Zusammenfassung
Kennzahlen sind betrieblich relevante, numerische Informationen. Eine Kennzahl verdichtet relevant erscheinende Informationen eines Sachverhaltes oder Tatbestandes, die quantitativ erfassbar sind, zu einer absoluten oder relativen rationalen Zahl.
1 Funktion von Kennzahlen
In dem Maße, in dem betriebliche Aufgaben, wie z. B. der Arbeitsschutz, gemanagt werden, steigt auch die Notwendigkeit, die Ziele dieser Aufgaben messbar zu formulieren und sowohl die Wirksamkeit der Umsetzung, als auch deren Ergebnisse zu messen und zu bewerten. Hierfür sind geeignete Kennzahlen erforderlich. Sie dienen der Entscheidungsunterstützung, Steuerung und Kontrolle von Maßnahmen.
Kennzahlen sollen für komplexe Sachverhalte quantitativ erfassbare Informationen ermitteln und in komprimierter Form als Messgröße prägnant und anschaulich darstellen. Sie ermöglichen damit einen schnellen Überblick auch über komplex erscheinende Sachverhalte oder Tatbestände.
Kennzahlen dienen somit
- der Informationsverdichtung,
- der Information (Anzeiger für den aktuellen Stand, für Entwicklungen etc. sowie Nachkommen von Informations-/Berichtspflichten),
- der Operationalisierung von Zielen,
- als Grundlage für Entscheidungen sowie
- als Instrument für die interne Steuerung von Abläufen und Prozessen.
Adressaten sind nicht nur das Management, sondern auch die Beschäftigten und teilweise auch die Kunden, Lieferanten, Partner sowie andere Externe (z. B. Geldgeber, staatliche Ämter, Öffentlichkeit).
Wer führen will, benötigt verdichtete Informationen
Kennzahlen verdichten die für einen bestimmten betrieblichen Sachverhalt als relevant erachteten Informationen zu einer aussagefähigen Zahl und verdeutlichen gleichzeitig größere Zusammenhänge.
2 Grenzen von Kennzahlen
Die Qualität einer Kennzahl hängt entscheidend von den ihr zugrunde liegenden "rohen Daten" ab, also von der Güte der quantitativ erfassbaren Informationen in Bezug zum betrachteten Sachverhalt.
Die Verwendung von Kennzahlen bringt Vor- und Nachteile mit sich.
Die wesentlichen Vorteile sind:
- Untersetzung von Zielen und Vorgaben durch messbare Größen,
- schnelle, prägnante und anschauliche Information über einen Sachverhalt,
- Veranschaulichung eines komplexen Sachverhaltes in einer Zahl oder wenigen Zahlen (bei einem Kennzahlensystem),
- Transparenz von Entwicklungen, Abweichungen, Erreichung kritischer Zustände etc. bei einer kontinuierlichen Erfassung von Kennzahlen,
- Erleichterung der Steuerung von Abläufen und Prozessen.
Wesentliche Nachteile:
- Kennzahlen vermitteln den Eindruck "So ist es.", ohne auf die Grenzen der Informationsverdichtung (Aussagekraft in Bezug zum betrachteten Sachverhalt) sowie der Qualität der "rohen Daten" hinzuweisen,
- Kennzahlen können manipulativ verwendet werden – bereits die Bildung oder Auswahl einer Kennzahl kann manipulativ sein (Verwendung von Kennzahlen, die für das eigene Anliegen am besten erscheinen),
- Gefahr der Fehlinterpretation,
- Gefahr der Verengung der Sichtweise – wichtige Aspekte (z. B. der Arbeits- und Umweltschutz) werden außer Acht gelassen, wenn sie nicht Teil der Kennzahl bzw. der Kennzahlen sind,
- Gefahr von Fehlsteuerungen (z. B. Konzentration auf kennzahlenrelevante Aspekte).
Die Interpretation einer Kennzahl ist der entscheidende Faktor
Bei der Verwendung sollte man sich bewusst sein, dass die Aussagekraft von Kennzahlen begrenzt ist. Kennzahlen sollten deshalb nicht als alleiniges Entscheidungskriterium herangezogen, sondern im Kontext mit anderen Informationen und Kenntnissen verwendet werden.
Kennzahlen können auch leicht fehlinterpretiert werden. Deshalb sollten Aussagen bzw. Argumentationen, die auf Kennzahlen aufbauen, kritisch hinterfragt werden.
3 Arten von Kennzahlen
Die betrieblich relevanten Kennzahlen lassen sich wie folgt gliedern:
Absolute Zahlen, die direkt aus dem Ausgangszahlenmaterial ablesbar oder berechenbar sind, wie
- Einzelzahlen (z. B. Anzahl der Beschäftigten, Anzahl meldepflichtiger Unfälle),
- Summen (z. B. jährliche Fehlzeiten aller Beschäftigten, unfallbedingte Ausfallzeiten in der Produktion),
- Differenzen (z. B. produktive Jahresarbeitsstunden aller Beschäftigten, ausstehende Unterweisungen) und
- Mittelwerte (z. B. durchschnittliche Fehlzeiten der Produktionsmitarbeiter, durchschnittliche Anzahl der Unfälle mit mehr als einem Ausfalltag der letzten 3 Jahre).
Verhältniszahlen, die mehrere Zahlen aus den Betriebsdaten in ein Verhältnis setzen:
- Gliederungszahlen: Hier wird eine Teilmasse zu der zugehörigen Gesamtmasse in Beziehung gesetzt (z. B. Eigenkapitalquote, Fehlzeitrate, Anteil der meldepflichtigen Unfälle);
- Beziehungszahlen: Hier werden wesensverschiedene absolute Zahlen zueinander in Beziehung gesetzt, die aber in einem inneren Zusammenhang stehen (z. B. Bevölkerungsdichte);
- Indexzahlen: Hier werden gleichartige, aber zeitlich oder räumlich getrennte Massen zu einer Basismasse in Beziehung gesetzt. Eine Indexzahl wird als Mittelwert, insbesondere gewogenes arithmetisches Mittel von Messzahlen mit gleicher Basis- und Berichtsperiode ermittelt, wobei der Ausgangswert gleich 100 gesetzt wird....