Die Deskless Workforce im Stress
Was bewegt die Deskless Worker? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Umfrage der Inform GmbH und der RWTH Aachen unter 500 Beschäftigten aus dem produzierenden Gewerbe. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich viele im Job nicht wohlfühlen: Mehr als ein Drittel der Befragten (39 Prozent) hatte in den vergangenen zwölf Monaten Kündigungsgedanken.
Deskless Worker leiden unter Arbeitszeiten und mangelnder Wertschätzung
Dabei spielt unter anderem eine Rolle, dass 47 Prozent der Befragten unter ihren Arbeitszeiten leiden. 70 Prozent gaben an, dass stressige Arbeitsbedingungen ein möglicher Kündigungsgrund wären. Weitere Hauptgründe für Kündigungsabsichten sind mangelnde Wertschätzung (71 Prozent) und schlechte Bezahlung (77 Prozent).
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es neuer Arbeitsweisen in der Schichtarbeit bedarf, um qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten. Demnach streben 41 Prozent der Deskless Worker nach einer besseren Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben sowie 35 Prozent nach einer stärkeren Beteiligung an Entscheidungsprozessen. "Die Studie hebt hervor, dass flexible Arbeitsmodelle und digitale Mitarbeitereinbindung der Schlüssel zu einer stärkeren Mitarbeiterbindung sind", fasst Dr. Kai Kreisköther, Bereichsleiter Workforce Management bei Inform, zusammen.
Stress und Burnout an der Frontline
Die Ergebnisse der "The State of the Frontline Workforce" Trendstudie 2024 von Quinyx sind noch drastischer. 1.800 Beschäftigte aus den Dienstleistungsbranchen Einzelhandel, Gastgewerbe und Logistik wurden dafür befragt. Von diesen sagten sogar 67 Prozent, dass sie im vergangenen Jahr darüber nachgedacht haben zu kündigen. Das ist eine Steigerung von 14 Prozent im Vergleich zu 2023 beziehungsweise 20 Prozent im Vergleich zu 2022.
In dieser Studie werden ganz ähnliche Gründe für eine mögliche Kündigung genannt: der Wunsch nach mehr Gehalt (47 Prozent), zu wenig Wertschätzung durch den Arbeitgeber (33 Prozent), fehlende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung (29 Prozent) sowie eine fehlende Work-Life-Balance (23 Prozent).
76 Prozent der Befragten der Quinyx-Studie geben an, dass sie arbeitsbedingten Stress erleben. Beim Großteil der operativen Mitarbeitenden führt der Stress zudem zu Burnout-Symptomen. Hinzu kommen unter anderem Schlafstörungen (47 Prozent), Motivationsverlust (42 Prozent) und depressive Stimmungen (37 Prozent). Lediglich zehn Prozent geben an, dass sie bis jetzt an keinem der in der Studie genannten Symptomen gelitten haben.
New Work für die Deskless Workforce
Die Inform-Studie macht ebenfalls deutlich, dass viele Deskless Worker (47 Prozent) gesundheitlich unter ihren Arbeitszeiten leiden. Flexiblere Schichtpläne könnten Abhilfe schaffen. Zwar ist ein großer Teil der Befragten skeptisch gegenüber flexiblen Arbeitsmodellen – nur 17 Prozent sehen darin ein starkes Kriterium bei der Jobwahl. Aber immerhin 64 Prozent der Deskless Worker wünschen sich, dass ihre Arbeitszeitwünsche bei der Schichtplanung berücksichtigt werden. Die Studienautoren folgern daraus: Die traditionelle Fokussierung auf die Auslastung der Maschinen sollte zunehmend der Verfügbarkeit von Mitarbeitenden als zentrale Ressource weichen.
Arbeitszeit-Experten wie Guido Zander würden die These stützen, dass die Flexibilisierung der Schichtarbeit das "New Work für Deskless Worker" darstellt. Dazu gehörten direkte Interaktionen der Mitarbeitenden mit der Personaleinsatzplanung durch Wunschschichten, Schichttausch und Abwesenheitsmeldungen sowie die effiziente Einplanung von Teilzeitkräften und die Reduktion von Leerzeiten. Die Inform-Studie bringt vielfältige Arbeitszeitwünsche der Deskless Worker zutage: mehr Nachtschichten, Mama-Zeiten (8 bis 15 Uhr) und Arztbesuche sowie eine Viertagewoche, Arbeitszeitverkürzungen und mehr freie Tage.
Fachkräfte stehen neuen Technologien positiv gegenüber
Auch zu Zukunftstechnologien hat die Deskless Workforce eine klare Meinung, wie die Quinyx-Studie zeigt: Mehr als die Hälfte findet, dass Technologien wie KI, QR-Codes, Selbstbedienungsterminals oder Roboter ihre Arbeit in Zukunft positiv beeinflussen werden. Die meisten Befragten glauben, dass diese Technologien die Qualität ihrer Arbeit verbessern (65 Prozent) und sie effizienter gestalten werden (54 Prozent). Nur elf Prozent der Befragten sind neuer Technik gegenüber negativ eingestellt, da sie sich Sorgen machen, dass dadurch Arbeitsplätze im eigenen Fachbereich wegfallen könnten oder dass die Technik nicht funktioniert.
Wenn die technische Ausstattung am Arbeitsplatz nicht auf dem neuesten Stand ist, kann das zu Frust in der Belegschaft führen, wie Erik Fjellborg, Gründer und CEO von Quinyx berichtet: "Operative Mitarbeitende sehen den Wert der Digitalisierung und der Flexibilität, werden von ihren Unternehmen jedoch häufig ausgebremst." 34 Prozent der Befragten seien der Meinung, dass ihre Arbeitgeber nicht genug Technologie zur Verfügung stellen.
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