Acht Gewerkschaften sind unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Sitz in Berlin versammelt. Im Jahr 2019 waren in den Mitgliedsgewerkschaften des DGB 5,934 Millionen Mitglieder organisiert. In den letzten Jahren ist die Mitgliederzahl weitgehend gleich geblieben, in früheren Jahren gab es einen erheblichen Mitgliederrückgang. So waren im Jahr 1990 allein in den westdeutschen Gewerkschaften noch 7,938 Millionen Mitglieder organisiert. Größte Gewerkschaft mit Stand des Jahres 2019 ist die IG Metall mit 2,262 Millionen Mitgliedern, gefolgt von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mit 1,955 Millionen Mitgliedern.
4.1 ver.di
Die Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Deutsche Postgewerkschaft (DPG), IG Medien und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) haben im März 2001 "ver.di – Vereinte Dienstleistungsgesellschaft e. V.", kurz "ver.di", mit Sitz in Berlin gebildet.
In ver.di sind die Arbeitnehmerinteressen im Dienstleistungsbereich, in der dienstleistungsnahen Industrie sowie im Medien-, Kultur- und Bildungsbereich vereinigt. Bislang sind nur etwa 10 % der Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich gewerkschaftlich organisiert. Hier besteht für die Gewerkschaften ein großer Nachholbedarf, zumal der Dienstleistungssektor in den vergangenen Jahrzehnten ständig an Bedeutung gewonnen hat.
Als weitere Vorteile von ver.di werden angeführt:
- Einspareffekte bei Personal und Geldmitteln,
- die Vermeidung gewerkschaftlicher Konkurrenz,
- die Vereinigung von Erfahrungen und Kompetenzen,
- einen besseren Service und
- eine bessere Mitgliederbetreuung.
Die Organisationsstruktur gliedert sich neben der Bundesebene in 3 Ebenen für die jeweiligen Politikfelder (Landesbezirke – Bezirke – örtliche Ebene). Es gibt 10 Landesbezirke: Bayern, Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen/Bremen, Nord (Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern), Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz-Saarland sowie den Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Um die Interessen der in ver.di organisierten unterschiedlichen Berufsgruppen möglichst eigenständig zu vertreten, wurden insgesamt 13 Fachbereiche gebildet:
- Finanzdienstleistungen
- Ver- und Entsorgung
- Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen
- Sozialversicherung
- Bildung, Wissenschaft und Forschung
- Bund und Länder
- Gemeinden
- Medien, Kunst und Industrie
- Telekommunikation, Informationstechnologie, Datenverarbeitung
- Postdienste, Speditionen und Logistik
- Verkehr
- Handel
- Besondere Dienstleistungen
Wie bereits bei der Gewerkschaft ÖTV soll das Tarifgebiet des öffentlichen Dienstes fachbereichsübergreifend behandelt werden, um die Flächentarifverträge des öffentlichen Dienstes weiterhin zu erhalten. Eine tarifpolitische Grundsatzstelle beim Vorstand soll eine gemeinsame Tarifstrategie entwickeln und die Tarifarbeit koordinieren.
Vorsitzender von ver.di ist der 1967 geborene Frank Werneke.
4.2 dbb beamtenbund und tarifunion
Neben dem DGB existiert mit dem dbb eine weitere gewerkschaftliche Spitzenorganisation/Dachverband. Der dbb nimmt diese Funktion ausschließlich wahr für Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und des privaten Dienstleistungssektors. Unter seinem Dach bündelt er Landesbünde in allen 16 Bundesländern. Die 40 Mitgliedsgewerkschaften haben gut 1,3 Millionen Mitglieder.
Zu den Mitgliedsgewerkschaften des dbb gehören zum Beispiel die komba gewerkschaft (Gewerkschaft kommunaler Beamter und Arbeitnehmer), die DStG (Deutsche Steuer-Gewerkschaft) und die VDStra. (Fachgewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten).
Die dbb Gewerkschaften organisieren neben Beamtinnen und Beamten mit einer steigenden Tendenz auch Beschäftigte. Deshalb hatten sich die tariffähigen Mitgliedsgewerkschaften des dbb zur dbb tarifunion zusammengeschlossen. Im Februar 2013 verschmolzen dbb tarifunion und dbb beamtenbund und tarifunion, damit erlosch die dbb tarifunion als eigenständige Organisation und der dbb trat in alle bestehenden Tarifverträge ein. Der dbb ist neben der Gewerkschaft ver.di Tarifpartner des öffentlichen Dienstes und seiner privatisierten Bereiche. Damit wird die im Tarifvertragsgesetz vorgesehene Möglichkeit genutzt, nach der nicht nur Einzelgewerkschaften, sondern auch Spitzenorganisationen Tarifvertragspartei sein können.
Die Tarifarbeit des dbb ist zentral organisiert, um eine abgestimmte Tarifpolitik auch auf regionaler Ebene zu gewährleisten und um den Flächentarifvertrag zu erhalten. Die Verzahnung mit den Mitgliedsgewerkschaften erfolgt durch deren paritätische Vertretung in den satzungsgemäßen Gremien des dbb und durch die Einbeziehung der Mitgliedsgewerkschaften in die sie betreffenden Tarifverhandlungen einschließlich auf regionaler Ebene.
Bundesvorsitzender des dbb ist Ulrich Silberbach.