Moderne Potenzialentwicklung in Organisationen fokussiert neben dem eigentlichen Zweck, Ressourcen für die Organisation urbar zu machen, vor allem auf das Individuum und dessen Fähigkeit, die individuellen Potenziale zu heben.
Moderne Potenzialentwicklung dient somit einem beiderseitigen Nutzen.
In der Praxis sind die Talentidentifikation, -förderung und die -verwendung mittels Beförderung – zum Beispiel im Rahmen einer detaillierten Nachfolgeplanung – oftmals genau die Hinderungsgründe professioneller Entwicklung, da durch diese Verquickung bei den Förderkandidatinnen bereits eine Erwartungshaltung geweckt werden kann, die zu Frustration führen kann, wenn das identifizierte Talent – nach entsprechender Förderung – nicht zeitnah eine neue Funktion in der Hierarchie übernehmen kann.
Um diesem Problem professionell Rechnung zu tragen, kann uns das Talent-Scouting des Profi-Fussball hilfreiche Denkanstöße geben. Sehr vereinfacht gesagt, sind die Talent Scouts von großen Fußballvereinen regelmäßig bei Spielen von Kinder- und Jugendmannschaften unterwegs. Dort sichten sie Spieler, die den Eindruck von Talent vermitteln. Diese werden von den Talent-Scouts angesprochen und zu Trainingslagern eingeladen. In diesen Trainingslagern erhalten die Nachwuchskandidaten konkrete Tipps, um ihre Technik oder Taktik zu verbessern und werden in der Folge beobachtet. Je besser es einem Spieler gelingt, diese Tipps in Verhalten umzusetzen, desto größer die Chance erneut zu einem Trainingslager eingeladen zu werden oder irgendwann in die Jugendmannschaft des Vereins aufgenommen zu werden. Mit anderen Worten: Das Potenzial wird stets an der Geschwindigkeit der Umsetzung von Feedbacks festgemacht.
Der eigentliche Clou ist allerdings ein anderer: Die Teilnahme am Trainingslager ist für alle meist eine "Ehre", eine großartige Entwicklungschance und für viele ein bleibendes Erlebnis, aus dem sie eine Menge für ihr weiteres (sportliches) Leben mitnehmen. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Auch wenn vielleicht der eigene (oder elterliche) Ehrgeiz oder die Hoffnung auf eine Fortführung besteht, ist jedem klar, wenn es vorbei ist, ist man quitt. Die Spieler haben eine tolle Erfahrung gemacht und etwas gelernt, der Verein hat aus der Vielzahl von Potenzialen weiter ausgesiebt und identifiziert, wen man weiter im Auge behalten möchte.
Potenzialentwicklungsmaßnahmen bewusst kommunizieren
Bei der Entwicklung von Potenzial könnte es genauso laufen. Potenziale werden identifiziert und die Entwicklung eben dieser in einem definierten Zeitraum unterstützt. Die Nutzbarkeit der gewonnen Erfahrungen und Kenntnisse obliegt den Beteiligten, es ist keine weitere Verpflichtung daraus erwachsen (und hoffentlich auch keine weitere Hoffnung geschürt).
Dies kann durch eine bewusste Wahl und Kommunikation bei den einzusetzenden Methoden und Vorgehensweise bei der Personalentwicklung maßgeblich beeinflusst werden (z. B. Development Center statt Assessment Center, Entwicklungsgrundsatz: Förderung nicht Beförderung). Es sollte allen Beteiligten klar werden, dass als Ergebnis jeglicher Potenzialidentifikation immer ein individueller Entwicklungsplan steht, statt der Teilnahme an einem Förderprogramm o. ä..