Schnitzeljagd im Jobwald
Welche Ausbildungsbetriebe es in ihrer Stadt gibt und wie vielseitig eine duale Ausbildung ist, können Jugendliche bei einem Jobwalk selbst erkunden. Wo es langgeht, zeigt eine interaktive App auf dem Smartphone via GPS an. Die Idee hat das BWK Bildungswerk in Kreuzberg zunächst in der Bundeshauptstadt umgesetzt. Im Frühjahr 2023 wurden auch in Bonn und Augsburg Jobwalks realisiert.
Berufe zu Fuß entdecken
Die Jobwalks bieten niedrigschwellige Berufserkundung mit Bewegung im Freien. Ausbildungsbetriebe und Berufe werden sichtbar gemacht, ohne in die Betriebe zu gehen. Inzwischen gibt es in Berlin Jobwalks in Spandau, Mitte und Adlershof – in jedem Viertel jeweils vier Routen. Für die etwa 20 bis 30 Stationen benötigen die Jugendlichen etwa zwei bis drei Stunden. In Spandau und Berlin Mitte liegt der Schwerpunkt im Dienstleistungssektor und kaufmännischen Bereich, in Adlershof auf gewerblichen und technischen Berufen, vor allem aus dem MINT-Bereich.
So funktionieren die Jobwalks: Die Jugendlichen treffen sich an einem Startpunkt und folgen in Gruppen mit drei bis fünf Personen der Route. An den Stationen erhalten sie online Hinweise und Filme zu den Ausbildungsbetrieben. Unterwegs sind Quiz-Fragen zu beantworten. Für jede richtige Antwort gibt es Punkte. Gewonnen hat das Team oder die Person mit den meisten Punkten. Infos zu den Berufen und Links zu den Filmen stehen auch nach einem Jobwalk zur Verfügung. So können die Jugendlichen im Anschluss reflektieren, welche Betriebe und Berufe zu ihnen passen, und entscheiden, zu welchen Firmen sie Kontakt aufnehmen wollen.
Ausbildungsbetriebe werden in der Regel von den Veranstaltern angesprochen. Bei der Auswahl der Firmen wird darauf geachtet, dass diese bereits ausbilden und an dem Standort etabliert sind. Außerdem sollten die Unternehmen bereits über Filme zu ihren Ausbildungsberufen verfügen oder bereit dazu sein, Filmmaterial zu erstellen. Die Beteiligung ist für die Betriebe kostenfrei.
Fünf Berufe an fünf Tagen
In der Praktikumswoche, entwickelt vom 2021 gegründeten Startup Stafftastic, lernen Schülerinnen und Schüler jeden Tag während der Ferien ein neues Unternehmen in einem eintägigen Schnupperpraktikum kennen. So können sie an fünf Tagen fünf Berufe in fünf Unternehmen erkunden. Bisher fanden Praktikumswochen in 95 Regionen statt. Gut 6.000 Unternehmen und über 12.000 Schülerinnen und Schüler haben schon daran teilgenommen. Für die Unternehmen aus den beteiligten Regionen ist die Teilnahme einfach möglich: Sie erstellen auf der Praktikumswoche-Plattform eigene Praktikantenplätze und ordnen jedem der Plätze ein Berufsfeld zu. Zusätzlich legen sie fest, wann wie viele Praktikantinnen und Praktikanten aufgenommen werden können. Die Schülerinnen und Schüler geben ihre freien Tage sowie die für sie interessanten Berufsfelder an. Mit diesen Angaben plant die Plattform automatisch eine individuelle Praktikumswoche und matcht Unternehmen und Jugendliche.
Grüne Berufe im Feriencamp ausprobieren
Das eigenständige Erleben und Ausprobieren verschiedener Tätigkeiten stand im Mittelpunkt der "Boom-Feriencamps". Zwischen 2020 und 2022 nahmen 221 junge Menschen an den sechstägigen kostenlosen Feriencamps inklusive Übernachtung teil. Im Bereich Elektrotechnik installierten sie beispielsweise eine Fotovoltaikanlage als E-Bike-Ladestation und montierten einen Solarcharger fürs Handy sowie Solar-Leuchten. Im Bereich Kunststoffrecycling stellten sie Kugelschreiber aus eingeschmolzenen Flaschendeckeln und anderen sortenreinen Kunststoffen her. Ziel war es, den Jugendlichen aufzuzeigen, dass jeder Beruf das Potenzial hat, nachhaltiges Handeln zu integrieren. Die Feriencamps waren vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert, von Provadis umgesetzt und wurden von der Unesco ausgezeichnet. Die Förderung ist jedoch ausgelaufen. Das Aus- und Weiterbildungsunternehmen Provadis, das die Feriencamps umgesetzt hatte, will eine neue Berufsorientierungsreihe für Schülerinnen in Hessen sowie ein Werkstattprogramm zu den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung für Partnerschulen starten.
Dieser Beitrag ist erschienen in Personalmagazin Ausgabe 6/2023. Lesen Sie das gesamte Heft auch in der Personalmagazin-App.
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