme auch über Ereignisse im Berufsfeld hinaus erfolgen. Das bindet jene, die man für die öffentliche Verwaltung gewinnen will – geradlinige, loyale Charaktere, die für eine Idee, eine Vision einstehen wollen.
Die Frage nach der Infrastruktur am Arbeitsplatz ist heute nach wie vor sekundär, es sei denn es geht um die IT-Tauglichkeit. Denn ohne sie ist Homeoffice nicht denkbar. Das wird bei Vorstellungsgesprächen weniger erfragt als vielmehr vorausgesetzt. Insofern ist es höchste Zeit, dass die Digitalisierung in Deutschland demnächst bei jeder Bürgerin/jedem Bürger auch ankommt.
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