Die hier aufgeführten Kriterien sind ein Hilfsmittel bei der Gestaltung von ergonomischen Arbeitsplätzen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann natürlich nicht gegeben sein. Zu vielfältig sind die Anforderungen, die sich durch die unterschiedlichsten Prozesse ergeben, welche an Arbeitstischen ausgeführt werden. Häufig müssen an vielen Stellen Kompromisse eingegangen werden, die das Spannungsfeld von betrieblichen und ergonomischen Ansprüchen mitunter aufzeigen. Langfristig, das zeigen auch Untersuchungen, sind nahezu alle Investitionen in Ergonomie überdurchschnittlich gewinnbringend (Abb. 17).
Abb. 17: Return on Invest für Investitionen in gesundheitliche Prävention
Häufig lassen sich Missstände, die durch technische Notwendigkeiten erzwungen sind, durch andere Maßnahmen der Verhaltens- oder Verhältnisergonomie abmildern. Schon eine Reduzierung von aufsummierten Lasten durch eine Jobrotation oder das Einräumen kleiner Entlastungspausen kombiniert mit ausgleichenden Übungen kann eine signifikante Verbesserung herbeiführen. Ergonomie ist immer als ganzheitlicher Ansatz zu verstehen, bei dem sich jede Komponente gegenseitig bedingt.
Natürlich kann nicht von jedem Produktionsplaner oder Werksleiter eine tiefgehende Ergonomieausbildung abverlangt werden. Dennoch sind Grundkenntnisse überaus hilfreich – auch im Sinne einer Produktivitätssteigerung.
Als Orientierungshilfe bei der Auswahl sind unabhängige Zertifikate wie die Empfehlung durch die AGR (Aktion Gesunder Rücken) e. V. extrem nützlich (vgl. Abb. 9 in Abschn. 4).
Für alle weiteren Details setzt man sinnvollerweise auf Anbieter, die neben den Produkten auch die erforderliche Expertise zur Beratung bieten.
Es bleibt immer vorauszusetzen, dass der Mensch das höchste Gut eines jeden Unternehmens ist. In der Lean-Philosophie wird der Wert eines Unternehmens als Anzahl der Mitarbeiter mal Fähigkeiten mal Motivation beschrieben. Hierin ist durchaus auch der Stellenwert der Ergonomie für den Erfolg einer Firma ersichtlich. Nur wer unter gesunderhaltenden Bedingungen arbeitet, kann mit der richtigen Motivation das Potenzial seiner Fähigkeiten ausschöpfen.
Ergonomie als Stützpfeiler eines Leitbilds zu manifestieren ist ein weiter Weg, der aber unaufhörlich in kleinen und auch großen Schritten gegangen werden kann. Für eine nachhaltige Einhaltung dieses Wegs ist die Akzeptanz der gesamten Belegschaft von immenser Wichtigkeit. Nur wenn ein solches Leitbild von allen Mitarbeitern gelebt und vorgelebt wird, ist auf lange Sicht der Erfolg dieser Maßnahmen gesichert.
Die Arbeit wird an den Menschen angepasst (nie umgekehrt).
Wenn bei allen Planungen von neuen und Verbesserungen von bestehenden Produktionsstätten diesem Grundsatz gefolgt wird, ist ein großer Schritt getan, Ergonomie als Teil der Unternehmenskultur zu etablieren.