"Die Möglichkeiten, um unter den Voraussetzungen der Pandemie für eine Vermeidung von Infektionsrisiken zu sorgen und gleichzeitig die Wirtschaft am Laufen zu halten, sind längst nicht ausgeschöpft", erklärt Dr. Alexandra Schröder-Wrusch, Vorsitzende des Vorstands der IAS-Gruppe. Sie plädiert dafür, die Strukturen der Betriebs- und Werksärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu stärken und besser zu nutzen, um Betriebe und Behörden mit Hygienekonzepten und Impfungen sicher zu machen und die Wirtschaft leistungsfähig zu halten." Insbesondere fordert sie, für eine schnellere Pandemiebekämpfung parallel zur nationalen Impfstrategie Betriebs- und Werksärzte mit Coronaimpfungen innerhalb der Unternehmen zu beauftragen.
Coronaimpfung durch Betriebsärzte: Nach 117 Tagen durchgeimpft
"Jedes Unternehmen verfügt über einen Betriebsarzt", erklärt die Fachärztin für Arbeitsmedizin. Die personelle Infrastruktur zur raschen Durchführung von Impfungen sei also unmittelbar vorhanden, sobald ein Impfstoff bereitgestellt wird. In Zahlen bedeute dies: In nur etwa 117 Tagen wären die rund 12.000 Betriebsärzte in Deutschland in der Lage, die 45 Millionen deutschen Beschäftigten zu impfen.
Corona-Tests: Strategien im Unternehmen einführen
Auch solange der Impfstoff noch sehr begrenzt ist, sieht Schröder-Wrusch Handlungsbedarf für die Arbeitsmediziner und Arbeitssicherheitsverantwortlichen: Durch Entwicklung oder Anpassung von betriebsspezifischen Hygienekonzepten und geeigneten Teststrategien müsse die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöht werden. Dort, wo mobiles Arbeiten nicht möglich sei, könnten die richtigen Hygienekonzepte und Arbeitsschutzstandards schwerwiegende Ausfälle verhindern. "Sinnvolle Testkonzepte schaffen zusätzliche Sicherheit am Arbeitsplatz. Gerade für den Mittelstand ist das existenziell", erklärt die Arbeitsmedizinerin.
Impfungen im Betrieb: Menschen dort abholen, wo sie sind
Bereits Anfang 2021 forderte auch Professor Volker Nürnberg, Partner bei BDO, für einen sinnvollen Pandemieschutz im Unternehmen die Rolle des betrieblichen Gesundheitsmanagements neu zu definieren und inhaltlich um Schnittstellen mit Medizin und Arbeitsschutz zu erweitern. (Mehr dazu lesen Sie in Personalmagazin 1/2021 "Pandemiemanagement: Richtig aufstellen"). Zur Forderung des IAS erklärt Nürnberg: "Auch wenn aktuell die Impfstrategie der Bundesregierung das Setting 'Betrieb' nicht vorsieht, kann ich mir gut vorstellen, ab Herbst 2021 die Betriebe in die Impfungen mit einzubeziehen und die Infrastruktur der 12.000 Betriebsärzte oder der arbeitsmedizinischen Dienste zu nutzen. Es macht Sinn, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, nämlich bei der Arbeit."
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