Girls' Day und Boys' Day: Berufswahl ohne Rollenklischees

Am 3. April 2025 ist Girls' Day und Boys' Day. Der bundesweite Aktionstag gegen Rollenklischees im Beruf findet seit 2001 statt. Wie hat sich das Berufswahlverhalten von Mädchen und Jungen seitdem verändert? Ein Blick auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Viele Ausbildungsberufe werden nach wie vor einseitig vor allem von Männern oder von Frauen gewählt. In einigen zeigen sich jedoch Verschiebungen hin zu einem ausgeglicheneren Geschlechterverhältnis, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Girls’ und Boys’ Days am 3. April mitteilt. 

Männeranteile in typischen Frauenberufen

So ist der Männeranteil unter den Neuauszubildenden im Friseurberuf deutlich gestiegen: Im Jahr 2023 war gut ein Drittel (34 Prozent) der 6.300 Auszubildenden mit neuem Vertrag männlich, zehn Jahre zuvor waren lediglich 13 Prozent der 10.900 neuen Ausbildungsverträge von Männern abgeschlossen worden. Auch unter den angehenden Fachverkäuferinnen und -verkäufern im Lebensmittelhandwerk ist das Geschlechterverhältnis deutlich ausgeglichener als vor zehn Jahren: 28 Prozent der 2023 neu abgeschlossenen 3.500 Ausbildungsverträge entfielen auf Männer. 2013 traf dies auf elf Prozent der 8.000 entsprechenden Verträge zu. 

Frauenanteile in typischen Männerberufen

Im selben Zeitraum ist auch der Frauenanteil in einigen männerdominierten Ausbildungsberufen deutlich gestiegen. So wurde 2023 in einem Fünftel (20 Prozent) der 7.500 Fälle die Ausbildung zu Tischlern und Tischlerinnen von Frauen begonnen. Zehn Jahre zuvor waren es lediglich elf Prozent der 7.600 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Ein weiteres Beispiel ist die Ausbildung zu Berufskraftfahrerinnen und -fahrern: 2023 schlossen Frauen elf Prozent der 2.800 Ausbildungsverträge ab. Zehn Jahre zuvor waren es lediglich drei Prozent der 3.200 neuen Verträge. 

Mehr Männer als Frauen absolvieren duale Ausbildung

Diese Anstiege fallen stärker ins Gewicht, wenn man berücksichtigt, dass deutlich mehr Männer als Frauen Berufsausbildungen im dualen System absolvieren und deren Anteil zudem gestiegen ist. Von den 479.800 Personen, die im Jahr 2023 in Deutschland einen entsprechenden neuen Ausbildungsvertrag abschlossen, waren 64 Prozent Männer, 36 Prozent Frauen. Im Jahr 2013 waren noch 60 Prozent von 521.500 Männer und 40 Prozent Frauen.  

Frauenanteil in MINT-Berufen nahezu unverändert

Die Ausbildung zu einem der sogenannten MINT-Berufe wird dagegen weiterhin ganz überwiegend von Männern ergriffen. 2023 waren zwölf Prozent der 170.100 Auszubildenden mit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in diesem Bereich Frauen. 2013 hatte der Frauenanteil elf Prozent betragen (159.300 Ausbildungsverträge). MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, darunter fallen Ausbildungsberufe wie Industriekaufmann und -kauffrau, Fachinformatikerin und Fachinformatiker oder Chemikant und Chemikantin. 

Berufswünsche entsprechen oft nicht dem Bedarf der Unternehmen

Insgesamt sind die Fachkräfteengpässe auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren gestiegen - auch weil die Berufswünsche junger Frauen und Männer oft nicht dem Fachkräftebedarf der Unternehmen entsprechen. Im Jahr 2024 blieben bundesweit 69.400 Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 13 Prozent des betrieblichen Angebots. Gleichzeitig hatten 70.400 junge Menschen zum Stichtag 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden.

Spektrum der Berufswahl insgesamt sehr eng - bei beiden Geschlechtern

Das Berufs- und Studienwahlspektrum von jungen Menschen in Deutschland ist nach wie vor sehr eng. Mehr als 66 Prozent der weiblichen Auszubildenden entscheiden sich für einen der 20 bei Frauen beliebtesten Ausbildungsberufe, mehr als 57 Prozent der männlichen Auszubildenden entscheiden sich für einen der bei Männern 20 beliebtesten Ausbildungsberufe - obwohl es mehr als 330 duale Ausbildungsberufe gibt.

Die aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dass bei Frauen geschlechterstereotype Berufsfelder wie Kauffrau für Büromanagement, zahnmedizinische Fachangestellte oder medizinische Fachangestellte weiterhin an der Spitze stehen. Bei Männern sind es Kfz-Mechatroniker, Fachinformatiker und Elektroniker.

Immerhin: Die Fachinformatikerin schafft es 2024 erstmals in die Top 20 der Ausbildungsberufe von Frauen. Mit einem Anteil von einem Prozent (1.917 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge) aller weiblichen Azubis landet sie auf Platz 20 und zeigt damit, dass immer mehr junge Frauen IT-Berufe für sich entdecken. Bei den Männern ist der Kaufmann für Büromanagement auf Platz 12 der beliebtesten Berufe gelandet.

Girls' Day und Boys' Day leisten Beitrag zur Berufsorientierung

Seit Jahren beklagen sowohl Schürlerinnen und Schüler als auch Unternehmen fehlende Orientierung bei der Berufswahl. Die jährlichen Girls' und Boys' Days sind eine gute Möglichkeit für angehende Azubis, sich über die vielfältigen Angebote der dualen Ausbildung zu informieren und für Unternehmen das Spektrum an Ausbildungberufen in ihrem Betrieb bekannt zu machen.

Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Girls' Day 2025 und zum Boys' Day 2025.


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dpa/Statistisches Bundesamt/BIBB

Schlagworte zum Thema:  Diversity, Ausbildung, Fachkräfte