Die Herausforderungen im HR-Management sind vielfältig, insbesondere wenn es um die Beurteilung von Fremdsprachenkenntnissen bei Jobinteressierten geht. Fehlende standardisierte Vorgaben erschweren den Vergleich der Sprachfähigkeiten und führen dazu, dass sich oft erst im fortgeschrittenen Bewerbungsverfahren herausstellt, dass die mitgebrachten Skills der Jobsuchenden für die vakante Stelle nicht ausreichend sind. So verlieren Unternehmen und das Personalwesen nicht nur wertvolle Zeit auf der Suche nach dem passenden neuen Teammitglied, sondern der holprige Recruitingprozess kostet schlichtweg auch personelle Ressourcen und damit Geld.
Per Link zum aussagekräftigen Sprachtest
Tests, um Sprachfertigkeiten festzustellen, optimieren diesen Prozess. Indem HR bereits in der Stellenbeschreibung nicht nur auf das gewünschte Sprachniveau hinweist, sondern auch einen offiziellen Nachweis dieses Niveaus verlangt, reduzieren sich die Zahl ungeeigneter Bewerbungen und die anfallende Arbeit deutlich. Jobinteressierte erkennen zudem auf einen Blick, ob sie die nötigen Voraussetzungen für die vakante Stelle mitbringen. Sind ihre Fertigkeiten ausreichend, sie aber nicht in Besitz eines offiziellen Nachweises der Sprachskills, hilft ein integrierter Link in der Jobbeschreibung. Über diesen gelangen Jobinteressierte zu dem jeweils passenden Sprachtest und können sich in bestimmten Kategorien bereits offiziell testen lassen oder einen Termin für die Testteilnahme vereinbaren.
Integrierte Sprachtests am Beispiel Air France
Wie die Integration der Sprachtests basierend auf dem CEFR in der Praxis aussieht, zeigt das Beispiel von Air France. Im Januar 2018 startete die französische Airline ein neues, über zwei Jahre laufendes Ausbildungsprogramm für zukünftige Airbus A320-Piloten und -Pilotinnen. Wer sich für das Programm mit dem Namen "Air France Cadets" bewerben wollte, musste nicht nur einen Bachelor-Abschluss mitbringen, sondern auch eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen. Neben einer guten körperlichen Verfassung und der Bereitschaft zum Reisen verlangte die Airline gute Englischkenntnisse und wies bei der Bekanntmachung ihres Ausbildungsprogramms darauf hin, dass die Sprachkenntnisse mithilfe des TOEIC Hör- und Lesetests (Test of English for International Communication) offiziell nachgewiesen werden müssten:
- Hörverständnis: In diesem Teil des Tests wird der Grad des Verständnisses des gesprochenen Englisch beurteilt. Er besteht aus hundert Fragen, die in je vier Kategorien unterteilt sind. Bei den Aufgaben geht es um Fragen zu Fotos, Gesprächen und Statements sowie zu kurzen Präsentationen. Insgesamt dauert dieser Test fünfundvierzig Minuten. Anschließend folgt die Prüfung des Schriftverständnisses.
- Schriftverständnis: In diesem Teil des TOEIC wird das Niveau des schriftlichen Englischverständnisses bewertet. Der Test besteht aus drei Unterkategorien. Ziel ist es, verschiedene Dokumente zu lesen und auch hier hundert gestellte Fragen zu beantworten. Die Dauer dieses Teils beträgt fünfundsiebzig Minuten. Der erste Teil besteht aus der Vervollständigung lückenhafter Sätze, der zweite aus der Vervollständigung von ganzen Texten und der dritte Teil aus der Lektüre verschiedener Inhalte.
Fortgeschrittene Englischkenntnisse offiziell nachgewiesen
Ziel dieser Tests ist es, festzustellen, ob die Bewerber und Bewerberinnen in der Lage sind, sich in jeder Situation im beruflichen, internationalen Kontext problemlos auf Englisch zu verständigen. Je nach Anzahl richtiger Antworten erhalten Testteilnehmende pro Test eine Punktzahl zwischen 5 und 495. Insgesamt forderte Air France von ihrem zukünftigen Flugpersonal eine Mindestpunktzahl von 850, was einem fortgeschrittenen Englischniveau B2 entspricht. Auf diese Weise stellte das HR-Management der Fluggesellschaft von Anfang an sicher, dass nur qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber weiter am Ausbildungsprogramm teilnehmen dürfen, und reduzierte den Arbeitsaufwand, der bei einem persönlichen Gespräch auf Englisch angefallen wäre.
"Der Zweck dieses Schulungsprogramms besteht darin, das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen, was natürlich auch die Rekrutierung neuer Piloten und Pilotinnen umfasst", sagte Didier Nicolini, im Jahr 2018 HR Director Pilot bei Air France, gegenüber Le Figaro. Die Fluggesellschaft plante damals, bis 2022 jährlich zwischen 200 und 250 Airline-Piloten und Pilotinnen einzustellen. "Immer mehr französische Unternehmen nehmen sich mittlerweile ein Beispiel an den Praktiken anderer internationaler Unternehmen, die in ihren Einstellungskriterien einen bestimmten TOEIC-Score verlangen", erklärte Laurence Carlinet, Director France ETS Global. "Die Airline ist weltweit für die Exzellenz seiner Piloten und Pilotinnen, der Besatzungen und weiteren Mitarbeitenden anerkannt und verlässt sich seit vielen Jahren auf TOEIC-Tests. Die Korrelation zwischen TOEIC-Ergebnissen und dem CEFR ermöglichte es Air France, das für die Einstellung erforderliche Mindestniveau an Englischkenntnissen genau zu bestimmen und unter der Vielzahl an Bewerbungen sofort zu erkennen, wer die gewünschten Skills mitbringt und wer nicht."
Mit Sprachtest wertvolle Zeit sparen
Das Beispiel Air France zeigt, dass die Einbindung des CERF beziehungsweise eines darauf basierenden Sprachtests in Recruitingprozesse Personalabteilungen den Arbeitsalltag spürbar vereinfachen kann. Natürlich funktioniert die Integration von Sprachtests nicht nur in großen Unternehmen oder Fluggesellschaften wie Air France. Auch kleine und mittelständische Firmen profitieren davon, bereits in der Stellenausschreibung deutlich zu machen, welche Sprachfertigkeiten sie sich wünschen. Denn unabhängig von der Größe des Unternehmens wird das HR-Management auf diese Weise stets Zeit einsparen, die es an anderer Stelle wertvoll investieren kann.