bAV für Berufseinsteiger

Die Gen Z denkt an morgen – und nimmt beim Berufseinstieg auch die Bedeutung einer guten Altersversorgung sehr ernst. Allerdings zeigen sich Wissenslücken, die zu falschen Anlagestrategien führen können. Für HR ergibt sich daraus die Pflicht, aber auch die große Chance, Berufsanfänger zu Investmentmöglichkeiten und einer betrieblichen Altersversorgung (bAV) ausführlich zu informieren.

Der Generation Z eilt der Ruf voraus, besonders sicherheitsaffin zu sein. Es wird häufig davon ausgegangen, dass die Prägungen aus der Covid-19-Krise auch dazu geführt haben, dass die jungen Menschen mit größerer Sorge in die Zukunft blicken als vorhergehende Generationen. Gestützt wird diese These durch handfeste Zahlen: So stellt beispielsweise eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Sirius Campus mit dem Titel "Versicherung der Zukunft – Erwartungen junger Menschen an die Versicherung" ein hohes Sicherheitsbedürfnis fest. 

Hierfür wird gerade die Vielzahl der weltweiten Krisen rund um Klimawandel, den russischen Angriffskrieg und die Inflation als Grund angegeben. Dass dieser Wunsch nach Sicherheit auch Auswirkungen auf die Finanzplanung hat, unterstreicht wiederum eine ebenfalls 2023 realisierte Studie des Meinungsforschungsinstituts Sinus im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): Die Gen Z ist demnach finanzaffiner und nimmt ihre Altersversorgung in Teilen ernster als Ältere. Jeder Zweite der berufstätigen 20- bis 29-Jährigen beschäftigt sich regelmäßig mit der Altersversorgung, wohingegen dies unter den 40- bis 45-Jährigen nur 45 Prozent für sich reklamieren. Ferner ist unter den 20- bis 29-Jährigen die Sorge durchaus verbreitet, sie könne im Alter finanziell nicht ausreichend abgesichert sein. 

Gen Z: Fehlendes Wissen zu Investment und Altersversorgung

Ähnliche Tendenzen zeigen sich in weiteren Umfragen und Auswertungen, etwa der von Union Investment: Diese hat 2023 herausgearbeitet, dass sich die junge Generation zwar für kompetent in Finanzfragen hält. Doch es offenbaren sich hier auch erhebliche Wissenslücken, etwa in Bezug auf Anlagestrategien. So schätzen beispielsweise 32 Prozent der 19- bis 24-Jährigen, dass Schwankungen bei Fonds höher ausfallen als bei Einzelaktien – ein Irrtum, der problematisch werden kann, wenn es um die eigenen Investments geht.

Einen eklatanten Versorgungsmangel wiederum offenbart das bAV-Monitoring 2023 der DCS Deutsche Clearing-Stelle: Die Auswertung von 3.900 Datensätzen zeigt, dass die 18- bis 29-Jährigen innerhalb der Gesamtgruppe der bAV-Versicherten  mit einem Anteil von 8,7 Prozent deutlich unterrepräsentiert sind. Der Anteil der 30- bis 42-Jährigen liegt hingegen bereits bei 33,3 Prozent, während die 43- bis 58-Jährigen mit 58 Prozent bei der bAV besonders aktiv sind. Es zeigen sich divergierende Entwicklungen in Bezug auf die junge Generation: Eine Affinität zu Finanzthemen besteht, wird aber begleitet durch in Teilen fehlendes Wissen und einen Mangel an Vorsorge-Investitionen. Umso wichtiger ist es, die Generation Z proaktiv zu begleiten, wenn es um die Themen Investment und Altersversorgung geht. 

Finanzbildung als Aufgabe von HR 

Beim Setzen der richtigen Eckpfeiler der oben genannten Themen stehen auch Arbeitgeber mit in der Verantwortung: Indem sie die finanzielle Bildung ihrer jungen Beschäftigten fördern, tragen sie nicht nur dazu bei, dass diese besser mit ihren Finanzen umgehen können. Eine entsprechende Fürsorge stärkt Bindung und Motivation der Mitarbeitenden. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten des Arbeitskräftemangels, in denen insbesondere junge Talente gewonnen und gebunden werden sollten. Da entsprechende Initiativen somit direkt auf das Employer Branding einzahlen, sind sie in der Regel in der Personalabteilung angesiedelt. Was können HR-Spezialisten konkret tun? 

