Zusammenfassung
Ein Bürostuhl ist ein drehbarer, auf Stuhlrollen gelagerter Stuhl mit Rückenlehne. Er ist auf die Benutzung an Schreibtischen optimiert und aus Gründen der Ergonomie höhenverstellbar. Die Höhenverstellung erfolgt mit einer Gasdruckfeder. Eine Höhen- und Neigungsverstellung der Rückenlehne ist meist vorgesehen, oft auch eine Neigungsverstellung oder eine sitzballähnliche, d. h. horizontal schaukelnde und/oder rundum pendelnde Lagerung der Sitzfläche. Durch die Lagerung auf Rollen kann der Stuhl im Sitzen bequem verschoben werden.
Der Arbeitgeber hat beim Einrichten und Betreiben den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene, die ergonomischen Anforderungen gem. § 3a Abs. 1 ArbStättV zu berücksichtigen.
In DGUV-I 215-410 "Bildschirm- und Büroarbeitsplätze. Leitfaden für die Gestaltung" ist Abschn. 8.3.2 am hilfreichsten. Dort sind auch die aktuell gültigen Normen für die Gestaltung von Bürostühlen aufgelistet.
1 Mindestanforderungen an den Bürostuhl
Der Anhang Nr. 11 BildscharbV forderte noch: "Der Arbeitsstuhl muss ergonomisch gestaltet und standsicher sein". Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), in die inzwischen die Bildschirmarbeitsverordnung integriert wurde, verzichtet auf diese wenig hilfreiche Aussage. Sie enthält keinen Hinweis auf Mindestanforderungen für Bürostühle.
Anforderungen an Bürostühle
Nicht die Normen oder der Grad der Standardisierung und das Design, sondern der Preis ist entscheidend.
Der Stuhl ist mehr als seine Einzelteile, er ist Teil eines Arbeitssystems und muss sich hier passend integrieren. Der Stuhl muss zur Arbeitsaufgabe und der Person passen. So muss er nach einem Baukastenprinzip aufgebaut sein, um eine richtige Individualisierbarkeit auf die verschiedenen Mitarbeiter zuzulassen.
Die Anforderungen sind auch jeweils unterschiedlich, wenn der Bürostuhl
- nur von einer Person benutzt wird oder
- von mehreren Personen, wie z. B. bei Desksharing oder im Call-Center.
Die Checkliste "Bürostühle: Anforderungen" enthält die wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt.
2 Die Elemente des Bürostuhls im Detail
I. d. R. werden nur noch Stühle auf dem Markt angeboten, die den Mindestanforderungen entsprechen und mit dem GS-Zeichen versehen sind. Die Mindestanforderungen sind sicher nicht das Maß der Dinge – deshalb die wichtigsten Punkte im Überblick:
2.1 Rollen
Die Rollen sind hauptsächlich zum Aufstehen und Hinsetzen an den Schreibtisch gedacht. Es müssen 5 Stück sein, damit die Standsicherheit gewährleistet ist. Wobei Rolle nicht gleich Rolle ist, denn die Rollen müssen zum Bodenbelag passen. Nicht nur die Standsicherheit, sondern auch Schutz vor unbeabsichtigtem Wegschieben und Wegrollen muss gewährleistet sein.
Weiche oder harte Rollen?
Weiche Rollen für harte Böden und harte Rollen für weiche Böden. Die Rollen lassen sich an der Farbe erkennen, die ungebremsten Rollen für textile Böden sind komplett schwarz und die gebremsten Rollen haben einen grauen Rand.
2.2 Fußkreuz
Früher noch mit 4 Armen, deshalb auch Kreuz genannt, werden heute 5 oder 6 Arme eingesetzt. Das Fußkreuz ist das Bindeglied zwischen den dort eingesteckten Rollen und der Gasfeder für die Höheneinstellung. Die handelsüblichen Fußkreuzmaterialien sind Kunststoff, Metall und Alu (poliert oder gebürstet).
Kunststoff-Fußkreuze mit Metallring gegen Absenkung auf den Boden sichern
Das Material kann ermüden, d. h., die Gasfeder berührt aufgrund des geweiteten Materials den Boden, bremst und verkratzt den Boden. Achten Sie bei der Beschaffung bereits auf einen zusätzlich integrierten Metallring, der diesen Schadensfall verhindert bzw. bei vorhandenen Stühlen beheben kann.
2.3 Gasfeder
Jeder Stuhl wird i. d. R. mit einer Standardgasfeder ausgeliefert, doch nicht immer ist diese für die Person passend, d. h., für besonders kleine und für große Mitarbeiter wird eine andere Gasfeder benötigt. Leider verwenden die Hersteller keine einheitlichen Bezeichnungen, d. h., eine Gasfeder ist bei unterschiedlichen Herstellern auch unterschiedlich; manchmal weichen bereits innerhalb der Produkte eines Herstellers die Höhenangaben ab. Zur grundsätzlichen Orientierung hier eine Beispieltabelle eines Herstellers.
Höhe von |
bis |
Hub |
Bemerkung |
40 |
47 |
7 |
unterhalb 5. Perzentil |
42 |
55 |
13 |
für kleinere Personen |
47 |
60 |
13 |
deckt das größte Spektrum der Mitarbeiter ab |
50 |
68 |
18 |
für größere Personen |
56 |
81 |
25 |
nur mit Stopp-Rollen oder Gleitern zu verwenden, z. B. Counterstuhl bei Banken oder Flughäfen |
Fragen Sie Ihren Fachhändler bzw. Hersteller, welche Gasfeder Sie im Zweifelsfall einsetzen sollen.
Beachten Sie die Einsinktiefe des Polsters bei der Ermittlung
Tendenziell wird aufgrund der Oberkanten-Messung meist die Gasfeder zu groß bestellt. Ziehen Sie von der ermittelten Zahl bitte ca. 7–8 cm ab, denn das entspricht der zusätzlichen Einsinktiefe im Polster.
2.4 Sitztiefenverstellung
Die Sitztiefenverstellung ist besonders dann von Bedeutung, wenn es um Arbeitsplätze mit verschiedenen Nutzern geht: morgens die kleine Mitarbeiterin und ab Nachmittag der große Mitarbeiter. Im...