Die weichen Faktoren innerhalb des Ratings spielen gegenüber den harten Faktoren, den Zahlen, eine immer wichtigere Rolle. Neben der Branche des Unternehmens, dem Markt oder der Qualität der Unternehmensplanung sind das vor allem die personellen Faktoren. Bezeichnend für den letzten Punkt ist die Tatsache, dass es keine nachgewiesenen Wirkungszusammenhänge zwischen der personellen Situation des Unternehmens und dessen Erfolg gibt. Es gibt nur wenige objektiv ermittelbare Kennzahlen wie z. B. die Fluktuation. Es geht eher um subjektive Themen wie z. B. die Mitarbeiterzufriedenheit oder die Qualifikationen. Erkenntnisse ziehen die Banken vor allem aus den Gesprächen mit dem Management und gezielt ausgesuchten Mitarbeitern. Die Bank will durch das Rating feststellen, wie sicher oder unsicher ihr Kreditengagement bei dem Unternehmen ist. Sie sorgt sich um die Rückzahlung des Kredites und der Bezahlung der Zinsen. Nicht nur aus Sicht der Bank ist qualifiziertes Personal für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens notwendig. Wenn das Unternehmen keinen Erfolg hat, so soll das Management zumindest ein regelmäßiges Berichtswesen an die Bank sicherstellen, so dass diese möglichst rechtzeitig informiert wird.
Unterschiedliche Intensität
Das Rating der einzelnen Banken unterscheidet sich durchaus voneinander. Die Schwerpunkte der Beurteilung können auf unterschiedlichen Inhalten liegen. So ist die Gewichtung der personellen Faktoren und damit deren Prüfung unterschiedlich hoch. Die Banken machen daraus in der Regel kein Geheimnis. Darum: Fragen Sie Ihren Bankberater nach den Kriterien der Prüfung personeller Faktoren.
2.1 Prüfung der Qualifikation
Eine wesentliche Bedeutung für das Ergebnis der Prüfung hat die Qualifikation der einzelnen Mitarbeiter im Unternehmen. Der Personenkreis dieser Prüfung umfasst neben den Unternehmern bzw. den Geschäftsführern oder Vorständen auch die Schlüsselpersonen an den wichtigen Stellen in der Organisation. Typischerweise sind das die verantwortlichen Mitarbeiter für das Rechnungswesen, für den Vertrieb und für die Produktion. Bewertet werden u. a. drei wichtige Punkte:
- Bei der fachlichen Qualifikation geht es darum, was die Person für das Unternehmen leisten kann. Beurteilt werden die Ausbildung und die Erfahrung, die erkennbar sind. Grundlage der Prüfung sind vor allem die Lebensläufe der Personen und die persönliche Erfahrung der Bank mit dem Management und den sonstigen Ansprechpartnern.
- Die persönliche Qualifikation ist schwerer zu beurteilen. Es geht um das Menschenbild der Person, um die Art der Führung und den Umgang mit den Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. In persönlichen Gesprächen stellt die Bank fest, wie die geprüfte Person seine fachliche Qualifikation für das Unternehmen nutzbar macht.
- Ebenfalls schwierig zu prüfen aber dennoch wichtig ist das Engagement der einzelnen Manager für seine Aufgaben. Denn nur derjenige, der leisten will, wird seine fachliche Qualität auch in vollem Umfang zur Verfügung stellen. Auch hier werden persönliche Gespräche und Erfahrungen ausschlaggebend sein.
2.2 Prüfung der Personalsituation
Mitarbeiter mit Erfahrung machen einen guten Job. Das ist zumindest die Annahme der Banken. Daher untersuchen sie im Rahmen der personellen Faktoren die allgemeine Personalsituation.
- Von gut geführten Unternehmen erwarten die Banken zumindest eine mittelfristige Personalplanung. Hier gibt es eine Verbindung zu den Qualifikationen des Managements. Mithilfe der Planung wird eine wesentlich bessere Reaktion auf Veränderungen unterstellt, zu Recht.
- Die Arbeitnehmerzufriedenheit ist eine Maß, das eine Verbindung zur Wechselbereitschaft und innerer Kündigung der Mitarbeiter herstellt. Die Fluktuationsquote ist eine der wenigen Kennzahlen in diesem Bereich. Die Mitarbeiterzufriedenheit wird nicht nur in Gesprächen mit den Betroffenen geprüft, sondern auch über Arbeitgeber-Bewertungsportale im Internet.
Bewertungsportale ernst nehmen
Jeder weiß, wie problematisch die Bewertungen in Internetportalen wie z.B. Kununu, Glassdoor oder meinChef sind. Hier manifestiert sich vor allem der Frust der wenig erfolgreichen Arbeitnehmer. Dennoch fließen solche Bewertungen, vor allem wenn sie negativ sind, in die Beurteilung der Banken ein. Nicht nur darum sollten Sie die dort gemachten Angaben ernst nehmen und mit geeigneten Maßnahmen (Entfernen unrichtiger Angaben, Ermunterung zufriedener Arbeitnehmer, …) reagieren.
- Die Situation auf dem Arbeitsmarkt fließt in das Rating ein. Braucht das Unternehmen viele Fachleute und ist der Arbeitsmarkt leer wie derzeit, erhöht dies das Risiko für eine positive Weiterentwicklung.
- Die Abhängigkeit des Unternehmens von wenigen Mitarbeitern, meist im Management, kann gefährlich werden. Fällt ein solcher Mitarbeiter aus, drohen erhebliche Verluste. Das sehen auch die Banken und beurteilen entsprechend im Rating.
2.3 Prüfung der Kommunikation
Ein Kriterium bei der Prüfung der personellen Faktoren ist die interne und externe Kommunikation. Wenn diese nicht funktioniert, ist das ein Zeichen für ungeeigne...