Rz. 129
Klauseln in allgemeinen Geschäftsbedingungen von Kreditinstituten, in denen für die Bearbeitung und Überwachung von Pfändungsmaßnahmen gegen Kunden von diesen ein Entgelt gefordert wird, verstoßen gegen § 9 AGBG (BGH, NJW 1999, 2276 = WM 1999, 1271 = ZIP 1999, 1090 = BB 1999, 1520 = VuR 1999, 303 = MDR 1999, 1147 = Rpfleger 1999 = DGVZ 1999, 154 = KKZ 1999, 231). Bei der Pfändung von – im Einzelnen näher zu bezeichnenden – Ansprüchen des Schuldners gegen dessen Bankinstitut werden auch die Ansprüche des Schuldners gegen sein Bankinstitut auf Auskunft und Rechnungslegung als unselbständige – und damit nicht selbständig pfändbare – Nebenrechte erfasst (BGH, WM 2000, 2555 = NJ 2000, 653 = ZIP 2000, 1444). Die mit der Pfändung eines Hauptrechts verbundene Beschlagnahme erstreckt sich ohne weiteres auch auf alle Nebenrechte, die im Falle einer Abtretung des Hauptrechts nach §§ 412, 401 BGB auf den Gläubiger übergehen (BGH, ZIP 2003, 1771 = WM 2003, 1891 = ZVI 2003, 457 = Rpfleger 2003, 669 = MDR 2004, 114 KKZ 2004, 88 = FamRZ 2003, 1652 = JuS 2004, 253 = ZAP EN-Nr 780/2003). Auskunfts- und Rechnungslegungsansprüche gehen somit als unselbständige Nebenrechte auf den Pfändungsgläubiger mit der wirksamen Pfändung über. Einer Neben- oder Hilfspfändung bedarf es deshalb grundsätzlich nicht (BGH, Vollstreckung effektiv 2006, 25 = ZIP 2005, 2252; AG Halle-Saalkreis, JurBüro 2005, 383; BGH, WM 2003, 1891; Stöber, Rn. 1741). Es kann jedoch auf Antrag des Pfändungsgläubigers in dem das Hauptrecht pfändenden Beschluss ausgesprochen werden, dass auch die Nebenrechte von der Pfändung umfasst sind (BGH, Vollstreckung effektiv 2006, 25 = ZIP 2005, 2252; BGH, NJW-RR 2003, 1555; LG Cottbus, InVo 2003, 244). Dagegen wird der Anspruch des Kontoinhabers auf Erteilung von Kontoauszügen und Rechnungsabschlüssen nicht erfasst. Dieser ist vielmehr ein selbstständig zu pfändender Anspruch aus dem Girovertrag (BGH, Vollstreckung effektiv 2006, 25 = ZIP 2005, 2252; a. A. LG Frankfurt am Main, WM 1986, 1008; LG Hildesheim, JurBüro 1988, 547; LG Itzehoe, WM 1988, 994; LG Aachen, JurBüro 1991, 873; LG Stuttgart, Rpfleger 1994, 471; AG Meldorf, SchlHA 1987, 152 = WM 1987, 1503; Stein/Jonas/Brehm, § 829 Rn. 80; a. A. LG Cottbus, InVo 2003, 244; AG Rendsburg, WM 1987, 1179; Musielak/Becker, § 850k Rn. 18). Der Schuldner hat jedoch die Kontoauszüge, nach seiner Wahl auch Kopien hiervon, die Buchungsvorgänge betreffen, die ab Zustellung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses an die Drittschuldnerin (§ 829 Abs. 3 ZPO) erfolgt sind an den Gläubiger herauszugeben (BGH, Vollstreckung effektiv 2012, 74 = WM 2012, 542 = EBE/BGH 2012, 98 = NJW 2012, 1081 = ZInsO 2012, 599 = ZIP 2012, 890 = MDR 2012, 546 = DGVZ 2012, 95 = ZD 2012, 273 = JurBüro 2012, 323 = NJ 2012, 303). Insofern sind Schwärzungen einzelner Buchungen unzulässig (BGH, Vollstreckung effektiv 2012, 78 = WM 2012, 593 = EBE/BGH 2012, 107 = NJW 2012, 1223 = ZInsO 2012, 645 = ZIP 2012, 893 = MDR 2012, 545 = JurBüro 2012, 325 = Rpfleger 2012, 450).
9.4.1 Guthaben auf Kontokorrent- und Girokonten
Rz. 130
Die in das Kontokorrent eingestellten Einzelforderungen sind unpfändbar (BGH, NJW 1982, 1150 = WM 1982, 233 = BB 1982, 399 = ZIP 1982, 292 = DB 1982, 1002 = JurBüro 1982, 853 = MDR 1982, 574 = JuS 1982, 626). Die Kontokorrentabrede beinhaltet, dass diese Einzelforderung nicht abgetreten werden dürfen. Zwar würde bei der Vereinbarung eines Abtretungsverbots gem. §§ 399, 2. Alt. BGB, 851 Abs. 2 ZPO zumindest im üblichen Fall der Vereinbarung eines Geldkontokorrents jede Einzelforderung dennoch wg. der Pfändbarkeit von Geld pfändbar sein. Von diesem Grds. macht § 357 HGB jedoch eine Ausnahme, denn diese Vorschrift geht davon aus, dass nur Salden aus dem Kontokorrent pfändbar sind (vgl. BGH, NJW 1981, 1611 = DB 1981, 1324 = WM 1981, 542 = ZIP 1981, 591 = BB 1981, 1051 = Rpfleger 1981, 290 = MDR 1981, 730 = JurBüro 1981, 1326 = JuS 1981, 846).
Rz. 131
Der Zustellungssaldo, d. h. der Saldo zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens der Pfändung (vgl. § 829 Abs. 3 ZPO), ist hingegen gem. § 357 HGB pfändbar. Unerheblich ist, dass i. d. R. zu diesem Zeitpunkt die laufende Kontokorrentperiode noch nicht beendet und eine Saldierung noch nicht fällig ist. Die Pfändung in das laufende Kontokorrent bewirkt, dass das Konto lediglich buchungstechnisch und auch nur im Verhältnis zw. Bank und dem Gläubiger auf den Zeitpunkt der Pfändung vorläufig abgeschlossen wird (BGH, NJW 1981, 1611 DB 1981, 1324 = WM 1981, 542 = ZIP 1981, 591 = BB 1981, 1051 = Rpfleger 1981, 290 = MDR 1981, 730 = JurBüro 1981, 1326 = JuS 1981, 846; Thomas/Putzo, § 829 Rn. 46). Ebenfalls pfändbar, soweit dies zusätzlich beantragt ist, ist der Saldo am Ende der laufenden Rechnungsperiode (BGHZ 84, 371 = WM 1982, 816 = DB 1982, 1714 = ZIP 1982, 932 = JZ 1982, 609 = BB 1982, 1575 = NJW 1982, 2193 = MDR 1982, 904; siehe auch LG Oldenburg, JurBüro 1982, 620; BGH, NJW 1988, 2543 = ZIP 1988, 871 = BB 1988, 1284 = WM 1988, 950 = MDR 1988, 859 = EWiR 1988, 727 = Rpfleger 1988, 418 = JuS 1989, 65; BGHZ...