§ 1 Bestand und Reichweite erteilter Vollmachten / 2. Bevollmächtigter

Rz. 12

Wer den Bevollmächtigten kennt bzw. ihn zu kennen glaubt, kann ihn direkt anschreiben und mit dem Widerruf die Rückgabe der Vollmachtsurkunde verlangen.

Rz. 13

Muster 1.1: Widerruf der Vollmacht und Rückgabe der Urkunde

Muster 1.1: Widerruf der Vollmacht und Rückgabe der Urkunde

An Herrn _________________________

Widerruf der Vollmacht von Herrn _________________________, verstorben am _________________________.

Ausweislich beigefügter Vollmacht vertrete ich Herrn _________________________.

Mein Mandant ist Alleinerbe nach Herrn _________________________. Eine Kopie des Alleinerbscheins habe ich beigefügt. Hier ist bekannt, dass der Erblasser sie mit mehreren Vollmachten ausgestattet hatte. Namens und im Auftrag meines Mandanten erkläre ich hinsichtlich sämtlicher erteilter Vollmachten den

Widerruf

und fordere Sie gleichzeitig auf, die Vollmachtsurkunden einschließlich sämtlicher Abschriften unverzüglich, spätestens aber bis zum _________________________ zu meinen Händen zurückzugeben.

Weiterhin fordere ich Sie auf, mir bis zum vorgenannten Datum mitzuteilen, ob, an wen und in welchem Umfang Sie Untervollmachten erteilt haben.

Klarstellend weise ich darauf hin, dass Sie ab sofort nicht mehr im Namen des vormaligen Vollmachtgebers handeln dürfen und Sie andernfalls haftbar gemacht werden.

Rechtsanwalt

Rz. 14

Auch, wenn nur eine Vollmacht bekannt ist, schadet es nicht, im Anschreiben mehrere Vollmachten zu behaupten. So ist nie auszuschließen, dass mehrere Vollmachten erteilt wurden und der Bevollmächtigte auf ein entsprechendes Schreiben nur eine Vollmachtsurkunde zurückgibt und mit der anderen Vollmachtsurkunde weiterverfügt.^[6]

Auch der Gefahr des Missbrauchs, die durch fortbestehende und ungeachtet des Widerrufs der Hauptvollmacht weiter wirksame Untervollmachten besteht, muss durch Aufforderung zur Auskunft entgegengewirkt werden (vgl. Rdn 42).

Rz. 15

Die Urkunde ist auch dann zurückzugeben, wenn sie noch andere Erklärungen enthält, die Rückgabepflicht bezieht sich auch auf Abschriften.^[7] Ein Zurückbehaltungsrecht besteht nicht.^[8]

Zu den Einzelheiten der Erklärung des Widerrufs (siehe § 2 Rdn 7 ff.).

[6] Der Rechtsanwalt geht immer den sicheren Weg, wenn er vorsorglich alle Vollmachtsurkunden zurückverlangt. Es ist vorgekommen, dass eine ältere privatschriftliche Vollmachtsurkunde zurückgegeben wurde, auf die allein im Aufforderungsschreiben Bezug genommen wurde, und unbekannt war, dass der Erblasser nachfolgend eine fast inhaltsgleiche notarielle Vorsorgevollmacht erteilt hat, mit der weiter verfügt wurde.

[7] Vgl. Grüneberg/Ellenberger, § 175 Rn 1.

[8] OLG Köln MDR 1993, 512.