André Häusling, Martin Kahl-Schatz
Unternehmen operieren nie im luftleeren Raum, sondern sie werden massiv durch ihre Umwelt beeinflusst und geprägt. Der Einfluss kann aus verschiedenen Richtungen kommen: von den Kundenbedürfnissen, von Marktveränderungen und dem Wettbewerb oder auch vom Gesetzgeber durch neue oder veränderte Regularien. Die Unternehmen selbst sind gewissermaßen dauerhaft "gezwungen", sich laufend auf das jeweilige sich ändernde Umfeld neu auszurichten und daran anzupassen. Alle diese externen Einflussgrößen wirken also auf das Unternehmen ein – und in vielen Fällen befeuern sie das Bedürfnis und die Notwendigkeit, sich agil auszurichten. In der Praxis lassen sich folgende 4 externe Treiber identifizieren.
1.1 Technologischer Wandel und Digitalisierung
Der Begriff, der es hinsichtlich seiner Popularität wohl mit "Agilität" am ehesten aufnehmen kann, dürfte jener der "Digitalisierung" sein. Unter diesem Begriff werden allgemein "die Veränderungen von Prozessen, Objekten und Ereignissen, die bei einer zunehmenden Nutzung digitaler Geräte" erfolgen, verstanden. Mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnik vollzieht sich ein Wandel hin zu digitalen Prozessen. Technologie ist mittlerweile zum alltäglichen Begleiter und zum festen Bestandteil nahezu eines jeden Arbeitsumfelds geworden. In großem Maßstab halten technologische Errungenschaften in alle Lebensbereiche, insbesondere in die Arbeitswelt, Einzug.
Abgesehen von der immer stärker werdenden Vernetzung und der Integration digitaler Lösungen in alle relevanten Aspekte des Alltags ist aber noch ein weiterer Faktor hinsichtlich der Technologie als Treiber für Agilität mitentscheidend. Durch den technologischen Fortschritt wird es möglich, in immer kürzerer Zeit immer schneller und immer wieder neue bzw. verbesserte Technologien auf den Markt zu bringen, die das Nutzungsverhalten der User, aber auch den Markt selbst beeinflussen. Dies geschieht in immer kürzeren Zyklen und es wird auch zukünftig immer wieder jene Game Changer geben, die gesamte Branchen durch ihre technischen Innovationen aufmischen. So wie Apple es einst mit der Erfindung des iPhones geschafft hat, den Markt für mobile Kommunikation nachhaltig zu prägen, werden auch in der Zukunft immer wieder mutige Unternehmen mit ihren Ideen die Wettbewerber zur Reaktion antreiben. Zusätzlich zur allgemeinen Technologisierung und Digitalisierung unterliegen die Technologien selbst einem steten Wandel, der die Unternehmen vor Herausforderungen stellt.
Nicht jede Branche spürt jedoch den Druck des technologischen Wandels in gleichem Maße, wie auch Kienbaum in ihrer Change-Management-Studie aus den Jahren 2014/2015 belegten. In dieser Studie wurden über 200 Führungskräfte und Mitarbeiter aus dem deutschsprachigen Raum und aus unterschiedlichen Unternehmenshintergründen (von KMUs (51 % der Befragten) bis hin zu Unternehmen mit über 10.000 Mitarbeitern (21 % der Befragten)) um Einschätzung bestimmter Aussagen hinsichtlich des Zutreffens auf ihr Unternehmen befragt.
Hinsichtlich des Drucks des technologischen Wandels gaben in jener Studie 61 % der Befragten an, in ihrer Branche eben jenen Druck zu verspüren. Bei immerhin 39 % sei die Branche, in der ihr Unternehmen tätig ist, eben nicht oder eher nicht durch viele und schnelle technologische Veränderungen gekennzeichnet. Jene Befragten waren vornehmlich in den Branchen Banken/Finanzen/Versicherungen tätig, während in den Branchen High-Tech/IT/Software/Telekommunikation ein deutlich höherer Druck durch technologischen Wandel bescheinigt wurde. Daran wird deutlich, dass die Treiber zu mehr Agilität in den Unternehmen und Branchen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind.
1.2 Steigende Dynamik und Komplexität
Der technologische Wandel bringt zwar den immensen Vorteil, dass immer mehr Informationen immer leichter zugänglich werden, allerdings erhöht diese Unmenge an verfügbaren Informationen gleichzeitig auch die Schwierigkeit, diese Informationen aufgrund der zunehmenden Unübersichtlichkeit angemessen zu verarbeiten. Aufgrund von immer mehr Vernetzung und Interdependenzen zwischen diversen Variablen und Akteuren sehen sich die Unternehmen einer immer größer werdenden Komplexität gegenüber. Dies bedeutet letztlich eine höhere Entscheidungsunsicherheit für die Unternehmen, da Ergebnisse schwieriger vorherzusagen sind und Entwicklungen noch unberechenbarer werden. Der Komplexität selbst ist inhärent, dass sie nie vollständig beherrschbar ist oder sein wird. Organisationen stehen aber vor der Herausforderung, Lösungen zu finden, Komplexität zumindest soweit zu reduzieren oder zumindest in die eigenen Denkmodelle zu integrieren, dass sie nicht existenzbedrohend wird.
Hinzu kommt, dass die Märkte allgemein eine deutlich höhere Dynamik aufweisen, die Unternehmen zusätzlich unter Druck setzt, innovativ zu sein, sich selbst weiterzuentwickeln, Kundenbedürfnisse zu...