Altersgerechte Arbeitszeitmodelle entwickeln

Schließlich geht es im letzten Handlungsfeld darum, die Arbeitszeit altersgerecht zu gestalten, also den spezifischen Bedürfnissen älterer Mitarbeiter anzupassen. Derartige Arbeitszeitmodelle tragen dem Umstand Rechnung, dass ältere Mitarbeiter längere Regenerationsphasen benötigen, mehr Zeit für die Weiterbildung einzuplanen haben und ihre Arbeitszeit gegen Ende ihres Arbeitslebens nicht selten reduzieren möchten.

Schicht- und Nachtarbeit altersgerecht gestalten

Schicht- und Nachtarbeit werden für Mitarbeiter mit zunehmendem Alter zu einer wachsenden Belastung. Daher sollten ältere Mitarbeiter möglichst nicht mehr dafür eingeplant werden. Ist dies aus betrieblichen Gründen nicht möglich, empfiehlt es sich, belastungsdifferenzierte Schichtsysteme einzuführen. Hier werden z. B. drei von vier Schichtteams in derselben, relativ nachtschichtlastigen Schichtenfolge eingesetzt, um dem vierten Schichtteam das Arbeiten ausschließlich in Früh- und Spätschicht zu ermöglichen.Bei diesem Schichtsystem erreichen alle Mitarbeiter dieselbe planmäßige Arbeitszeit und leisten auch dieselbe Anzahl von Wochenendschichten.

 
Praxis-Tipp

Empfehlungen für eine altersgerechte Schicht- und Nachtarbeit[1]

Grundsätzlich existiert eine Vielzahl von unterschiedlichsten Schichtmodellen. Dabei ist jedes Modell individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmens und der Beschäftigten abzustimmen. Dennoch können die folgenden arbeitswissenschaftlichen Gestaltungskriterien empfohlen werden: Nachtschicht:

  • Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein, maximal vier.
  • Nach einer Nachtschichtphase sollte möglichst 24 Stunden arbeitsfreie Zeit folgen.
  • Die Nachtschicht sollte möglichst früh enden.

Arbeitsfreie Zeiten:

  • Mehrbelastungen sollten durch Freizeit ausgeglichen werden.
  • Geblockte Wochenendfreizeiten sind besser als einzelne freie Tage am Wochenende.

Schichtfolgen:

  • Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen, es sollte keine ,"Halb-Nachtschicht" aus ihr gemacht werden.
  • Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden.
  • Schichtpläne sollten vorwärts rotieren.

Zudem sollte:

  • auf starre Anfangszeiten zugunsten individueller Einflussnahme verzichtet werden,
  • eine Massierung von Arbeitstagen oder Arbeitszeiten auf einen Tag begrenzt werden,
  • die Schichtdauer von der Arbeitsschwere abhängig und bei ungleichen Schichtlängen die Nachtschicht kürzer sein,
  • der Schichtplan vorhersehbar und überschaubar sein,
  • der einmal aufgestellte Schichtplan von betrieblicher Seite eingehalten werden.

Übergang in den Ruhestand regeln

Ergänzt werden können Arbeitszeitmodelle schließlich durch explizite Regelungen zum Übergang in den Ruhestand sowie durch Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit bereits verrenteten bzw. pensionierten Mitarbeitern. Im Hinblick auf eine altersgerechte Arbeitsgestaltung sind hier folgende Regelungen zu nennen:

  • Verrentung auf Probe: Bei dieser flexiblen Ruhestandregelung haben Mitarbeiter die Möglichkeit, Verrentungs- bzw. Pensionierungsentscheidungen auch nach dem Austritt aus dem Unternehmen, z. B. innerhalb eines halben Jahres, zu überdenken und ggf. zu revidieren.
  • Gründung von internen Beratungsunternehmen: Hierbei handelt es sich um spezielle Abteilungen oder eigens gegründete Gesellschaften, in die Mitarbeiter einige Jahre vor dem geplanten Ruhestand wechseln können und dort als Berater tätig sind.
  • (Wieder-)Beschäftigung von verrenteten bzw. pensionierten Mitarbeitern: Auch ist es möglich, Mitarbeiter nach erfolgter Verrentung bzw. Pensionierung wieder in das Unternehmen zu holen, z. B. für bestimmte Projekte, in denen Sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den anderen Projektteilnehmern teilen.

Arbeitszeiten flexibilisieren und verkürzen

Eine weitere Möglichkeit der altersgerechten Arbeitszeitgestaltung besteht in der Flexibilisierung und Verkürzung der Arbeitszeit. So lässt sich die Arbeitszeit nach Lage, Dauer und Verteilung flexibilisieren.[2] Dabei haben die Mitarbeiter die Option, ihre Arbeitszeit unter Berücksichtigung der betrieblichen Anforderungen an die individuelle Leistungsfähigkeit und die persönliche Situation anzupassen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz durch Teilzeit der Mitarbeiter mit mehr als einer Person zu besetzen (Jobsharing). Durch eine Verkürzung von Arbeitszeiten lassen sich Fehlzeiten reduzieren und einer Frühverrentung bzw. -pensionierung entgegenwirken. Insgesamt profitieren die Mitarbeiter und das Unternehmen von flexibilisierten und verkürzten Arbeitszeiten durch geringere Fehlzeitenkosten, eine höhere Motivation, eine steigende Arbeitszufriedenheit und einen langfristigen Erhalt der Arbeitsfähigkeit.

 
Hinweis

Mitarbeiter über Arbeitszeitmodelle informieren

Wichtig ist, dass die Mitarbeiter fortlaufend über die jeweils aktuellen Arbeitszeitmodelle informiert werden. Zusätzlich empfiehlt es sich, ihnen seitens des Personalmanagements eine Beratung zu den einzelnen Modellen anzubieten.

 
Praxis-Tipp

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