In Anbetracht der stetig wachsenden Umfelddynamik stellt sich für Unternehmen die Frage, wie sie die optimalen Rahmenbedingungen für einen optimalen Ablauf von Veränderungsprozessen schaffen können. Auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren soll im Folgenden näher eingegangen werden.
3.1 Taktische und adaptive Leistungsfähigkeit sicherstellen
Was ist unter adaptiver Leistungsfähigkeit zu verstehen?
Je nach der Aufgabenstellung sind unterschiedliche Arten der Leistungsfähigkeit und Denkweisen in einem Veränderungsprozess erforderlich. Die adaptive Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zeigt sich beim Hinterfragen bestehender Veränderungsziele bzw. Pläne und bei der Entdeckung neuer Möglichkeiten und Wege. Sie ist z. B. in der Produktion und Logistik besonders wichtig. Bei der adaptiven Leistungsfähigkeit geht es insbesondere um folgende Fragen:
- Wie können wir neue Märkte entdecken?
- Welche Technologien können uns bei der Entwicklung neuer Märkte helfen?
- Was sind Zielgruppen, die noch nicht zu unserem Kundenkreis gehören?
- Welche Bedürfnisse unserer Kunden befriedigen wir noch nicht?
- Welche Chancen werden sich in einigen Jahren bieten?
Was ist unter taktischer Leistungsfähigkeit zu verstehen?
Die taktische Leistungsfähigkeit ist hingegen entscheidend für die erfolgreiche Erreichung eines Ziels nach einem definierten Plan mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Sie ist insbesondere in der Forschung und Entwicklung erfolgsentscheidend. Bei der taktischen Leistungsfähigkeit geht es insbesondere um folgende Fragen:
- Wie hoch sind die Fehlerkosten in der Produktion?
- Wie hoch sind die Plan-Ist-Abweichungen von EBIT oder Umsatz?
- Wie stark wird das Veränderungsbudget ausgeschöpft?
- Wie hoch ist der Auslastungsgrad der Mitarbeiter?
- Werden Projekte rechtzeitig abgeschlossen?
Idealer Mix aus adaptiver und taktischer Leistungsfähigkeit
Beide Leistungsarten sind wichtig. Angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Veränderungsfähigkeit sollten Unternehmen allerdings kritisch hinterfragen, ob ihre aktuelle Gewichtung der taktischen und adaptiven Leistungsfähigkeit angemessen ist. Möchte ein Unternehmen seine Veränderungsfähigkeit verbessern, sollte es sich zunächst Klarheit darüber verschaffen, welches Verhältnis von adaptiver und taktischer Leistungsfähigkeit für das gesamte Unternehmen und für einzelne Unternehmensfunktionen ideal ist.
3.2 Für strategische Flexibilität sorgen
Von starrer Zielplanung abrücken
Die Entwicklung der Unternehmensstrategie, die Übersetzung der Strategie in Finanz- und Maßnahmenpläne sowie die Steuerung der Strategieumsetzung haben einen wesentlichen Einfluss auf die Veränderungsfähigkeit eines Unternehmens. Nicht selten dominieren bei der Strategieentwicklung und -umsetzung Methoden, die Entscheider zur liniearen Fortschreibung der Gegenwart verleiten. Zu nennen sind hier insbesondere die Five Forces, Portfolio- und herkömmliche Budgetierungsmethoden. Sie lenken den Blick auf bereits vorhandene Leistungen, Märkte und Wettbewerber und führen zu einer starren Zielplanung, die nur wenig Spielraum zulässt, wenn sich das Unternehmensumfeld anders entwickelt als erwartet. Ein spontanes Umsteuern und ein Aufspüren von neuen Märkten ist unter derartigen Bedingungen kaum möglich.
Mithilfe von Szenarien planen
Ein Instrument zur flexiblen Strategieentwicklung ist die Szenarioplanung. Sie ermöglicht es, völlig neue Perspektiven einzunehmen. Während herkömmliche strategische Planungen von der Gegenwart in die Zukunft gerichtet sind, geht die Szenarioplanung umgekehrt vor. Sie entwickelt mehrere Projektionen zu einer möglichen Zukunftsentwicklung und leitet von ihnen Konsequenzen für das aktuelle Handeln ab. Die Szenarioplanung geht davon aus, dass Störereignisse auftreten können, die Trends nach Auftreten dieser Ereignisse in andere Richtungen lenken. Ein wichtiger Arbeitsschritt bei der Szenarioplanung besteht somit darin, mögliche Störereignisse zu identifizieren, deren Auswirkungen auf das Unternehmen zu analysieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu erarbeiten.
Szenarien mit finanziellen Werttreibern verknüpfen
Um die Ergebnisse der Szenarioplanung validieren und in mittelfristige Maßnahmen übersetzen zu können, benötigen Unternehmen ein Bindeglied zwischen den wahrscheinlichkeitsbasierten langfristigen Szenarien und der mittelfristigen Finanzplanung. Dazu empfiehlt es sich, mithilfe von Simulationen alle wesentlichen finanziellen Werttreiber des Unternehmens (z. B. Umsatz, Auslastungsquoten, fixe und variable Kosten) für jedes Szenarion zu quantifizieren. In einem Simulationsmodell werden Abhängigkeiten zwischen den Werttreibern hinterlegt.
Simulationen schaffen Transparenz
Derartige Simulationen schaffen Transparenz über die finanzielle Situation des Unternehmens z. B. in drei oder fünf Jahren. Die Unternehmensleitung gewinnt so ein ganzheitliches Bild von den finanziellen Risiken und Ertragspotenzialen. Diese Transparenz erzeugt Entscheidungssicherheit und stärkt das Vertrauen der Führungskräfte in den Erfolg des entwickelten Szenarios. So fällt es leichter, sich auf Störereignisse und Trendbrüche, die Veränderungs...