Im Alltag verwendet man den Begriff "Risiko" oft in der Bedeutung von Wagnis – unbestimmter Ausgang – oder als Kennzeichen der Eventualität, dass eine Entscheidung, ein Handeln oder ein Nicht-Handeln zu negativen Auswirkungen führt. Häufig ist der Begriff je nach Kontext unterschiedlich definiert. So wird beispielsweise zwischen vermeidbaren Risiken (vermeiden durch Beachtung von Regeln und Werten), strategischen Risiken, die nicht vermeidbar, aber beherrschbar (Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder des möglichen Schadens) sind, sowie externen Risiken, die sich einer internen Kontrolle entziehen, nur bedingt vorhersehbar (nur vorsichtige Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit) und nur bedingt beherrschbar (z. B. durch Reaktionsmöglichkeiten) sind.
Risiko ist also nicht gleich Risiko. Kleinster gemeinsamer Nenner ist, dass man von einem Risiko spricht, wenn die Möglichkeit eines Schadens, eines Verlustes oder Abweichens von dem erhofften Ergebnis besteht, der die Folge einer Entscheidung, eines Ereignisses oder einer Handlung ist.
In der betrieblichen Praxis entstehen Risiken v. a. bei Entscheidungen, Tätigkeiten, Maßnahmen und Projekten, insbesondere aus
- der unzureichenden Vorausschau "was möglicherweise passieren kann – negativ und positiv",
- dem Wagnis bei der Zukunftsabschätzung und der Ausführung,
- den alltäglichen Unsicherheiten und Ungewissheiten,
- unzureichenden Informationen über mögliche Einflüsse,
- Einschätzungen und Entscheidungen, die sich nachher als falsch herausstellen,
- der begrenzten Vorhersehbarkeit der Zukunft sowie
- Zielkonflikten.
Zu beachten ist auch, dass Menschen Risiken unterschiedlich wahrnehmen, eine personenspezifische Grundeinstellung ihnen gegenüber haben (z. B. bereit sind, höhere Risiken einzugehen oder gar einen Nervenkitzel dabei empfinden) und individuelle Risikokompetenzen besitzen. Dazu gehören Wahrnehmungskompetenz (z. B. die Fähigkeit, gefährliche Verkehrssituationen von ungefährlichen zu unterscheiden), die Entscheidungskompetenz (z. B. aus mehreren Verhaltensmöglichkeiten die richtige auszuwählen), die Handlungskompetenz (z. B. eine Aufgabe richtig ausführen zu können) sowie die Kompetenz, mögliche Folgen (Nutzen oder Schaden) z. B. einer verpassten Chance oder einer riskanten Verhaltensweise richtig einschätzen zu können.
Risikodefinitionen/-kennzeichen
Die verfügbaren Risikodefinitionen sind – selbst bei den Normen – unterschiedlich. Beschreiben lässt sich "Risiko" als
- ein Ereignis oder Umstand, der nicht sicher, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintritt und voraussichtlich negative Auswirkungen (also einen Schaden) verursacht bzw. verursachen kann;
- die Eventualität des Eintretens eines Ereignisses mit voraussichtlich negativen Folgen, deren Ausmaß abschätzbar ist;
- "die Auswirkung von Unsicherheit auf Ziele" (DIN ISO 31000:2018);
- mögliches Ereignis (z. B. ein zukünftiges Problem), das dem Unternehmen Schaden zufügen kann und/oder die Erreichung der angestrebten Ziele gefährdet;
- eine ungenutzte Chance oder eine neue Chance;
- die Kombination aus der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines potenziell negativen Ereignisses (Schadens) und dem Ausmaß des erwarteten Schadens.
Der Begriff Risiko schließt 2 Komponenten ein:
- die Unsicherheit bezüglich eines zukünftigen Zustands oder Ereignisses,
- einen Schaden, Verlust oder Nachteil als Folge dieses Ereignisses oder Zustands.
Damit lassen sich Risiken durch die Eintrittswahrscheinlichkeit eines potenziell negativen Ereignisses und deren Tragweite (erwartetes Schadensausmaß) sowie die daraus gebildete Kennzahl Eintrittswahrscheinlichkeit mal erwartetes Schadensausmaß operationalisieren.
Ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses in der Zukunft unbekannt und auch nicht abschätzbar oder man weiß nicht, welchen Schaden (Art und Umfang) ein mögliches Ereignis bewirken wird oder das Scheitern einer Maßnahme ist sicher, handelt es sich nicht um ein Risiko.