Diversity Management: Behinderte Menschen unterschätzt

Menschen mit Behinderung sind immer noch überdurchschnittlich oft arbeitslos. Arbeitgeber schöpfen die Fördermöglichkeiten nicht aus und unterschätzen das Potenzial dieser Menschen. In Bayern will das Jobcenter deshalb verstärkt auf die Fähigkeiten von Schwerbehinderten setzen.

Menschen mit Behinderung haben von dem Aufschwung auf dem deutschen Arbeitsmarkt profitiert – im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote 2012 bei 14,1 Prozent. Das ist etwas niedriger als im Fünf-Jahres-Durchschnitt mit 14,9 Prozent. Das ist das Ergebnis des Inklusionsbarometers, den die Aktion Mensch und das Handelsblatt Research Institute entwickelt haben.

Allerdings liegt diese Quote weiterhin deutlich höher als die der Menschen ohne Behinderung. Diese lag 2012 bei 6,8 Prozent. Besonders in kleinen und mittelständischen Betrieben seien noch zu selten Menschen mit Behinderung beschäftigt, sagt Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch.

Fördermöglichkeiten unbekannt, Potenziale unterschätzt

Von Buttlar nennt als einen der Hauptgründe hierfür das Unwissen: Zum einen sei den Arbeitgebern oft nicht bekannt, dass es staatliche Förderung dafür gibt, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Zudem komme die Förderung aus verschiedenen Töpfen, was gerade für kleinere Unternehmen die bürokratischen Hürden erhöht.

Zum anderen wüssten viele Arbeitgeber zu wenig über das Potenzial von Menschen mit Behinderung. Dabei seien Menschen mit Behinderung durchaus genauso leistungsfähig. Leistungsbereitschaft und Loyalität zum Unternehmen seien bei ihnen oft sogar noch höher - eben weil es für sie schwerer sei, einen Job zu finden. Für Arbeitgeber sei es darum richtig und sinnvoll, das Potenzial dieser Gruppe zu erkennen, so von Buttlar.

Jobcenter in Bayer sprechen Arbeitgeber an

Das bayerische Jobcenter ergreift Maßnahmen, um dies zu unterstützen: "Das wertvolle Potenzial von Menschen mit Behinderung" müsse mehr in den Fokus der Arbeitgeber rücken, sagte Behördenchef Ralf Holtzwart in Nürnberg. Dafür sollen zusammen mit den Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie dem Integrationsamt Arbeitgeber besser über die Beschäftigung Schwerbehinderter und die finanziellen Fördermöglichkeiten informiert werden. Der Regionaldirektion stehen mehr als 300 Millionen Euro zur Verfügung, um die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsmarkt zu fördern.

Viele Arbeitgeber fürchten den Kündigungsschutz

Er nennt weitere Gründe für die schlechte Integration der Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben: Viele Arbeitgeber fürchteten, Mitarbeiter mit einer Behinderung wegen des Kündigungsschutzes "nicht mehr los" zu werden, sagte der Chef der IHK für Mittelfranken, Markus Lötzsch. Diese Bedenken seien aber unbegründet.

Wenn eine Firma einen schwerbehinderten Lehrling beschäftigen wolle, scheitere es oft an bürokratischen Hürden: Bevor er jemanden einstellen könne, müsse der Arbeitgeber eine 320 Stunden dauernde sonderpädagogische Zusatzausbildung machen. Um das zu vermeiden, soll die Kooperation mit den Berufsbildungswerken verbessert werden: Die Einrichtungen sollen die Betreuung übernehmen, die Betriebe die fachliche Ausbildung. 

Hinweis: Wie Menschen mit Behinderung Ihr Unternehmen voranbringen und welche rechtlichen Aspekte Personaler dabei beachten müssen, lesen Sie in der Titelstrecke der Ausgabe 11/2012 des Personalmagazins.

dpa

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