Ergonomie beim Desk-Sharing: Wie die neue Arbeitswelt gesund gestaltet werden kann
Unter Desk-Sharing versteht man die Organisation von Büroarbeitsplätzen, bei der die Schreibtische von mehreren Mitarbeitern zu unterschiedlichen Zeiten genutzt werden. Der feste Arbeitsplatz entfällt. In der Regel arbeitet jeder Beschäftigte auf seinem eigenen Laptop und wählt sich über einen Rechner am Arbeitsplatz ins Netzwerk ein.
Dies führt zu einer Standardisierung der Arbeitsumgebung, die zunächst einmal auf eine Anpassung an die ergonomischen Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter keine Rücksicht nimmt. Welche technologischen Innovationen gibt es aber bereits, mit der Gesundheit der Beschäftigten trotzdem nicht gefährdet wird?
Ergonomische Arbeitsplätze trotz Desk-Sharing
Die Entscheidung für Desk-Sharing bedeutet eine grundlegende Veränderung des ursprünglichen Arbeitsplatzes. Die Philosophie des „One-Size-fits-All“-Lösung („eine Größe muss für alle passen“) mag aus Kostengründen nachvollziehbar sein, für den betrieblichen Gesundheitsschutz bringt es aber viele Nachteile. Denn die standardisierten Arbeitsplätze sind noch weniger als in den konventionellen Büros auf den einzelnen Arbeitnehmer und seine individuellen ergonomischen Bedürfnisse zugeschnitten. Schreibtisch- und Bürostuhleinstellungen, aber auch die Abmessungen für den Bildschirmarbeitsplatz müssen an jedem neuen Platz oft langwierig und kompliziert von den Angestellten an die eigenen Anforderungen angepasst werden. Aber bis zu 90 Prozent aller Beschäftigten wissen laut Studien nicht, wie sie ihre Büromöbel richtig einstellen müssen oder aber stellen diese falsch ein.
Wichtig ist es für die Unternehmen daher, bereits bei der Planung der Arbeitsplätze auf eine gute ergonomische Anpassbarkeit zu achten. Wie aber ist ergonomisch richtiges Einstellen in der betrieblichen Praxis möglichst unkompliziert umzusetzen?
Ergonomie beim Desk-Sharing durch technische Lösungen
Technische Lösungen können helfen, Desk-Sharing ergonomischer zu gestalten. So gibt es dynamische Bürostuhl-Systeme mit automatischer Körpergewichtsregulierung. Dabei passt sich der Gegendruck der Rückenlehne innerhalb weniger Sekunden dem Körpergewicht des Beschäftigten an.
Die richtige Sitzdynamik wird durch eine Punkt-Synchron-Mechanik erreicht. Durch die abgestimmte Balance von Vorwärts- und Rückwärtsbewegung passen sich die Stühle in kürzester Zeit den natürlichen Körperbewegungen an.
Weitere Anpassungsmöglichkeiten ergeben sich durch schwenkbare Multifunktionsarmlehnen, die sowohl in Höhe und Breite, als auch in der Tiefe verstellbar sind. Auch die Sitzhöhe kann individuell angepasst werden.
Darüber hinaus gibt es digitalisierte -Ergonomie-Systeme, bei denen die wichtigsten Körperparameter der Nutzer in einer App gespeichert sind. Über die App loggt der Beschäftigte sich an seinem Arbeitsplatz ein, indem er das Smartphone oder alternativ eine NFC-Karte (NFC, Nahfeldkommunikation) an eine Dockingstation am Arbeitsplatz hält. Alle relevanten Parameter werden an den Bürostuhl und -tisch gesendet und die Möbel stellen sich umgehend entsprechend ein.
Macht Desk-Sharing glücklich?
Durch flexible Arbeitszeitmodelle können Arbeitnehmer zunehmend selbst entscheiden, wie, wann und wo sie arbeiten wollen. Ergebnisorientierung ersetzt damit zunehmend Anwesenheitsorientierung. Einige Experten sehen im Desk-Sharing daher viel mehr Selbstbestimmungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, wodurch diese auch zufriedener und produktiver arbeiten würden. Diese Ansicht teilt allerdings noch nicht die Mehrheit der Beschäftigten. Laut einer aktuellen Studie (2022) des Leibniz Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) bevorzugten 49 Prozent der Befragten eine Mischung aus Desk-Sharing und festen Arbeitsplätzen als ideale Konstellation, 40 Prozent wünschen sich ausschließlich fest zugewiesene Plätze, lediglich 11 Prozent nur Desk-Sharing-Arbeitsplätze.
Desk-Sharing setzt sich durch
Da viele Beschäftigte immer öfter im Homeoffice arbeiten, lohnt sich in vielen Fällen die Einrichtung fester Arbeitsplätze für die Unternehmen nicht mehr. Sie führen daher Desk-Sharing als neues Büroorganisationsmodell ein und sparen damit Büroraum und -möbel und somit auch Kosten.
Laut einer Studie der Industrieverbands Büro und Arbeitswelt (IBA) arbeiteten 2019/20 bereits 16 Prozent aller im Büro Beschäftigten an Desk-Sharing-Arbeitsplätzen. Dieser Trend, der in New Yorker und Londoner Büros bereits in den neunziger Jahren seinen Anfang nahm und in den Nullerjahren ausgehend von den High-Tech-Unternehmen des Silicon Valley die Bürowelt weltweit eroberte, hat durch die Pandemie weiter an Fahrt aufgenommen. Auch deutsche Unternehmen wie Lufthansa oder Siemens haben mittlerweile mehr Desk-Sharing-Arbeitsplätze als konventionelle. Dabei wechselt Desk-Sharing im Unternehmen zumeist mit der Arbeit im Homeoffice, sodass die Beschäftigten lediglich zwei bis vier Tage pro Woche im Unternehmen sind.
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