Vergütung neu denken / 3 Arbeitskultur bestimmt das Vergütungssystem

So wie sich unsere Arbeitswelt weg von stark repetitiven und deswegen wenig attraktiven Aufgaben hin zu einer kreativen und schöpferischen Mitgestaltung wandelt, verliert auch der Ansatz eines rein finanziell geprägten Vergütungssystems zunehmend seine Wirkung. In einer neuen Arbeitswelt wird daher der Fokus auf den richtigen Rahmenbedingungen liegen müssen, die Mitarbeitern die beste Leistung als auch die beste Zusammenarbeit ermöglicht und diese fördert.

Menschen sind immer noch der zentrale Erfolgsfaktor für das Gelingen der oben beschriebenen Anforderungen und damit zentral für:

• alle Managementprozesse
• Transformationen eines Unternehmens
• gelebte Partizipation & Augenhöhe
• eine agile Organisationsgestaltung.

Insofern bieten sich hier für Unternehmen gerade jetzt neue Chancen, Mitarbeitern Vorteile zu gewähren – also eine Art Währung –, die auf die Organisationsgestaltung, bestimmte Arbeitsweisen und besondere Formen der Zusammenarbeit und damit vor allem auf kulturelle Faktoren zurückzuführen sind. Das können agiles Arbeiten, hybrides, mobiles Arbeiten, selbstorganisierte Teams, New Pay, flexible Arbeitszeiten, Arbeitszeitautonomie etc. sein. Es handelt sich hier um Vorteile, die man sich mit Geld nicht kaufen kann, die aber dafür entscheidend sein können, ob sich ein Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlt und ein Unternehmen produktiv ist.

Besonders das Miteinander- also insbesondere Führung und Zusammenarbeit – stehen in einer starken Wechselwirkung mit der Kultur eines Unternehmens. Ändert sich mit einem neuen Verständnis von Arbeit der Anspruch an Leistung und auch an Zusammenarbeit im Unternehmen, so wird dies auch die Unternehmenskultur verändern und umgekehrt. Welche Arbeitskultur gelebt werden soll, hat daher indirekt Auswirkung auf die Vergütung. Folgende Fragen helfen herauszufinden, welche Arbeitskultur und damit auch wie Zusammenarbeit gestaltet werden soll:

Check: Welche Kultur soll im Unternehmen gelebt werden?
[ ] Wie wollen wir in unserer Organisation zusammenarbeiten? Welche Prinzipien sind uns wichtig? Arbeiten wir wertebasiert? Was ist uns wichtig in unserem Miteinander?
[ ] Wie definieren wir Leistung? Erreichen von Kennzahlen? Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten? Innovation Emotionale Qualität unseres Tuns? …?
[ ] Wollen wir ein agiles Framework haben? Vernetzte, anpassungsfähige Strukturen? Agile Methoden einsetzen? Agile Haltung/Mindset fördern?
[ ] Haben wir hybride, mobile Arbeitsmodelle für Zeit- und Ort im Einsatz oder möchten dies?
[ ] Ist uns die Selbstorganisation und Partizipation von Mitarbeitern und Teams wichtig?
[ ] Wollen wir Innovation fördern?
[ ] Möchten wir das Selbstbewusstsein unserer Mitarbeiter stärken?
[ ] Wollen wir transparent mit unseren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sein? Wollen wir Mitarbeiter mit betriebswirtschaftlichem Knowhow u. Verständnis? Wollen wir fair empfundene Gehälter? Wollen wir nachvollziehbare Entlohnungsprozesse?
[ ] Wieviel Vielfalt können und möchten wir bieten?

Praxis-Tipp

Beziehungen verändern sich stetig

Unsere bisher eher tradierten Arbeitgeber-Arbeitnehmer Beziehungen entwickeln sich aufgrund veränderter Rollen und neuer Formen von Zusammenarbeit immer weiter. Neue Arbeit fordert dies in konsequenter Weise geradezu ein. Hier kann das Vergütungssystem nicht ausgeklammert werden, vielmehr muss es ein Teil von neuer Arbeit und der jeweiligen Arbeitskultur werden. Es geht nicht, über Augenhöhe, Auflösung von Arbeitsorten, flexible Arbeitszeiten und anspruchsvolle Arbeitsaufgaben zu sprechen und dabei das Vergütungssystem so zu lassen, wie es ist. Auch Vergütung muss in diesem Sinne zur Arbeitskultur passen.