Fair Play in der Unternehmenskultur


Kolumne zur Fußball-WM 2014: Teil 10: Fair Play

Fußball und HR: Hier gibt es viele Parallelen. Die Redaktion des Personalmagazins schaut die WM durch die HR-Brille an und berichtet aktuell. Heute: Warum Fair Play auch außerhalb des Spielfelds zählt. 

Eine Fußball-WM lebt von Extremen: Die höchsten Siege mit dem größten Jubel treffen auf die schlimmsten Niederlagen mit den bittersten Tränen. Höhepunkt der WM 2014 war bisher das Match vom Dienstag, in dem Deutschland Brasilien mit 7:1 Toren besiegte. Aber auch auf andere Weise wird diese WM Berühmtheit erlangen, wenn auch eine traurige: Trotz aller Fair-Play-Bemühungen gibt es in fast jedem Spiel fiese Fouls, die allzu oft ungeahndet bleiben.

Ungeahndete Fouls brutalisieren die Spiele

Das brutalste Foul bisher war wohl das an Neymar, das dem Brasilianer einen Lendenwirbelbruch und damit das WM-Aus einbrachte. Doch das war nicht die einzige Attacke auf dem Feld, die gelb- oder rotwürdig gewesen wäre, aber nicht vom Schiedsrichter geahndet wurde. Man denke nur an Suarez, den Beißer. Darum stehen die Schiris und die Fifa auch im Fokus der öffentlichen Kritik – würden sie schneller pfeifen, würde sich die Brutalitätsschraube nicht immer weiter hochdrehen, so der Vorwurf. Die Fifa indes bestreitet, die Schiris angewiesen zu haben, in strittigen Situationen die gelbe Karte möglichst spät zu ziehen, um Sperren zu vermeiden.

HR muss die Unternehmenskultur prägen

In Unternehmen gibt es ebenfalls solche und solche Situationen im zwischenmenschlichen Bereich: Vergehen, die rechtlich geahndet werden können, aber auch solche, die zwar nicht illegal, aber illegitim sind. Doch während Compliance in aller Munde ist, wird Fair Play im Unternehmen oft vernachlässigt. In einer Befragung von Careerbuilder etwa beklagt sich jeder zweite Arbeitnehmer über mangelnde Wertschätzung. Der Wirtschaftsprofessor Michael Heuser fordert deshalb eine Remoralisierung in Unternehmen, die HR vorantreiben sollte: Es sei die Aufgabe starker Personaler im Unternehmen klarzumachen, dass nicht alles erlaubt sei, was nicht verboten ist, sagte er dem österreichischen "Standard".

Personaler sollten also darauf pochen, dass ein fairer Umgang miteinander in den Geschäftsbereichen eingehalten wird, für die sie zuständig sind – sie haben die Mittel und das Wissen eine faire Unternehmenskultur aufzubauen. Das sollten sie auch tun, wenn dies nicht explizit in ihren Zielen erwähnt ist und sie weder Lob noch Anerkennung dafür erhalten, wenn sie sich besonders für ein ethisches Miteinander einsetzen – ebenso, wie der Fußball-Weltmeister am Sonntag den Pokal nicht für Fair Play mit nach Hause nimmt.

Respektvolles Verhalten stärkt die Arbeitgebermarke

Wenn Personaler eine faire Unternehmenskultur aufbauen, schaffen sie auch einen großen Mehrwert für das Employer Branding. Denn vielen Fachkräften – an denen es ja häufig schon mangelt – sind die Werte des Unternehmens sehr wichtig: Einer Studie von Robert Half zufolge wünscht sich eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent der Befragten einen Chef, der sich fair verhält.

Fairness wäre ein Wert, der sich gut transportieren lässt nach draußen. Das gilt auch für ein gutes Bewerbermanagement: Denn es ist nicht rechtsverbindlich, einem Bewerber innerhalb einer bestimmten Zeit auf seine Bewerbung eine Rückmeldung zu geben. Aber es sollte zum guten Ton im HR-Bereich gehören, den Kandidaten als Menschen ernst zu nehmen und respektvoll zu behandeln. Das zahlt auf die Arbeitgebermarke ein.

Statistik zeigt gelbe Karten und Foulspiele

Einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge ist Deutschland übrigens der fairste WM-Teilnehmer – jedenfalls bis zum Viertelfinale. Die Analyse der Kölner Wirtschaftsforscher beruht auf der Zahl der gelben Karten und der verübten Fouls, die bis zum Ende der Achtelfinalrunde aufs Konto jeder Mannschaft gingen.

Hoffen wir, dass die deutschen Spieler diese Statistik weiterhin aufrechterhalten – und sich am Sonntag auch nicht zu solchen Spielereien hinreißen lassen, die zwar nicht mit bunter Pappe geahndet werden, aber trotzdem den Prinzipien eines fairen Spiels nicht entsprechen.

Autorin: Andrea Sattler ist Volontärin im Personalmagazin.