Sie haben die Messlatte in der Regel durch eine konsistente, coole Candidate Experience (diese beschreibt die Erfahrungen des Bewerbers während des Bewerbungsprozesses) recht hoch gehängt – denn Sie wollten diesen spezifischen neuen Mitarbeiter ja gerne für das Unternehmen gewinnen. Jetzt müssen Sie – am besten nahtlos – mit einer mindestens ebenso guten Onboarding Experience aufwarten, ansonsten sind Frust und Zweifel an der richtigen Entscheidung seitens des Onboardees programmiert.
Definition Onboarding Experience
Sie umfasst alle Erfahrungen, die der neue Mitarbeiter ab dem Zeitpunkt der mündlichen Vertragszusage mit der neuen Firma sammelt – und zieht sich i. d. R. bis ca. Ende der Probezeit hin. Danach geht die Onboarding Experience in die Employee Experience über.
Für die Gestaltung der optimalen Onboarding Experience hilft es enorm, sich in die konkrete Lage eines neuen Kollegen hineinzuversetzen:
- Was braucht er?
- Was hilft ihm, sich schnell zurechtzufinden und heimisch zu fühlen?
Um besser verstehen zu können, was genau der neue Mitarbeiter an Unterstützung braucht, ist es hilfreich, sich die psychologischen Grundbedürfnisse der Menschen zu vergegenwärtigen. Ganz gleich, welche Theorie man sich dazu anschaut: Wir Menschen werden von bestimmten Bedürfnissen angetrieben, die für unsere Gefühle und Verhaltensweisen verantwortlich sind. Zwei der wichtigsten Theorien zu den menschlichen Grundbedürfnissen sind die Bedürfnispyramide von Maslow und die Konsistenztheorie von Grawe.
Maslow geht in seiner Bedürfnispyramide davon aus, dass es verschiedene Stufen der Bedürfnisbefriedigung und der dahinterliegenden Motivation gibt, die in einer bestimmten Hierarchie zueinanderstehen. Dabei bezeichnet er die ersten vier Stufen als Defizitbedürfnisse (1. Physiologische Bedürfnisse, 2. Sicherheitsbedürfnisse, 3. Soziale Bedürfnisse, 4. Individualbedürfnisse) und die letzte Stufe als Wachstumsbedürfnis (5. Selbstverwirklichung). In der 5. Stufe geht es vor allem darum, die eigenen Potenziale und Talente zu nutzen und sich weiterzuentwickeln.
Konsistenztheorie nach Grawe
Schaut man sich die vier psychologischen Grundbedürfnisse nach Grawe an, stößt man auf Bedürfnisse nach Bindung, Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Lustgewinn und Unlustvermeidung.
Es fällt sicherlich nicht schwer, sich vorzustellen, mit welchen Wünschen und Erwartungen der Onboardee seinen neuen Arbeitsplatz antritt:
- Soziale Bedürfnisse nach Bindung und Sicherheit: Der neue Mitarbeiter sucht natürlich zuallererst Anschluss im neuen Kollegenkreis und wird sich sehr bemühen, eine gute Beziehung zu der Führungskraft, den direkten Kollegen, weiteren Schlüsselpersonen im Arbeitsbereich und dem Paten/Buddy aufzubauen. Unterstützen Sie dies z. B. mit Teambildungsmaßnahmen und verlässlichen Absprachen.
- Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung: Der motivierte Mitarbeiter hat einen sehr starken Antrieb, sich mit seinen Fähigkeiten zu zeigen und Leistung zu bringen. Schließlich ist er dafür eingestellt worden und wird dafür bezahlt. Und er hat ein großes Interesse daran, sich so schnell als möglich zu beweisen, spannende Aufgaben zu übernehmen – und die Kollegen zu entlasten. Häufig ist es aber so, dass der Neue anfangs zwar mit allgemeinen Infos bombardiert wird, er sich wirklich relevante Informationen und benötigtes Wissen aber selber zusammensuchen muss. Die Kollegen lassen ihn nicht selbst machen, sondern allenfalls über die Schulter gucken. Ein fataler Fehler: Es ist viel besser, die Informationen, Schulungen und Anweisungen gut zu dosieren (weniger ist manchmal mehr und bleibt dann auch hängen) und lieber frühzeitig schon erste konkrete Arbeitsaufträge, kleine Projekte oder Aufgaben zu stellen, damit der Neue gleich das Gefühl hat, sich auch wirklich sinnvoll und wertschöpfend einbringen zu können.
- Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz: Wichtig sind dann auch zeitnahes Feedback, Lob und Anerkennung in Hinsicht auf die erbrachte Leistung – so weiß der Neue, wo er steht, ob seine Probezeit "gefährdet" ist und wo er sich vielleicht noch mehr reinhängen muss. Geben Sie daher eine wertschätzende Rückmeldung und bieten Sie – wo nötig – Weiterbildungsmöglichkeiten an.
- Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle: Stellen Sie einen genügend großen Handlungsspielraum zur Verfügung und machen Sie Aufgaben und Abläufe transparent. Werden Mitarbeiter in Entscheidungen einbezogen und können sie ihre Arbeitsumgebung beeinflussen, erfüllen Sie deren Bedürfnis nach Orientierung & Kontrolle.
Vertrauen ist Grundvoraussetzung für die psychologische Sicherheit. Die Existenz und die Einhaltung von gemeinsamen Regeln der Zusammenarbeit (inkl. Feedback- und Eskalationsregeln), ein angenehmes Team- und Betriebsklima und freundliche Umgangsformen ermöglichen erst eine gute, fruchtbare und angstfreie Zusammenarbeit.
Onboarding Experience
Machen Sie es dem Onboardee leicht, seien Sie offen, ehrlich an der Person interessiert und zugewand...