Besonders Hochschulabsolventen und Berufseinsteiger befinden sich beim Start in den ersten Job in einer Lebenssituation, in der viele grundlegende Veränderungen auf sie zukommen, die den Anpassungsprozess an die Arbeitswelt schwierig machen können. Um das Onboarding dieser Young Talents erfolgreich zu gestalten, sollte der Vorgesetzte Verständnis für ihre neue, außergewöhnliche Lebenssituation haben und die folgenden Tipps beachten.
Neuen Lebensrhythmus beachten
Der Berufseinstieg geht mit einem kompletten Wandel des Lebensrhythmus einher. Mit Ausnahme von Azubis nach einer Berufsausbildung, sind die wenigsten Young Talents bereits mit wiederholten Acht-Stunden-Tagen, der geringeren Freizeit und der neuen Regularität ihres Lebens vertraut. Die Umstellung von Schule und Universität in den geregelten Berufsalltag braucht daher Zeit.
Diese Zeit sollte man den Neuankömmlingen geben und Überforderung zunächst vermeiden. Auch macht es Sinn, ihnen einen Paten, der eine ähnliche Situation erlebt hat, zur Seite zu stellen. An diesen kann sich der neue Mitarbeiter dann mit Problemen wenden, die die Lebensumstellung betreffen. Auch Peergroups aus Young Talents im Unternehmen erfüllen diese Funktion.
Spielregeln der Arbeitswelt vermitteln
Häufig fehlen den jungen Einsteigern Erfahrungswerte zu gängigen Spielregeln der Arbeitswelt. Seien dies nun Ticketsysteme, Regeln in der Projektarbeit, Terminabsprachen oder einfach nur, wie guter Small Talk funktioniert. Aus mangelnden Erfahrungswerten oder generationenbedingten unterschiedlichen Einstellungen können sich Fehler und Missverständnisse entwickeln, die für einen langjährigen Mitarbeiter zunächst unverständlich scheinen. Diese belasten wiederum die zwischenmenschliche Situation in der Abteilung, was einer der Hauptgründe für die frühzeitige Beendigung vieler Arbeitsverhältnisse ist.
Neben Infomaterialien und internen Schulungen, zum Beispiel durch webbasierte Trainingsportale, kann auch hier der Pate oder die Peergroup ein erster Ansprechpartner sein. Diese können negative Entwicklungen eventuell schon im Frühstadium erkennen und beseitigen.
Besondere emotionale Situation erkennen
Aus dem sich wandelnden Lebensrhythmus und den fehlenden Erfahrungswerten kann sich eine besondere emotionale Situation aus Orientierungslosigkeit, Verunsicherung und Nervosität entwickeln. Um dies zu vermeiden, ist die soziale Integration der Young Talents durch berufserfahrene Mitarbeiter enorm wichtig.
Von Beginn an sollte dem Young Talent Akzeptanz und Wertschätzung vermittelt werden. Dies sollte das Ziel des gesamten Teams sein, denn die ersten Eindrücke sind meist schwierig zu revidieren. Der erste Arbeitstag nimmt deshalb eine Sonderstellung im Onboarding-Prozess von Young Talents ein und sollte sorgfältig geplant werden.
Vertraute Medien verwenden
Vertraute Medien unterstützen zudem die Einarbeitung. Viele junge Neuankömmlinge sind Digital Natives, daher ist es sinnvoll, die im Onboarding-Prozess verwendeten Medien an deren Gewohnheiten anzupassen. Laut einer Gen Z- Karrierestudie von Studydrive, Teil der Stepstone Group, haben die Arbeitskräfte von morgen eine starke Affinität zur Technologie, wünschen sich hohe Selbstständigkeit und haben ein Bedürfnis nach ständiger Weiterentwicklung.
Erklärvideos funktionieren beim Onboarding daher wahrscheinlich besser als Texte. Webbasierte Schulungsangebote und Onboarding-Plattformen mit App-Zugriff können eine innovative Alternative zu klassischen Integrationsmethoden bilden. Außerdem können firmeninterne Networking Tools, die den meisten Young Talents bereits aus den Social-Media-Kanälen in Form und Funktion bekannt sind, einen wichtigen Anker in den ersten Tagen und Wochen bilden.
Früh passende Verantwortung übertragen
Trotz aller Rücksicht auf die speziellen Herausforderungen, die Young Talents in ihrem Berufseinstieg begegnen, sollten diese keinesfalls zu sehr mit "Samthandschuhen" angefasst werden.
Es ist Neueinsteigern wichtig, dass ihnen frühzeitig Verantwortung übertragen wird. In der Ära "New Work" wünschen sich Young Talents zwar klare Ziele, aber auch Führungskräfte, die die Freiheit lassen, den Weg zum Ziel selbst zu bestimmen. Zum Beispiel kann durch die Beteiligung an bereits etablierten Projekten unter der Anleitung erfahrener Mitarbeiter erste Verantwortung übernommen und es können frühe Erfolgserlebnisse gesammelt werden.
Erwartungen der Young Talents
Vor allem Young Talents haben neben einem angemessenen Gehalt auch andere Erwartungen an potenzielle Arbeitgeber. So haben z. B. strukturierte Einarbeitungsprogramme, die Möglichkeit, rasch Verantwortung zu übernehmen, flexible Arbeitszeiten, ein offenes Feedback-System sowie regelmäßige Mitarbeitergespräche eine hohe Priorität. Zusätzlich zählen interne Angebote zur persönlichen Weiterentwicklung, wie beispielsweise Mentoring-Programme oder fachliche Schulungen, zu den Komponenten eines attraktiven Berufseinstiegspakets aus Sicht der aufstrebenden Fachkräfte. Arbeitgeber, die diese...