Recruitingmessen gehören für Großunternehmen zum Standard-Repertoire des Recruitings. Aber auch kleinere Firmen können von dieser Form der Mitarbeitersuche profitieren, wenn sie Nachwuchskräfte benötigen. Auf Bewerberseite nutzen vor allem Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen die Recruitingmessen zur Arbeitgebersuche. Häufig gehen auch Schülerinnen und Schüler in den Abschlussjahren auf eine Recruitingmesse, um sich über Ausbildungsberufe und -betriebe zu informieren.
Diese Personen können Unternehmen auf Recruitingmessen ansprechen
Laut der Studie Azubi-Recruiting-Trends 2024 von U-Form Fachverlag mangelt es insbesondere bei jungen Menschen an Berufsorientierung. Nur 32 Prozent der befragten Auszubildenden und dual Studierenden wussten nach ihrem letzten Schulabschluss, welche Ausbildung sie machen möchten. 18 Prozent wussten zwar, dass sie in eine berufliche Ausbildung starten wollen, aber sie fragten sich, welche geeignet sei. Die meisten wünschten sich mehr Informationen und individuelle Beratungen. Wie die Umfrage weiter ermittelt hat, sind Berufsmessen und andere Informationsveranstaltungen bei der jungen Zielgruppe sehr gefragt.
Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler suchen nach Orientierung auf dem Jobmarkt. Auch der Informationsbedarf von Studierenden, Absolventinnen und Absolventen ist groß. Ebenso wünschen sich berufserfahrene Fachkräfte, die sich umorientieren wollen, Inspirationen und werden auf Jobmessen fündig. Einige der Veranstaltungen sind auf einzelne Branchen wie IT, Consulting oder die Gesundheitsbranche ausgerichtet, manche adressieren ausschließlich Frauen.
Die meisten Recruitingevents finden in großen Messehallen statt. Es gibt aber auch kleinere Karrieremessen, auf denen sich nur eine ausgewählte Anzahl an Unternehmen präsentiert. Einige Veranstaltungen, die sich vor allem an die junge Zielgruppe richten, haben einen Gaming-Ansatz. Zum Beispiel werden beim Karriere Kick wie bei einer Art Speed-Dating in jeder Runde Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zugelost, um sich bei einer gemeinsamen Runde Tischkicker auf spielerische Art und Weise kennenzulernen. Andere Veranstaltungen werden rein virtuell durchgeführt. Hier werden Infomaterialien, Vorträge und Vier-Augen-Gespräche im Web bereitgestellt.
Recruitingmessen: Bewerberinnen und Bewerber persönlich kennenlernen
Für die Besucherinnen und Besucher der Events stehen die Fakten an erster Stelle. Sie wollen das Unternehmen und mögliche Karriereoptionen kennenlernen und sind vor allem am Austausch mit den Fachabteilungen und möglichen Vorgesetzten interessiert. Das bestätigt das Karrierebarometer 2024/25 von Jobteaser: Fast die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber bricht einen Prozess wegen fehlender Nähe zum Recruiting-Team ab.
Für die Unternehmen stellen die Veranstaltungen eine gute Möglichkeit dar, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber persönlich kennenzulernen. Dafür ist es allerdings wichtig, nicht nur Kontaktdaten und Linkedin-Profile einzusammeln. Vielmehr geht es auch darum, mit interessanten Kandidatinnen und Kandidaten in den individuellen Austausch zu gehen. Das funktioniert am besten, wenn das Unternehmen schon im Vorfeld Einladungen aussendet und Gesprächstermine vereinbart.
Darüber hinaus sollte die Personalabteilung darauf achten, dass Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus den Fachbereichen vor Ort sind, die fachliche Fragen beantworten können. Auch eine gute Vorbereitung der Firmenvertreter, die im Gespräch auf die Kandidatinnen und Kandidaten eingehen und individuelle Fragen beantworten, unterstützt den Recruitingerfolg.
Active Sourcing auf persönlicher Ebene
Die Ansprache von potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten auf Recruitingevents zählt zum Active Sourcing. Weitere Active-Sourcing-Kanäle sind die Business-Netzwerke Xing und Linkedin, Social Media, der eigene Talentpool, Lebenslaufdatenbanken, persönliche Netzwerke sowie die direkte Ansprache auf Fachmessen. Die Kontaktaufnahme auf Recruiting- oder Fachmessen stellt jedoch die einzige Möglichkeit dar, von Anfang an Face-to-Face-Kontakte zu knüpfen.
Das haben viele Unternehmen erkannt: Laut der Studie "Recruiting-Strukturen – ein Benchmark" von DGFP, HTWK und Wollmilchsau setzte 2023 weit über die Hälfte der Arbeitgeber (58 Prozent) Azubi- und Absolventenmessen für die Personalgewinnung ein. Zusätzlich nutzten 39 Prozent Fachmessen, um geeignete Kandidaten und Kandidatinnen anzusprechen. Aus Sicht der Recruiterinnen und Recruiter stehen Azubi- und Absolventenmessen auf Rang sechs der zehn erfolgreichsten Recruiting-Methoden – vor Programmatic Job Advertising, Talentpools und Performance Marketing in Websuchmaschinen.