Was kann eine künstliche Intelligenz in der Personalentwicklung heute für hilfreiche Leistungen erbringen – und welche weiteren Einsatzmöglichkeiten ergeben sich noch?
2.1 Etablierte Anwendungsfelder der künstlichen Intelligenz in der Personalentwicklung
Es gibt aktuell einige – mehr oder weniger – bekannte Anwendungsfelder, welche es den handelnden Menschen der Personalentwicklung ermöglichen, Effizienzpotenziale in ihrer Arbeit zu heben.
- Dialogplattformen – z. B. in „Managers Desktop“ werden KI-Anwendungen genutzt, um Suchen und Finden von relevanten Informationen zu erleichtern. Hierdurch wird ein effizientes Serviceerleben – unabhängig von Zeit, Ort und Erreichbarkeit bei Kunden generiert und gleichzeitig die HR/D-Mitarbeitenden zeitlich entlastet.
- die systematische Datenerfassung und ein KI-induziertes Data Mining erlaubt – je nach Güte des Algorithmus – aktuelle und relevante Informationen zu liefern, die bislang – meist sperrig – vom Personalcontrolling geleistet wurde. Fallweise lassen sich Themen identifizieren, die sich der üblichen Betrachtung entzogen hätten. So wird beispielsweise bei vielen Mitarbeitern das Retention Risk identifiziert.
- Die Recherche zu nahezu allen PE-Themen wird massiv vereinfacht und lässt sich deutlich schneller durchführen – insbesondere für Trainer und Weiterbildungsinteressierte – eine unsagbare Zeitersparnis.
- Ob Moderation, Training, E-Learning oder Coaching: Die Produktion von Weiterbildungsangeboten wird schneller und bewährter durchzuführen sein und fallweise auch spezifischer. Ob es sich um die Recherche zu einem Thema handelt, eine Visualisierungshilfe für einen komplizierten Inhalt, ein Seminarreader erstellt oder konkrete Lernziele formuliert werden sollen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, funktioniert ebenso verlässlich wie die Suche nach aktuellen oder künftigen Trendthemen der Personalentwicklung, Konzeptelementen oder Schwerpunkten.
- Marketing, Werbung und Administration von Weiterbildung und Personalentwicklung wird solider und schneller realisiert. Die Formulierung eines werblichen Textes für eine Personalentwicklungs- oder Weiterbildungsmaßnahme (gerne auch zugeschnitten auf ein definiertes Medium und/oder eine bestimmte Zielgruppe) oder die administrative Erstellung von Seminarausschreibung oder optimierte Organisation, z. B. mit Blick auf Ort, Zeit etc. – reduziert den Arbeitsaufwand und führt nicht nur zu höherer Geschwindigkeit und Fehlerfreiheit, sondern in der Regel auch zu besseren Ergebnissen.
- Die Durchführung von Prozessanalysen und -optimierungen von PE- und Weiterbildungsprozessen gleich welcher Art. Und je nach einbezogenen Datenquellen lassen sich fallweise Benchmarks – eigentlich eher Marktvergleiche – zu den verschiedenen Themen der Personalentwicklung generieren.
2.2 Weitere nützliche Anwendungsfelder der künstlichen Intelligenz in der Personalentwicklung
Wirklich interessante Anwendungsfelder, die potenziell möglich sind, aber i. d. R. (noch) nicht genutzt werden oder eben auf systembedingte Limitierungen oder mangelnde Daten stoßen, ließen sich im Kontext eines Lern-Ökosystems hervorragend realisieren.
Lern-Ökosystem
In vielen Organisationen sind in den letzten Jahren Lernlandschaften gewachsen, die aus einer Vielzahl von digitalen und analogen Angeboten bestehen. Allerdings sind diese oft nicht aufeinander abgestimmt und ergeben noch kein harmonisches Ganzes. Oft handelt es sich um isolierte Angebote, die den Mitarbeitenden eine unübersichtliche und fragmentierte Lernumgebung bieten.
Der Begriff Lern-Ökosystem ist angelehnt an die natürlichen Ökosysteme. Natürliche Ökosysteme reagieren beispielsweise auf externe Veränderungen, passen sich an und es gelingt dadurch, ein Gleichgewicht zu halten.
Ein Lern-Ökosystem besteht aus einem Netzwerk an Personen, Ressourcen und Technologien, welche innerhalb und außerhalb der Organisation einen Einfluss auf das Lernen haben. Lern-Ökosysteme bestehen aus dem dynamischen Zusammenspiel
- interner und externer Partner,
- Communities
- Technologien,
- Daten,
- Lern-Formaten,
- Inhalten
- …
Diese Elemente stehen in wechselseitigem Austausch mit ihrem internen und externen Umfeld:
- organisationale Strukturen
- Prozesse
- Führung
- Kultur
- gesellschaftliche und politische Entwicklungen
- …
Als verbindender Faktor von Lern-Ökosystemen werden üblicherweise sogenannte Learning Experience Plattformen genutzt. Diese unterscheiden sich vor allem insofern von Lernplattformen und Learning Management Systemen, als dass diese nicht nur interne Daten, sondern auch externe Daten des Internets nutzen und mit Anwendungen der künstlichen Intelligenz deutlich weitreichendere und komfortablere Lösungen bieten.
Im Wesentlichen sind es drei Kategorien von Potenzialen, die eine KI in der Personalentwicklung leisten kann:
- individuelle
- gruppenbezogene und
- organisationale Themenfelder.
Im Folgenden sollen diese drei Themenfelder kurz exemplarisch veranschaulicht werden.
Individuelle Entwicklung
Bei der individuellen Entwicklung ist mit Sicherheit die professionelle Analyse der eigenen Vita u. a. auf Grundlage der formal erworbenen Qualifikationen, akademischen Grade und sonstigen Kompetenzen sowie der praktischen Erfahrungen – ggf...