Wie die bisherige Darstellung bereits zeigt, liegt einer der wesentlichen Nachteile darin, dass bisher nur Schreibtisch-Arbeitsplätze in hybride überführt werden können. Das provoziert bereits jetzt in einigen Unternehmen Ungerechtigkeitsgefühle. Hochbezahlte Verwaltungsangestellte bekommen einen zusätzlichen nicht-monetären Bonus durch Homeoffice-Optionen, während Mitarbeiter in der Produktion, im Handwerk, Handel oder Gesundheitswesen weiterhin an den Firmenstandort gebunden bleiben.

Aber auch für einige Personen, die in hybride Modelle eingebunden werden, ist das nicht unbedingt ein erstrebenswerter Zustand. Es gibt durchaus eine relevante Zahl von Beschäftigten, die gern ins Büro kommen, sei es, weil zu Hause keine adäquate Möglichkeit für einen Arbeitsplatz besteht, oder um Arbeit und Privatleben besser trennen zu können. Und selbst für diejenigen, die zeitweise gern von zu Hause aus arbeiten, ist der Verlust eines festen Arbeitsplatzes im Unternehmen und die Verpflichtung, sich jeden Tag einen neuen Schreibtisch buchen zu müssen, keine schöne Vorstellung. Arbeitsräume und Schreibtische verlieren den Charakter eines zweiten Zuhauses, das individuell ausgestaltet wird und damit ein Stück Vertrautheit bietet.

Auch die Kommunikation der Beschäftigten untereinander und insbesondere zwischen Führungskräften und deren Teams leidet. Es kann schwierig sein, starke, bedeutungsvolle Beziehungen zu Kollegen aufzubauen und zu pflegen, die nicht physisch anwesend sind. Außerdem kann es bei der digitalen Kommunikation leichter zu Missverständnissen kommen.

Zwar existieren mittlerweile verlässliche Techniken für Videocalls auch in größerer Teamkonstellation. Forschungen zur Qualität der Kommunikation haben aber gezeigt, dass durch die reduzierten Bildausschnitte die Reichhaltigkeit der Kommunikation deutlich vermindert wird. Insbesondere nonverbale Signale gehen unter. Die zwar minimale, aber doch spürbare Zeitverzögerung bei der Signalübertragung sorgt für Missverständnisse und Möglichkeiten, sich gegenseitig, während jemand spricht, mit kurzen verbalen Äußerungen zu bestätigen, Kritik auszudrücken oder etwas zu ergänzen, fallen komplett weg. Dieses oft als Störung betrachtete Dazwischenreden wurde mittlerweile als Faktor für Produktivität und Problemlösen erkannt, solange dadurch kein Niederreden von einzelnen Personen entsteht.

Persönliche Kontakte sind also reduziert. Das kann bei einem Teil der Mitarbeiter zu einem Gefühl sozialer Isolation führen. Auf jeden Fall benötigen Teams intensivere Möglichkeiten, Teambuilding virtuell oder in Zeitfenstern, bei denen alle vor Ort sind, durchzuführen. Auch Führungskräfte müssen ihre Kommunikation auf Formen umstellen, die einem geringeren persönlichen oder rein virtuellen Kontakt gerecht werden.

Insgesamt verändert sich die Kommunikation und damit die Kultur des Unternehmens. Das muss kein Nachteil sein, erfordert aber zunächst einige Anstrengung.

Darüber hinaus entstehen zusätzliche Risiken für die Cybersicherheit des Unternehmens, wenn Beschäftigte private Geräte und externe Netzwerke nutzen, die nicht vom Unternehmen kontrolliert werden können.

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