Werbung in eigener Sache

"Goodies" wie  eine professionelle bAV-Beratung lassen sich auch für das Employer Branding nutzen, indem sie in Stellenanzeigen oder Karriereseiten thematisiert werden. 

Finanzseminare und Schulungen

Firmen können regelmäßige Seminare und Schulungen zu finanziellen Themen anbieten. Zuvor sollte eine Bedarfsanalyse erfolgen, um den spezifischen Wissensbedarf und die Interessen der Mitarbeiter zu evaluieren – etwa mittels Umfragen, Interviews oder informellen Gesprächen. Aufgegriffen werden könnten daraufhin beispielsweise Aspekte wie Spar- und Investmentstrategien, Kreditmanagement und Altersvorsorge, aber auch die Frage nach Versicherungen. Da die Generation Z interaktive und praxisnahe Lernformate bevorzugt, sollte neben Vorträgen auch an Gruppenaktivitäten, Fallstudien, Diskussionsrunden und praktische Übungen in Seminaren gedacht werden. Finanz- und Versicherungsexperten als Gastredner und Referenten können über Trends auf den Finanzmärkten berichten, praktische Ratschläge geben und Einblicke in komplexe finanzielle Themen ermöglichen. Feedback-Mechanismen helfen, die Wirksamkeit der Schulungen zu bewerten. 

Tipp: Ein Zusammenschluss mehrerer regionaler Unternehmen mit Blick auf die Organisation solcher Veranstaltungen könnte infrage kommen, um Initiativen auf mehrere Schultern zu verteilen und die Kosten für die einzelnen beteiligten Firmen zu senken. Alternativ kann auch auf Online-Schulungen gesetzt werden. 

Schulungen durch neutrale Dritte

Personaler sollten für Schulung und Beratung ihrer Beschäftigten unbedingt unabhängige Finanzberater anfragen, die nicht auf bestimmte Produkte oder Anbieter fokussieren. Im Vorabgespräch ist es sinnvoll, die Ziele im Detail zu klären – etwa ob der Schwerpunkt auf Anlage, Altersvorsorge oder Versicherung liegt. Der Verband unabhängiger Honorarberater e.V. ist eine empfehlenswerte Anlaufadresse, um entsprechende Experten zu identifizieren und seriöse Referenten zu gewinnen, die über Erfahrung als Referenten oder Organisatoren von Workshops in Unternehmen verfügen

Individuelle Beratung für Berufseinsteiger 

Im Rahmen individueller Finanzberatung wird die Situation der Beschäftigten analysiert, um individuelle Anlagestrategien zu entwickeln und Ratschläge für deren Umsetzung zu geben. Die Möglichkeit, persönliche Fragen zu stellen und spezifische Ratschläge zu erhalten, wird von vielen jungen Menschen geschätzt. Daher ergänzt dieses Angebot Seminare und Schulungen – unter Umständen kann es dies auch ersetzen, falls entsprechendes Vorwissen vorhanden ist. 

Wichtig: Beratungsangebote sollten auch hier durch externe, unabhängige Experten auf Honorarbasis realisiert werden. Falls insbesondere in Konzernen bereits Spezialisten oder Abteilungen vor Ort sind, die über das nötige Wissen verfügen, kann die Beratung unter Umständen auch inhouse erfolgen. In jedem Fall ist vollständige Vertraulichkeit zu garantieren. Denn nur so sind Beschäftigte bereit, über ihre finanzielle Situation zu sprechen und so von den Vorteilen einer individuellen Beratung zu profitieren. 

Tipp: Personalabteilungen kommt auch hier eine Schlüsselfunktion zu. Sie sollten die Organisation von Beratungsangeboten übernehmen. Auch die Werbung für das Angebot – zu denken ist an Intranet oder interne Newsletter – übernimmt Human Resources (HR). Die Beratung selbst übernehmen allerdings immer die Experten.

Digitale Tools zu Finanzthemen

Eine weitere Ergänzung zu Seminaren stellen digitale Plattformen und Tools dar, mittels derer Informationen zu Finanzthemen zugänglich gemacht werden. Bereits via Intranet oder mittels interner sozialer Netzwerke lassen sich themenbezogene Rubriken einrichten, innerhalb derer auch ein Wissensaustausch stattfinden kann. Darüber hinaus sind andere mobile Apps, Online-Kurse und interaktive Webinare besonders ansprechend für die Generation Z. Da es eine Reihe derartiger Angebote mit dem Schwerpunkt auf finanzielle Kompetenzen gibt, müssen Firmen keine Plattformen entwickeln. Es wird in der Regel sinnvoller sein, auf Apps von Drittanbietern zurückzugreifen und Mitarbeitern die Gebühr dafür zu erstatten. 

