Die Bedeutsamkeit der Wertschätzung und Wahrnehmung der eigenen Arbeit zeigt Dan Ariely in weiteren Experimenten auf. Studierende am Massachusetts Institute of Technology (MIT) erhielten in einer Studie Blätter mit willkürlichen Buchstabenfolgen. Aufgabe der Studierenden war es nun, 10 gleiche Buchstabenpaare auf dem Blatt zu finden und zu markieren. Für jedes Blatt erhielten sie einen Betrag, der von Blatt zu Blatt sank. Für das erste Blatt erhielten die Teilnehmer 55 Cent, für die darauffolgenden jeweils 5 Cent weniger. Ariely und sein Team beobachteten, bis zu welchem Betrag die Studierenden die Aufgaben erledigten und zwar in 3 unterschiedlichen Versuchsanordnungen.[1]

Die erste Gruppe sollte ihren Namen auf das jeweilige Blatt schreiben, bevor sie es dem Versuchsleiter gaben. Der Versuchsleiter nahm das Blatt entgegen, schauten es sich aufmerksam an und sagte "Aha!". Die Teilnehmer der zweiten Gruppe schrieben ihren Namen nicht auf das Blatt. Der Versuchsleiter nahm es regungslos entgegen und legte es nach unten gedreht auf einen Stapel. Die dritte Gruppe schrieb ebenfalls keinen Namen auf das Blatt. Sobald sie es dem Versuchsleiter übergeben hatten, entsorgte er es unbeachtet in einem Papierschredder.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gruppe, deren Ergebnisse der Versuchsleiter direkt schredderte, bereits bei einer Auszahlungsrate von im Schnitt 30 Cent das Experiment abbrach, während die Gruppe, deren Arbeitsleistung näher betrachtet wurde, bis zu einer Auszahlungsrate von 15 Cent pro Blatt weiterarbeitete. Interessant ist ebenso das Ergebnis für die Gruppe, deren Arbeit zwar nicht geschreddert, aber genauso wenig beachtet wurde: Auch hier waren die Studierenden nur bis zu einem durchschnittlichen Betrag von 27,5 Cent bereit, nach den Buchstabenpaaren zu suchen.

Das Experiment verdeutlicht 2 Dinge: Zum einen braucht es gar nicht viel, um Menschen für ihre Arbeit und Leistung anzuerkennen – oftmals genügt bereits die Wahrnehmung dieser. Zum anderen zeigt sich aber auch, dass eine fehlende Wahrnehmung der geleisteten Arbeit erheblich demotivierend wirkt – und das sogar in fast dem gleichen Ausmaß wie bei der direkten Vernichtung des Arbeitsergebnisses. Auch in der heutigen Arbeitswelt beobachten wir häufig, dass die Verantwortlichen in den Organisationen die Arbeitsleistung und das Engagement von Mitarbeitern nicht wahrnehmen oder sich nicht wirklich dafür interessieren. Dabei verdeutlicht in sozialen Beziehungen insbesondere der Grad der Aufmerksamkeit unseres Gegenübers, was Menschen als relevant oder auch sinnvoll bewerten und was nicht. Stattdessen greifen Arbeitgeber lieber zu Managementinstrumenten, die Menschen zu einem bestimmten Verhalten motivieren sollen.

[1] Ariely, D. (2012), What makes us feel good about our work? (TED Talk), online verfügbar unter: https://www.ted.com/talks/dan_ariely_what_makes_us_feel_good_about_our_work?, letzter Zugriff 17.3.2019.

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