Dipl.-Psych. Uwe Weinreich
Grundsätzlich existieren 5 verschiedene Kategorien von Arbeitsorten, die in hybride Welten einbezogen werden können: der feste Büroarbeitsplatz, der flexible Büroarbeitsplatz (ggf. auch an anderen Standorten), Homeoffice, professionelle dritte Orte (z. B. Coworking-Spaces) und weitere Gelegenheitsorte (z. B. auf Reisen in der Bahn, im Café etc.). Neben den Orten spielt das Zeitmanagement eine wesentliche Rolle. Hier gibt es immer noch die festgeschriebene Arbeitszeit und darüber hinaus flexible Arbeitszeiten um eine Kernzeit herum sowie die vollkommen freie Zeiteinteilung. Jenseits der ausschließlichen Nutzung eines festen Büroarbeitsplatzes kommt die festgeschriebene Arbeitszeit schnell an ihre Grenzen. Flexibilität des Arbeitsortes funktioniert nicht ohne zeitliche Flexibilität.
Wenn wir über hybride Arbeitsortmodelle sprechen, spielen sie sich trotzdem noch zum großen Teil im Unternehmen ab. Und einiges ist tatsächlich schon länger gelebte Praxis in Unternehmen.
Office-First-Modell
Bei diesem Modell wird an den meisten Tagen der Woche oder des Monats im Firmengebäude gearbeitet. Homeoffice ist eine Ausnahme. Dadurch wird Erreichbarkeit von Mitarbeitern zu verlässlichen Zeiten und Synchronizität der Arbeit unterstützt, ohne das Bedürfnis nach Homeoffice komplett zu vernachlässigen. Insbesondere Führungskräfte bevorzugen dieses Modell, da es weiterhin die gewohnte direkte persönliche Kommunikation mit Mitarbeitern und Teams ermöglicht.
Das Rotationsmodell
Bei diesem hybriden Arbeitsplatzmodell arbeiten die Beschäftigten abwechselnd von zu Hause aus und im Büro. In der Regel werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gruppen eingeteilt und jede Gruppe arbeitet an abwechselnden Tagen oder Wochen von zu Hause oder im Büro. Daraus resultiert eine Ausgewogenheit zwischen Arbeit im Büro und an anderen Orten. Insbesondere bei schnell gewachsenen Unternehmen, die in ihren Räumen nicht für alle Mitarbeiter ständig Raum bereithalten können, ist das ein geeignetes Modell. Eine Variante wäre ein gestaffeltes Schichtmodell, bei dem Arbeitszeiten pro Tag entzerrt werden.
Das voll flexible Modell
Hier können die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten und ihren Arbeitsort frei wählen, solange sie gesetzte Kernarbeitszeiten und Produktivitätsniveaus einhalten. Dieses Modell bietet ihnen hohe Flexibilität, selbst zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Viele, aber längst nicht alle Beschäftigten bevorzugen mittlerweile dieses Modell. Für Führungskräfte ist es herausfordernd, nicht nur, um das Produktivitätsniveau aufrechtzuerhalten, sondern auch die Kommunikation miteinander muss sich verändern.
Das Hoteling-Modell
Beschäftigte können einen Schreibtisch oder Arbeitsplatz nach Bedarf reservieren. Das kann in allen Gebäuden geschehen, die der Arbeitgeber dafür freigibt, also ggf. auch in Coworking Spaces. Dieses Modell eignet sich für Unternehmen mit einer großen Anzahl von Beschäftigten, die gelegentlich für Besprechungen oder gemeinsame Arbeit ins Büro kommen müssen. Es ist überdies ein geeignetes Modell, um den Überschuss an Fläche verringern zu können, ohne dabei das Recht auf einen Arbeitsplatz zu gefährden (s. o. die Geschichte von Hendrik).
Das Remote-First-Modell
Es ist ein Modell, das fast nur auf remote Arbeitsorte setzt. Zumindest hat Arbeit aus der Ferne den Vorrang. Bei diesem Modell arbeiten die Mitarbeiter von zu Hause aus oder von einem anderen Ort außerhalb des Büros, das dann als Besprechungsraum für die Zusammenarbeit oder gelegentliche persönliche Treffen dient. Damit verändern sich auch die Anforderungen an Räume deutlich. Sie werden Kommunikations- und Innovationsorte und dienen nicht mehr der individuellen Stillarbeit. Remote-Only ist eine Extremform von Remote-First.
Das Hub-and-Spoke-Modell
Hier gibt es ein zentrales Büro (den Hub bzw. die Nabe) und mehrere kleinere Satellitenbüros (die Speichen) an verschiedenen Standorten. Dieses Modell ermöglicht es den Mitarbeitern, in dem Büro zu arbeiten, das ihrem Wohnort am nächsten liegt, wodurch sich ihre Pendelzeit verringert, während sie gleichzeitig Zugang zu einem zentralen Büro für die Zusammenarbeit und für Besprechungen haben.