Unternehmen mit guten ESG-Ratings genauso „schmutzig“ wie Konkurrenten mit schlechten Bewertungen?

Eine neue Studie zeigt: Unternehmen mit hohen ESG-Ratings (Environment – Social – Governance) sind nicht zwingend klimafreundlicher als Unternehmen mit niedrigeren Bewertungen. Laut Scientific Beta, einem Indexanbieter und Beratungsunternehmen, besteht ein erschreckender Mangel an Korrelation. Das gilt selbst dann, wenn man die Kohlenstoffintensität der Unternehmen, also ihre Kohlenstoffemissionen pro Umsatzeinheit oder Marktkapitalisierung, ausschließlich mit dem Umweltteil ihrer ESG-Kennzahl – also dem "E" – vergleicht.
Felix Goltz, Research Director bei Scientific Beta, bemerkt dazu gegenüber der Financial Times: „ESG-Ratings haben wenig bis gar keinen Bezug zur Kohlenstoffintensität, selbst wenn man nur die ökologische Säule dieser Ratings betrachtet.“ Die Korrelation zwischen den ESG-Bewertungen und der Kohlenstoffintensität ist erstaunlich niedrig: Sie liegt der Untersuchung zufolge bei lediglich vier Prozent.
Die Untersuchungs-Ergebnisse kommen inmitten einer starken Nachfrage nach ESG-Investitionen. „Nachhaltige“ Fonds verzeichneten laut dem Analyseunternehmen Morningstar in der ersten Hälfte dieses Jahres weltweit Nettomittelzuflüsse von 49 Milliarden US-Dollar, während die übrige Fondsbranche Abflüsse von neun Milliarden US-Dollar hinnehmen musste.
Von Äpfeln und Birnen: ESG-Ratings nicht gleichbedeutend mit Reduzierung der Kohlenstoffintensität
In der Studie wurden 25 verschiedene ESG-Bewertungen von drei großen Anbietern - Moody's, MSCI und Refinitiv - untersucht. Es stellte sich heraus, dass 92 Prozent der Verringerung der Kohlenstoffintensität, die Anleger durch die alleinige Gewichtung von Aktien nach ihrer Kohlenstoffintensität erzielen, verloren gehen, wenn ESG-Scores als teilweiser Bestimmungsfaktor für die Gewichtung hinzugefügt werden. Selbst die alleinige Verwendung von Umweltkennzahlen führt zu einer erheblichen Verschlechterung der grünen Performance. Wenn soziale oder Governance-Bewertungen mit der Kohlenstoffintensität gemischt werden, entstehen in der Regel Portfolios, die weniger „grün“ sind als ein vergleichbarer, nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index.
Die geringe Korrelation zwischen ESG-Bewertungen und der Kohlenstoffintensität kann darauf zurückgeführt werden, dass ein Unternehmen mit hohen Emissionen dennoch eine starke Unternehmensführung oder hohe Mitarbeiterzufriedenheit aufweisen kann. Die beiden Ziele, also ESG-Ratings und die Reduzierung der Kohlenstoffintensität, haben wenig miteinander zu tun und sind daher für Investoren schwer gleichzeitig zu erreichen. Letztendlich macht die Untersuchung damit vor allem auf eines aufmerksam: Es ist nicht ratsam, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Goltz rät Institutionen und Anlegern: „Wenn Sie daran interessiert sind, die Kohlenstoffintensität Ihres Portfolios zu verringern, können Sie das nur erreichen, wenn Sie sich auf die Kohlenstoffintensität konzentrieren, [andernfalls] kommt es sehr schnell zu einer grünen Verwässerung.“
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