Information per App

Finanzbildungs-Apps wie beispielsweise "Beyond Saving" kommen infrage, um Online-Learnings über Finanzthemen zu ermöglichen. Darüber hinaus sind laut Website des Anbieters auch Webinare und Online-Beratung im Portfolio, die sich explizit auch an Unternehmen wenden. Wer wiederum einen spielerischen Ansatz bevorzugt, kann beispielsweise auf Börsenspiel-Apps setzen. 

Unterstützung durch finanzielle Zuschüsse und (Vorsorge-)Leistungen

Ein bedeutendes Mittel der Positionierung als guter Arbeitgeber ist über Angebote zur Finanzbildung hinaus die konkrete Unterstützung durch monetäre Zuschüsse, die über das Gehalt hinaus gezahlt werden. Insbesondere vermögenswirksame Leistungen sowie eine betriebliche Altersversorgung (bAV) stehen dabei im Mittelpunkt, da für Erstere eine staatliche Arbeitnehmersparzulage bezahlt wird und Letztere für den Arbeitnehmer vollständig steuerfrei ist. Weitere Möglichkeiten der Förderung sind Unternehmensbeteiligungen, etwa in Form von rabattierten Aktienpaketen. Diese fördern nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern auch die Motivation, sich für den Unternehmenserfolg zu engagieren. 

Tipp: Im Rahmen einer bAV profitieren Arbeitgeber auch ihrerseits von steuerlichen Entlastungen. Empfehlenswert ist es, die Beiträge für die Beschäftigten anteilig oder in voller Höhe zu bezuschussen – so kümmern sie sich um ihre Angestellten und können obendrein noch Geld sparen. HR-Experten sollten mit der Geschäftsleitung abklären, welche konkreten Leistungen gewährt werden können. In der Regel ist die Personalabteilung auch für die Umsetzung verantwortlich.

Tipp: Sofern der daraus resultierende Aufwand – in Verbindung mit möglicherweise hohem Beratungsbedarf – die Ressourcen der Personalabteilung übersteigt, sollte eine Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Outsourcing-Partner für die bAV-Verwaltung erwogen werden. Damit werden HR-Abteilungen erheblich entlastet und auch die Beratungshaftung wird nach extern ausgelagert. 

Soziale Verantwortung ernst nehmen 

Berücksichtigt werden sollte von Arbeitgebern im Zusammenhang mit dem Thema "Finanzen" ferner der Aspekt der sozialen Verantwortung. So ist Corporate Social Responsibility (CSR) heute mehr als eine Frage des guten Images: Sie ist eine Frage der Haltung. Über Services, Beratungsangebote und monetäre Zuwendungen hinaus, die sich direkt an die Beschäftigten wenden, ist es Unternehmen daher zu empfehlen, auch Verantwortung im gesellschaftlichen, sozialen und Umwelt-Bereich zu übernehmen. Um glaubwürdig zu sein, sollte dabei nach Möglichkeit ein Bezug zur eigenen Geschäftstätigkeit gegeben sein. 

Doch ebenso können beispielsweise Programme zur finanziellen Bildung in Schulen oder Gemeinden unterstützt werden. Gerade, wenn Talente aus der Generation Z gewonnen werden wollen, sind entsprechende Initiativen wichtig. Denn die jungen Menschen wünschen sich einen Arbeitgeber, der über die ökonomische Ebene hinaus einen positiven Impact schafft und sich engagiert. 

Tipp: CSR-Themen sind oft im strategischen Management angesiedelt und werden eng mit der Unternehmenskommunikation abgestimmt. Doch auch HR sollte nach Kräften beteiligt werden, denn für glaubwürdige CSR-Initiativen spielt auch die Unternehmenskultur eine bedeutsame Rolle.


Dieser Beitrag ist erschienen in Personalmagazin 5/2024. Als Abonnent haben Sie Zugang zu diesem Beitrag und allen Artikeln dieser Ausgabe in unserem Digitalmagazin als Desktop-Applikation oder in der Personalmagazin-App.


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