Zusammenfassung
Die Digitalisierung verändert auch die Arbeitswelt. Das betrifft die Ausbildung und das Thema permanente Weiterbildung. Das betrifft die Arbeitsorganisation in den Unternehmen, die Arbeitszeiten und die Arbeitskultur insgesamt. Die Menschen haben Ansprüche an ihre Arbeit. Sie möchten diesen Teil ihrer Lebenszeit mitbestimmen. Sie möchten sich einbringen, die Ziele formulieren und an den Ergebnissen ihrer Arbeit partizipieren. Die Hierarchie in der betrieblichen Organisation wandelt sich zur Team- und Projektarbeit. Vorgesetzte werden zu Coaches, Mitarbeiter zu Experten. Sie verantworten Projekte. Mitarbeiterführung wird zum Coaching.
Soweit die Visionen einer digitalen Arbeitswelt. In der Realität bestehen traditionelle hierarchische Arbeitsformen, Team- und Projektarbeit, Homeoffice und ausgelagerte Arbeitsplätze in Gründerzentren und Inkubatoren nebeneinander – je nach Unternehmensgröße, Branche, Innovations- und Digitalisierungsgrad. In vielen Unternehmen gibt es altmodische Mitarbeiter und technikaffine Individualisten, die mit- oder bisweilen auch gegeneinander arbeiten. Altes Arbeitswissen geht verloren, neue Ideen entstehen, werden verworfen oder zu neuen Standards. Es gibt Parallelkulturen und Unternehmen, in denen die eine Abteilung nicht weiß, was die andere gerade tut. Es herrscht Untergangs- und Aufbruchsstimmung gleichzeitig. Dagegen steht: In manchen Firmen ist man schon viel weiter. Die neuen Strukturen haben sich bereits gebildet, die neuen Arbeitsabläufe haben sich eingespielt.
Für alle personalverantwortlichen Geschäftsführer ist die Zeit des Verwaltens vorbei. Es geht darum, den Prozess mitzugestalten, langjährige Mitarbeiter einzubinden, die richtigen neuen Mitarbeiter zu finden und die gesamte Belegschaft auf die Unternehmensziele hin zu führen.
1 Die Mitarbeiter mitnehmen
1.1 Künstliche Intelligenz
Wenn in den Betrieben über Digitalisierung diskutiert wird, wird es schnell irrational. Ängste, falsche Vorstellungen von der Dynamik und Unwissen prägen den Ton besonders vieler älterer Mitarbeiter. Vielen jüngeren Mitarbeitern geht es nicht schnell genug. Als Geschäftsführer sind Sie gut beraten, wenn Sie Sachlichkeit vorgeben und so dafür sorgen, dass die Mitarbeiter nicht aussteigen oder sich verweigern. Hier die zentralen Thesen der "Delphi-Studie 2050 – die Zukunft der Arbeit der Bertelsmann-Stiftung" zur Robotik/KI:
- Was wirklich passiert, ist an uns zu entscheiden, und wird nicht unwiderruflich vorherbestimmt durch den Weg, den die technologische Entwicklung nimmt.
- Die technologische Entwicklung ist unausweichlich, und damit wird alles automatisiert, was automatisiert werden kann. Wir müssen daher schnell anfangen zu diskutieren, wie eine Welt ohne Arbeit aussehen kann.
- Die Technologie verbessert die menschliche Arbeitsleistung, es kommt zur Symbiose von Mensch und Maschine.
- Letztlich werden wir diese Technologien gar nicht mehr unterscheiden können, weil sie verschmelzen. Und sie alle tragen zur Entstehung eines "globalen Gehirns" bei, das unsere Arbeit überflüssig macht.
- Viele glauben nicht, dass selbst lernende künstliche Intelligenz vor 2050 umgesetzt werden kann.
Ängsten vorbeugen
Wichtig ist, dass die Mitarbeiter nicht zumachen, sondern ihre Motivation zum Thema Digitalisierung einbringen. Als Geschäftsführer geben Sie den Stil und die Argumentationslinie vor – und nehmen Ihren Mitarbeitern damit zugleich Ängste.
1.2 Learning Journey
Wie viel Zeit beanspruchen Ihre Mitarbeiter für die Weiterbildung? Der Begriff "beanspruchen" ist absichtlich gewählt. Denn es geht darum, sich nicht nur das Nötigste anzueignen, um die täglichen Herausforderungen zu leisten. Es geht darum, den Horizont zu erweitern. Den Markt nicht nur aus der Perspektive des Arbeitsplatzes zu sehen, sondern aus der Sicht des digitalen Kunden zu erleben.
Allerdings können es sich nur einige große Unternehmen (Beispiele: Siemens, Deutsche Post und Deutsche Bahn, Springer) leisten, Ihre Führungskräfte und Techniker für ein paar Monate ins Silicon Valley zu schicken, um die neue Denke und die veränderten Arbeitsweisen, die mit der Digitalisierung einhergehen, vor Ort kennen zu lernen. Für kleinere Unternehmen genügen dazu ein paar gezielte und gut vorbereitete Tage Einblick in die Digital- und StartUp-Szene in Tel Aviv, Berlin oder im regionalen Gründerzentrum.
Stichwort: "Learning Journey" – Reisen im Auftrag des Unternehmens, um sich neue Sichtweisen und Innovationsverfahren zu erschließen. Kleinere Firmen mit bewährtem Geschäftsmodell sind aber gut beraten, wenn sie zunächst einen Informationspool für ihr Geschäftsfeld aufbauen, in dem alle Informationen gebündelt und gesammelt werden, die die Zukunft der Branche betreffen.
- Nutzen Sie Branchen-Informationen Ihres Verbandes und Weiterbildungsangebote zum Thema Digitalisierung.
- Richten Sie einen Google Alert Assistenten ein, der entsprechende Branchen-Infos systematisch anzeigt (Stichworte: Digitalisierung + Branche/Produkt-Portfolio),
- Nehmen Sie eine Auszeit, um gemeinsam mit allen Mitarbeitern über die Zukunft des Unternehmens...