Gleiches Geld für gleiche Arbeit – das hört sich für die meisten Menschen fair an. Das Problem dabei: Welche Arbeit ist wirklich vergleichbar? Stefan Liebig, Professor für Soziologie und wissenschaftliches Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, spricht in diesem Zusammenhang von einer "gerechten Ungleichheit" (im Vergleich zur "ungerechten Ungleichheit"). Wenn Mitarbeiter mit unterschiedlichen Kompetenzen, Geschlecht oder Erfahrung gleich verdienen, erleben das nicht alle Menschen als gerecht. Tendenziell ist eher das Gegenteil der Fall. Sollten also Berufe mit verschiedenen Anforderungen und Belastungen unterschiedlich honoriert werden? Das entspricht zumindest noch immer einem breiten gesellschaftlichen Konsens, den auch die New-Pay-Vorreiter nicht durchweg hinterfragen.

Ungleichheiten sind nicht per se gerecht oder ungerecht. Bisherige Forschungsergebnisse kommen zu dem Schluss: Eine Bandbreite an Gehältern kann sogar dazu führen, dass sich die Menschen gerechter entlohnt fühlen. Denn darin sehen sie Potentiale der Entwicklung. Vielleicht fehlen hier noch passende Utopien oder Alternativen, wie eine Karriereentwicklung sich jenseits des Gehalts manifestieren kann.

Es gibt zwar New-Pay-Lösungen wie das Einheitsgehalt, die von dem Grundsatz der Gleichheit aller Menschen ausgehen. Kritiker bemängeln jedoch, dass dabei wichtige Aspekte unter den Tisch fallen – beispielweise höhere Belastungen von Mitarbeitern in ihrer Familie (Kinder, Pflege). Somit ist Fairness über Gleichheit auch dann kaum zu erreichen, wenn man sich vom Prinzip der Leistungsorientierung abwendet. Wer sich am Prinzip der Gleichheit orientiert, sollte dies jedenfalls bedenken. Auch Ungleichheiten sind nicht per se gerecht oder ungerecht.

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