Der Arbeitgeber hat die Fürsorgepflicht, seine Arbeitnehmer vor Mobbing zu schützen. Opfer von Mobbing-Attacken sollten grundsätzlich alle denkbare Unterstützung von ihrem Betrieb erwarten dürfen. Die Praxis sieht allerdings oft anders aus: Hier wird die Existenz von Konflikten häufig negiert. Und bei Mobbing passiert es oft, dass sich das Unternehmen lieber vom Opfer trennt, als den Mobber zur Rechenschaft zu ziehen.
Aktive und aufmerksame Führungskräfte
Doch es geht auch anders, vor allem durch aufmerksame und aktive Führungskräfte. Während sie sich um die betrieblichen Probleme kümmern, sollten sie auch das soziale Umfeld und das Verhalten im Team genau beobachten. Verhält sich ein Mitarbieter destruktiv, sollte die Führungskraft sofort handeln. Denn schon kleine Gemeinheiten, Bösartigkeiten, Gerüchte, ja sogar abwertende Gesten oder Mimik können zu leidvollem Mobbing eskalieren.
5.1 Das Gespräch suchen
Ein Mobbing-Prozess lässt sich mit konsequentem Konfliktmanagement stoppen. In einem frühen Stadium kann die Führungskraft z. B. ein Gespräch mit dem Mitarbeiter führen. Vor der direkten Ansprache sollte die Führungskraft zunächst alle Vermutungen und Fakten sammeln. Gibt es keine ausreichend beweisbaren Fakten, schildert man am besten die persönlichen (subjektiven) Eindrücke, um ins Gespräch zu kommen.
- "Ich habe den Eindruck, dass Sie Herrn YY nicht besonders leiden können."
- "Ich habe den Eindruck, dass die Kommunikation zwischen Ihnen und Frau XY gestört ist. Das wirkt sich erheblich auf den reibungslosen Arbeitsfluss aus."
Nach der Antwort und wenn es passt, kann die Frage ergänzt werden:
- "Kann das auch daran liegen, dass Sie damals die Stelle als ... nicht bekommen haben?"
- "Solch ein Verhalten schadet dem Betrieb und ist inakzeptabel. Können Sie mir helfen, diese Vorfälle abzustellen?"
Mit dieser zurückhaltenden Art der Konfrontation zeigt die Führungskraft, dass sie informiert ist und sich der Sache annimmt. Darüber hinaus signalisiert sie, dass sie alles weiterhin beobachten wird. Es wird auch deutlich, dass der Vorgesetzte betriebsschädigende Verhaltensweisen nicht duldet und konsequent durchgreifen wird. Der freundliche, aber in der Sache sehr bestimmte Ton unterstreicht diese Absicht.
Mobber in die Schranken weisen
Wenn Mobber wissen, dass die von ihnen Geschädigten mit der vollen Unterstützung der Führungskräfte, der Geschäftsführung (und des Betriebsrates) rechnen können und dass Mobber im Betrieb nicht geduldet sind, werden destruktive Verhaltensweisen – wenn auch nicht völlig beseitigt –, erheblich in die Schranken verwiesen.
5.2 Mobbing löst Stress aus
Je besser eine Führungskraft ihre Mitarbeiter, deren Beziehungen untereinander und zu anderen Teams einschätzen und beurteilen kann, desto eher wird ihr auffallen, wenn sich jemand nicht korrekt verhält. Führungskräfte können Mobbing allerdings nur vermeiden oder begrenzen, wenn sie sich für das Thema öffnen. Und sie müssen für ihre Mitarbeiter bei Problemen ansprechbar sein und diese Probleme offen, sachlich, ruhig und mit persönlicher Distanz angehen. Außerdem müssen sie mit Stress souverän und konstruktiv umgehen können.
Wenn es um Probleme auf der zwischenmenschlichen Ebene geht oder um psychische Auffälligkeiten, sind Führungskräfte oft überfordert. Mancher reagiert unbeholfen oder abweisend, wenn ein Mitarbeiter bei ihm Rat sucht. Aussagen wie z. B.:
- "Daran sind Sie selbst schuld",
- "Übertreiben Sie da nicht?" oder
- "Wo gehobelt wird, da fallen Späne"
sind keine Seltenheit. Solche Reaktionen sind meist nicht bösartig gemeint, sondern bedeuten: "Lassen Sie mich mit Ihren Problemen in Ruhe, ich habe wirklich andere Sorgen. Damit kann ich nicht umgehen. Das setzt mich unter Druck."
Eine besondere Herausforderung entsteht übrigens, wenn der Mobber im Betrieb verbleibt. Denn er darf nicht zum Verlierer werden, sondern muss angeleitet werden, seine Energie wieder gewinnbringend und positiv für die Firma einzusetzen.
Praktische Tipps für Führungskräfte
- Nehmen Sie sich Zeit, wenn sich Gerüchte und Vermutungen verdichten.
- Hören Sie genau hin, wenn Ihnen auf informellem Wege etwas zu Ohren kommt.
- Schaffen Sie eine offene Arbeitsatmosphäre.
- Nehmen Sie nicht die Rolle des Psychologen oder Trösters ein.
- Geben Sie der betroffenen Person Informationen über inner- und außerbetriebliche Möglichkeiten. Oft fehlt den Betroffenen die Kraft, sich selbst darum zu kümmern.
- Lassen sie dem betroffenen Mitarbeiter die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Hilfen er nutzen und annehmen möchte.
- Nur wenn der Betroffene einverstanden ist, können Sie den Kontakt für weitere Unterstützung vermitteln.
- Schützen Sie sich selbst: Der Umgang mit dem Stress von Mobbing-Opfern oder die Konfrontation des Mobbers darf nicht zur persönlichen Belastung führen.
- Bitten Sie eventuell weitere Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen, die Sie persönlich und menschlich für geeignet halten, um Unterstützung.
- Sprechen Sie geeignete Mitarbeiter des Betriebsrats an, die dem Betroffenen helfen können und die richtigen Wege kennen, um...